Rafati erhebt schweren Vorwurf gegen Fandel

  • Ja, durch die Echo-Verleihung hat es sich verschoben.


    Ich habe die Sendung gesehen. Rafati war und ist noch krank, das konnte man gestern sogar als Laie merken. Insofern kann ich seine Vorwürfe auch nicht wirklich einordnen. Mit der Wortwahl, mit der er die Vorwürfe Richtung Fandel und auch Richtung Hellmut Krug formuliert, ist aber wirklich krass. Er redete gestern etwa zehnmal von "menschenverachtendem Verhalten" durch Fandel, von seelischen Verletzungen, von fehlender Rückendeckung etc. Die Vorwürfe Richtung "neuer Führung", wie er das immer formulierte, waren harsch. Zwischen den Zeilen waren deutliche Vorwürfe an Fandel und Krug bzgl. dem Verlauf seiner Krankheit herauszuhören und auch Beckmann wollte ihn irgendwann etwas bremsen, indem er sagte: "Herr Rafati, gehen Sie damit jetzt nicht zu weit?". Laut Beckmann ließ sich Fandel aufgrund der Vorwürfe Rafatis ersteinmal für eine Woche krankschreiben. Auf Beckmanns Frage, ob Rafati mit den beiden nun nicht genau das mache, was er ihnen vorwirft, antwortete er auch nur zögerlich.


    Dabei waren die Vorwürfe gegen Fandel und Krug nur sehr unkonkret, lediglich auf ein konkretes Zitat (Fandel soll gesagt haben: "Babak, jeder Schiedsrichter darf Fehler machen, nur Du nicht") berief er sich ständig. Ich befürchte, wir steuern hier auf den nächsten Schlammschlacht-Skandal zu, wenn Krug oder Fandel sich nun dazu hinreißen lassen, sich in der Öffentlichkeit dazu näher zu äußern und dabei Rafati angreifen.

  • Moderatorenhinweis


    Ich habe die beiden Themen aufgrund des großen inhaltlichen Zusammenhangs zusammengefügt.

  • Ich habe für die ganze Debatte inzwischen wenig Verständnis und komme immer mehr zur Überzeugung, dass es NUR um die Vermarktung des Buches geht.


    Wir reden hier über Leistungssport, Schiedsrichterei auf höchstem Niveau !!! Irgendwann ist Joachim Löw auch noch für den Karriereknick eines jungen Spielers verantwortlich, den er 1x für die Nationalmannschaft nominiert hat und der dann die Erwartungen leider nicht mehr erfüllen kann, das nicht verkraftet und das Saufen anfängt ...

  • Babak Rafati machte auf mich während des gesamten Interviews einen völlig authentischen Eindruck.


    Ich hatte zu keinem Zeitpunkt ansatzweise das Gefühl, dass es ihm in berechnender Art und Weise auf die Vermarktung sein Buches ankam.


    Seine Worte zeugten von Demut und offenbarten ohne irgendwelche Vorbehalte seine Gefühle während seiner schwersten Zeit als Schiedsrichter. Sollte Fandel ihm gegenüber tatsächlich den viel zitierten Satz gesagt haben, sollten wir uns selbst Fragen, was so eine Aussage für uns bedeutet hätte. Auf mich hätten derartige Worte ebenfalls ein außergewöhnlich destruktive Wirkung gehabt. Ich kann die Gefühlswelt Rafatis nachvollziehen.


    Nach Robert Enkes Tod wurde viel geredet. Gleiche Personen redeten nach Rafatis Selbstmordversuch wieder - nur nicht mit Rafati.


    Rafati zeigte gestern bei Beckmann alle Charakterzüge, die von einem Topschiedsrichter erwartet werden. Selbstreflexion und Selbstkritik. Die Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen. Und den Mut, etwas zu sagen, was andere nicht sagen würden und teilweise auch nicht gerne hören werden.


    Rafati gelang als gebrochener Mann ein starker Auftritt. Dafür hat er mein Respekt und ich sehe einige Dinge jetzt anders.

  • hier nochmal die komplette Sendung


    ARD Mediathek

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Für mich geht Babak hier eindeutig zu weit, er reisst einen Satz aus dem Zusammenhang "Jeder darf Fehler machen nur du Babak nicht", ich finde diesen Satz nicht unbedingt skandalös und bei seiner Situation in der Öffentlichkeit ist das für mich eine logische Aussage, wenn jemand im Blickpunkt steht dann darf er sich eben objektiv betrachtet keine Fehler leisten weil sonst das Donnerwetter kommt, ja das ist vielleicht nicht besonders einfühlsam aber mit Mobbing hat das nichts zu tun. Was mich aber richtig ankotzt ist das er Fandel "systematisches Mobbing" vorwirft und dann ernsthaft erzählen will ich erzähl ja nur was mir passiert ist ich will niemanden an den Pranger stellen, er unterstellt absichtliches gezieltes Mobbing das hat nichts mehr mit irgendwelchen Erfahrungen zu tun.


