Fair Play hängt vom SR ab?

  • Seh ich auch so. Ein wenig sind wir auch dafür verantwortlich, gestern z.B. ist mir das Spiel etwas entglitten und sofort wurde das Spiel sofort härter.
    Aber die Aussage, dass die Begründung die Hauptsache ist, halte ich für abenteuerlich. Ich kann doch auf dem Platz meine Entscheidung nicht 22 Spieler inklusive Trainern erklären. Das geht mal, wenn man einen selten Vorfall hat, aber nicht bei jeder Entscheidung. Und das ist auch ein Teil des Problemes. Oft genug versuchen Spieler mich von ihrer Meinung zu überzeugen, auch wenn sie 30 Meter vom Geschehen entfernt, während ich 5 Meter davon entfernt bin. Manche Spieler glauben mir einfach nicht, dass ich Recht habe. Das hab ich natürlich nicht immer, aber trotzdem oft genug.
    Und bei diesem Artikel zeigt sich wieder die Ungerechtigkeit im Fussball. Wer wird hier gefragt? Nicht die Schiedsrichter , nicht die Trainer, nicht die neutralen Zuschauer, nur die Spieler. Und das wurmt mich. Keine Sau interesiert sich für unsere Meinung.

  • Ich würde nicht sagen, dass Fair Play nur an uns hängt, aber wir schon daran beteiligt sind. Nehmen wir an, ich pfeife ein Foul. Der Spieler schaut mich nur fragend an. Wenn ich nicht klar mache, was ich gepfiffen hab (z.B. durch ein Zupfen an meinem Trikot für's Halten), dann wird er es wieder machen. Irgendwann ist es dann soweit, dass er gelb bekommt. Erkläre ich kurz und bündig durch eine einfache Geste was falsch war und warum ich gepfiffen habe, dann wissen die meisten Spieler Bescheid. Dadurch wird das Verhalten im Optimalfall eingestellt. Weiterhin trägt eine klare Linie des SR dazu bei, dass sich die Emotionen nicht unnötig aufbauen.
    Außerdem trägt das generelle Auftreten des SR noch dazu bei. Gehe ich arrogant rein oder kann auch mal mit einem Spieler lachen. Folgendes ist einem meiner letzten Herrenspiele passiert:
    Ein Spieler hält zwei Mal einen Spieler fest, jedes Mal kann ich aber auf Vorteil entscheiden, nur ist der Ball nie ins Aus gegangen. Lauf ich nach dem zweiten Vorteil (als der TW den Ball hatte) neben den Spieler zurück und sag zu ihm so etwas wie:"Passen Sie mit Ihren Händen auf." Ein Mitspieler hat es auch gehört und sagt: "Er betoucht halt gerne andere Leute." Alle drei kurz geschmunzelt und weiter ging es. Der Spieler hat im ganzen Spiel nicht mehr gehalten.
    Was ich also damit sagen möchte, klar ist Fair Play keine reine Sache des SR, aber eben auch keine reine Sache der Spieler. Wir können einen Spielablauf beeinflussen und durch eine klare Linie vorbeugen. Verpassen wir diese Chance einzugreifen, dann sinkt auch der Fair Play Gedanke á la "Die durften das ja auch." Natürlich gibt es auch Spieler, die generell einen geringeren Fair Play Gedanken haben, dass will ich nicht abstreiten, aber so Unwahr ist der Artikel nun auch nicht, wenn man bedenkt, was auch so mancher SR zu einem Spieler mal sagt.

  • Ich nehme das mal als Spielermeinung zur Kenntnis, aber da habe ich wohl ein anderes Verständnis von Fair Play. Ich brauche für Fair Play jedenfalls keinen Schiedsrichter. Fair Play heißt ja gerade, dass man sich keinen unredlichen Vorteil verschafft, selbst wenn der SR diesen nicht bemerken würde.