    Fandel hat sich im Zuge dieser Aussagen übrigens für eine Woche krankschreiben lassen, das sollte jedem klar machen wie daneben diese Aussagen sind und ich kann hier Fandel verstehen ihm wird hier quasi vorgeworfen der Auslöser für den Selbstmord gewesen zu sein und ich bin mal gespannt ob er rechtliche Schritte einleitet denn das hat teilweise schon was mit Verleumdung zu tun.

  • Ich bin froh, dass es bei uns keinen Profi-Schiedsrichter gibt.
    Denn dadurch, dass es auch für die Kollegen in den Eliteklassen "nur" Hobby/Nebenjob ist, hat JEDER und zwar IMMER die Möglichkeit zu sagen, okay, ich möchte nicht mehr. Der Druck ist mir zu hoch, der Stress zu viel, etc. Die Möglichkeit hätte auch ein Babak Rafati gehabt. Aber er hat sie nicht genutzt, will jetzt andere dafür in die Verantwortung nehmen. Das geht aus meiner Sicht nicht. NIEMAND wird gezwungen, sich auf das System einzulassen. Wer es dennoch tut, muss mit den Nebenwirkungen leben können oder es eben lassen. Wer es nicht lässt, kann also entweder damit umgehen, oder er braucht das Rampenlicht für sein Ego so sehr, dass ihm die Konsequenzen egal sind.
    Kurz: auf mich wirkt das Vorgehen von Babak Rafati sehr ungeschickt und ist für mich in sich auch nicht logisch und konsequent.


    Ich weiß, der Vergleich hinkt und ist bestimmt politisch nicht korrekt, aber auch ein Michael Kempter hat sich nie beschweren dürfen, dass er das Spiel mitgespielt hat.


    Bevor jetzt jemand auf mich drauf haut weil ich nicht mainstream bin, ich denke nun einmal, die Regeln sind klar, und wer sich auf das Spiel einlässt, musst damit umgehen können.

  • Ich glaube das Problem ist, dass wir als gesunde Menschen nicht die Denkweise eines depressiven Babak Rafati nachvollziehen können. Zu behaupten er hätte einfach aufhören können, setzt voraus, dass er, wie du und ich, in der Lage gewesen wäre eine rationale Entscheidung zu treffen. Es ist aber gerade charakteristisch für eine Depression, dass der Betroffene dazu nicht mehr in der Lage ist. Der Selbstmord Enkes und der Selbstmordversuch Rafatis sollten das doch eigentlich ausreichend bewiesen haben.


    Ich bitte das zu bedenken.

  • genau richtig. Depressive Menschen können keine rationalen Entscheidungen treffen, die ihre Situation verbessern. Eher das Gegenteil ist der Fall, erst recht bei noch nicht in Therapie befindlichen Personen. Sie denken, dass sie aufgrund des Umfeldes die Situation meistern müssen, dass es für sie keinen Ausweg daraus gibt und natürlich leiden depressive Menschen häufig auch an mangelnden Selbstbewusstsein und versuchen halt überall Anerkennung und Lob zu bekommen. Dass es auch mal negative Kritik geben kann, wissen sie zwar auch, können damit aber nur sehr schwer umgehen.


    Besserwisser:
    Babak Rafati nennt dies einen Auslöser, nicht die Ursache. Dies sind zwei verschiedene Sachen. Außerdem empfindet jeder Mensch negative Kritik anders. Wenn die Mensch sowieso schon unter einer schweren Depression leidet kann dies zu einer fehlgeleiteten Wahrnehmung führen. Man sieht nur noch das schlechte in den Aussagen und nimmt dies sehr persönlich.


    Rafati wirkte auf mich ebenso ruhig und bedächtig.Das waren keine kalkulierten Nadelstiche um zu provozieren.
    Hatte eigentlich den Eindruck das Beckmann Werbung für das Buch machen wollte, er aber nicht selber.

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Das freut mich für Herbert Fandel. Ist schon krass was Rafati da abzieht. Ich würde auch rechtliche Schritte einleiten. :flop:

  • Das ist überraschend. Ich hatte damit gerechnet, dass auch aktive Bundesligaschiedsrichter die Mitglieder der DFB-Schiedsrichterkommission kritisieren würden...