    Die Aussage, dass falsche oder schlecht kommunizierte Entscheidungen des SR der Auslöser für unfaires Verhalten der Spieler sein soll, ist ja auch der Oberknaller.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Die Aussage, dass falsche oder schlecht kommunizierte Entscheidungen des SR der Auslöser für unfaires Verhalten der Spieler sein soll, ist ja auch der Oberknaller.


    Das ist sicher die subjektive Wahrnehmung der Spieler, aber es hat doch schon jeder mal erlebt, dass nach vermeintlichen Fehl- bzw. unpopulären Entscheidungen der Spielcharakter gekippt ist und es zwangsläufig zu vermehrten persönlichen Strafen (=unfaires Verhalten) kommt.


    Zum Bericht, knapp 120 Teilnehmer halte ich nicht für gerade repräsentativ, aber ich kann einiges durchaus nachvollziehen.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Was damit gesagt wird: wenn dem Schiedsrichter ein Spiel "entgleitet" wird es unfairer...klar klopp ich als Spieler doch eher einen Gegner um wenn der ungestraft meine eigenen Mannschaftskameraden umkloppt und der Schiedsrichter dann meine Fouls wahrscheinlich auch durchgehen lässt.


    Und wenn manche Schiedsrichter eher ihr Spiel entgleiten lassen haben die dann eine schlechtere Statistik als andere Schiedsrichter, unter denen das Spiel dann mit weniger Fouls und Eskalationspunkten und daher "fairer" abläuft - dafür brauch ich keine Studie.

  • Ich muss den Eckpunkte der Studie durchaus recht geben. Nicht umsonst hat unser DFB-Lehrwart Lutz Wagner einen Vortrag mit Thema "Leiten statt pfeifen." Die Kommunikation mit Spielern ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Wenn ich als SR das Gespür dafür habe wo gleich ein Spieler hoch geht, kann ich durch Kommunikation einige Karten verhindern. Wenn ich frühzeitig bei kritischen Situationen eingreife kann ich auch viele Unsportlichkeiten verhindern. Sowas kann man aber nicht in einem lehrgang vermitteln, dass ist ein Prozess der mit Erfahrung kommt.
    Zudem ist es doch genauso wie im Beruf: Wenn ich jemanden unsympathisch find eund denke der verarscht mich, dann schaue ich doch auch wie ich ihm umbemerkt einen reinwürgen kann. Genauso ist es als Spieler doch mit dem SR. Wenn ich mit dem nicht grün bin, dann werde ich mit Sicherheit nicht versuchen ihm in seiner Spielleitung zu helfen.
    Das Ziel des SR kann aber auch nicht sein sich mit allen gut zu verstehen. Es gibt nunmal Härtefallentscheidungen die manche Spieler nicht verstehen können und wollen. Dadurch ergeben sich automatisch negative Empfindungen bei den Spielern.


    Aus meiner Sicht ist das mal wieder eine Studie unter dem Motto: Lesen, verstehen und im Hinterkopf behalten.

  • Ich denke man darf Ursache und Wirkung nicht verwechseln.
    Meine ehrliche Meinung ist: da wo FairPlay gelebt wird, brauche ich keinen Schiedsrichter. Ganz einfach, ganz simpel.
    Da, wo kein FairPlay gelebt wird, brauche ich Schiedsrichter, die das Ganze im Rahmen steuern und natürlich präventiv agieren können und sollen. Aber die allererste Frage geht an die Spieler. Brauchen sie überhaupt einen Schiedsrichter? Ja = FairPlay steht nicht an erster Stelle.

  • Moin,


    also ich kann mich bei diesem Thema auf mein Spiel von vorgestern beziehen; als da ein kleiner gewachsener Außenverteidiger versuchte, den 1,5 Köpfe größeren Stürmer zu halten, ihm dies aber trotz "Klammergriff" nicht gelang. Da meinte ich auch so zu ihm "Nr. 3, nächstes Mal lassen wir aber die Hände weg!" - Ergebnis: er hielt für die restl. Spielzeit stets die Hände demonstrativ nach oben und die anderen Spieler (Gast und Heim) sahen, dass ich darauf achte! ;)


    Außerdem versuche ich durch deutliche Signale die Klarheit in meiner Außenwirkung zu erzielen, sprich: ich mache deutlich, warum ich gepfiffen habe, das "Arm angelegt" kein Handspiel ist oder wenn sich eine Vorteilssituation ergibt, durch "Vorteil, weiterspielen!"
    Genauso ist es, wenn gefoulte Spieler sich lautstark aufregen ("eyyyy, Herr Schiedsrichteeeer!"); hier warte ich bewusst 1,2 Sek. ab und gehe direkt zu diesen hin, sage/zeige ihnen deutlich, dass ich das Foul gesehen und eine Spiel- sowie evtl. eine persönl. Strafe ausgesprochen habe. Erst danach lasse ich das Spiel weiterlaufen.


    Somit habe ich in diesem Bereich keinerlei größere Probleme und entsprechend auch keine Reklamationen was dies angeht...das ermöglicht mir auch, unnötige :gelbe_karte: zu verteilen! ;)


    --> Resultat: ich komm im Schnitt mit 1-2 Gelben/Team aus und bin auch ganz zufrieden damit! :)

  • Es gab mal einen schlauen Philosophen, der Moralität versucht hat zu erklären. Er postuliert sie als gesellschaftliche Entwicklung. Es beginnt bei absoluter Unmoral - alles ist erlaubt - und führt über eine Gerechtigkeitsmoral - wenn der mir, dann ich ihm - zu einer letztlich menschenwürdigen obersten Stufe. (Auch wenn er mir, dann ich gerade nicht ihm.)
    Gerechtigkeitsmoral sieht man in der Entwicklungspsychologie in der 2. - 7. Klasse. Danach erwartet man von Jugendlichen, dass sie das trennen können. Also wenn ich Herrenmannschaften leite, dann erwarte ich das auch. Nur weil ein Polizist nicht der schnellste ist, rechtfertigt das keinen Mord mit anschließender Laufflucht,...
    Bei solchen ethischen Haltungen stellen sich bei mir im Kopf sämtliche Warnlampen auf Rot,... :rote_karte:

  • Nur weil ein Polizist nicht der schnellste ist, rechtfertigt das keinen Mord mit anschließender Laufflucht,...

    Ich würde es eher so vergleichen: Wenn ein Ladenbesitzer immer unfreundliche zu mir ist und permanent versucht mich zu behumpsen, dann werde ich ihn nicht darauf hinweisen das er mir 2 Euro zu viel Wechselgeld rausgegeben hat. Anders sieht es aus wenn ich eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm habe.

  • Das ist ein weniger drastisches Beispiel und doch nur "Gerichtigkeitsmoral". "Wie du mir, so ich dir."


    Vielleicht bin ich einfach ein dummer Idealist, aber wieso sollte ich ihm 2€ klauen, nur weil er unfreundlich war?


    Die Verantwortung für einen fairen Umgang trägt jeder und ausnahmslos jeder, egal was der andere macht. Nichts entbindet mich da meiner Verantwortung, weder der unfreundliche Ladenbesitzer, noch der langsame Polizist oder gar der Schiedsrichter der vermeintlichen Schrott pfeift.

  • Vielleicht bin ich einfach ein dummer Idealist, aber wieso sollte ich ihm 2€ klauen, nur weil er unfreundlich war?


    Weil du dann 2.-€ mehr in der Kasse hast, ganz einfach.


    Mir wird das ganze zu philosophisch, wenn mich ein Ladenbesitzer bescheissen möchte dann bescheisse ich ihn auch und kaufe zukünftig woanders. Ganz einfach.


    Als SR trage ich Verantwortung für das Spiel und den reibungslosen Ablauf des Spielgeschehens, inkl. Schutz der Spieler und Durchsetzung der Regeln. Ich bin NICHT für irgendwelche menschliche / geistige / entwicklungstechnische Störungen der Spieler verantwortlich, und werde einen Teufel tun zu versuchen, diese Störungen zu korrigieren.
    Ich agiere und reagiere im Sinne der Regeln, und das konsequent.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Nur kommt man leider irgendwann in arge Bedrängnis, oder fängst du auch an Spieler zu beleidigen, weil sie dich beleidigen? Ich vermute mal nicht.


    Der Punkt ist doch, dass jeder die Verantwortung trägt, dass nicht nachher 40 Leute mit Fäusten um sich schlagen usw. Alles andere lass ich jetzt mal, es läuft ja nur aufs gleiche Statement raus.

  • Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Marmelade Fett enthält, Fett enthält. So beginnt ein bekanntes Kinderlied. Und genau so viel halte ich von sogenannten wissenschaftlichen Untersuchungen. Es mag ja sein, dass der Schiedsrichter einen geringen Anteil am Fair-Play-Verhalten von Spielern hat, aber verantwortlich sind in erster Linie schon die Mannschaften und die dazugehörigen Offiziellen und auch die Zuschauer. In einem Feldversuch probiert der Bayerische Fußballverband derzeit einen Spielbetrieb bei den F-Junioren in einer sogenannten "Fair Play Liga". Hier wird ohne Schiedsrichter gespielt. Nur die Trainer dürfen am Spielfeldrand stehen. Die Zuschauer (meist Eltern) müssen 20 Meter Abstand halten. Wenn sich die Kids nicht einigen können, dürfen die Trainer eingreifen, wie auch immer das erfolgen soll. F-Junioren, da sollte es schon noch funktionieren; denn die Kids spielen ja auch noch am Bolzplatz und auch da gibt es Freistöße und Elfmeter, alles selbst ausgehandelt. Aber schon wenn man diesen Versuch auf ältere Jahrgänge ausweiten würde, kann ich mir nicht vorstellen, dass das lange gut geht. Fair play geht immer von den Spielern aus, der Schiedsrichter greift nur ein, wenn die Spieler die Regeln des Fair play nicht einhalten. Ihm also einen großen Teil der Verantwortung für Fair play zu übertragen ist einfach nur falsch, passt aber auch gut in eine Zeit in der es gerade in ist, den Schiedsrichtern die Schuld an allem zuzuschieben. An Niederlagen, ja da waren wir ja schon immer schuld; am schlechten Spiel sicher auch, weil wir zu kleinlich gepfiffen haben und nun auch an mangelnder Fairness, weil der Schiedsrichter ja vorausschauend die Regelverstöße hätte verhindern können. Wenn es allgemeiner Glaube ist, dass der Schiedsrichter jegliche Unfairness verhindern könnte, dann werden die Schiedsrichter auf einen hohen Thron gehoben. Da würde ihnen aber auch viel mehr Respekt zustehen.

  • "Wichtig sei, wie die Entscheidung begründet werde."


    Ja warum muss ich denn als SR so viele Entscheidungen erklären? Weil die Regelkenntnis oft zu wünschen übrig lässt und z. B. einige Fußballer auch mit 20 Spielzeiten Erfahrung nicht wissen, was ein gehobener Arm bei der Freistoßausführung bedeutet.


    Für mich ist der zentrale Punkt hier das mangelnde Verständnis für das Handeln des SR. Und das liegt sehr oft an mangelnden Regelkenntnissen.

  • Aber schon wenn man diesen Versuch auf ältere Jahrgänge ausweiten würde, kann ich mir nicht vorstellen, dass das lange gut geht.


    das klappt sehr wohl. Meines Wissens nach werden Auswahlspiel im NFV bis zur B-Jugend(@Falkao:korrigiere mich wenn ich das falsch habe-bin mir nicht ganz sicher) ohne Schiedsrichter betrieben. Und bisher höre ich von der Seite keinen Beschwerden....

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.