  • Das freut mich für Herbert Fandel. Ist schon krass was Rafati da abzieht. Ich würde auch rechtliche Schritte einleiten. :flop:


    Mit welchem Recht stellt man sich auf eine Seite? War irgendjemand dabei? Was, wenn Rafati die Wahrheit sagt und alles wirklich so abgelaufen ist? Ich wäre mit solchen Aussagen sehr vorsichtig. Niemand von uns kann sich in diese Situation hineinversetzen.


    Ich kenne beide und kann mir bei beiden nicht vorstellen, dass sie die Unwahrheit sagen.
    Ich bin weiss, dass der Ton auf dieser Ebene öfter mal sehr rauh ist und nehme an, dass Rafati vieles vielleicht anders aufgefasst hat, als es gemeint war. Dies ist sicherlich mit seiner Krankheit begründet. Da Fandel nichts von der Krankheit wissen konnte, hat er vielleicht in manchen Situationen falsch reagiert und evtl. in Wunden von Rafati gebohrt. Aus diesem Grund sollte man sich mit einer Parteiergreifung tunlichst zurückhalten und die Aufarbeitung den beteiligten Personen überlassen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Es ist meine Meinung., und zu dieser stehe ich. Sowas gehört (meiner Meinung nach) nicht in die Öffentlichkeit. Parteilich bin ich nicht, ich habe auch Babak verstanden aber diese Art und Weise geht meiner Meinung nach nicht.

  • Zitat

    Ich bin weiss, dass der Ton auf dieser Ebene öfter mal sehr rauh ist und nehme an, dass Rafati vieles vielleicht anders aufgefasst hat, als es gemeint war. Dies ist sicherlich mit seiner Krankheit begründet. Da Fandel nichts von der Krankheit wissen konnte, hat er vielleicht in manchen Situationen falsch reagiert und evtl. in Wunden von Rafati gebohrt.


    Das, was Pfeiffekopp hier beschreibt, trifft es meiner Meinung nach sehr gut. Daher finde ich auch die Forderungen nach rechtichen Schritten daneben.


    Eine sehr interessante Schilderung kam gestern ebenfalls zur Sprache, ist aber etwas untergegangen: Rafati wurde kurz nach dem Suizidversuch von der Polizei zu den Umständen befragt - offensichtlich, weil sie ausschließen wollten, dass es einen Zusammenhang mit einem Wettskandal oder Spielmanipulationen gegeben hat. Sicherlich kam es dabei zu sehr direkten Fragen der Polizei gegen Rafati, was in Anbetracht seiner Krankheit nicht förderlich war. Aber: Rafati hat diese Fragen als so bohrend und attackierend empfunden, dass er sich auf der Rückfahrt aus dem fahrenden Auto geworfen hat.


    Das zeigt doch nur zu deutlich: Rafati leidet unter einer schweren Krankheit. Er fasst Dinge anders auf, als sie gemeint sind. Personen, die um dieses Krankheitsbild nicht wussten (Krug, Fandel) und Personen, die nicht wissen, wie damit umzugehen ist (wahrscheinlich hier Polizeibeamte) kann man da keinen Vorwurf machen. Ich finde es dahingehend allerdings nicht gut, wie sehr Rafati hier eine Bühne gegeben wird, diese schwerwiegenden Vorwürfe so zu formulieren. Beckmann hat zwar versucht, Rafati darauf hinzuweisen; wirklich ist es ihm aber nicht gelungen, von den Printmedien mal ganz zu schweigen (die natürlich das Skandalöse unter Umständen sogar suchen).


    Die verschiedenen Parteien sollten das professionell angehen, ihre Differenzen mit professionellen Psychologen zusammen klären und beenden. Der Weg über die Öffentlichkeit in dieser Form ist da allerdings sicherlich der ganz falsche Weg.

  • Laut Beckmann schildert Rafati auf den ersten 100 Seiten detailliert, wie er sich von Fandel und Krug gemobbt fühlte. Wer das gelesen hat, kann sich dann eine Meinung bilden.


    Erschreckend viele Hobby-Psychologen sind hier unterwegs. Hier werden Schlussfolgerungen, Schuldzuweisungen und Vorverurteilungen vorgenommen, die Rafati bestätigen. Rafati deckt zu Recht Missstände in dem Umgang mit Schiedsrichtern auf. Weder Fandel noch Krug sind psychologisch so geschult bzw. vorbereitet, dass Sie die Krankheit von Rafati auch nur ansatzweise erkannten. Ein guter SR ist noch lange kein guter Funktionär. Dass heißt aber auch, dass damals Nachholbedarf herrschte, der hoffentlich in der Zwischenzeit beseitigt wurde. Den Rafati wird kein Einzelfall sein.
    Wenn man Funktionär wird, kann der wenigste Reden halten, hat nicht unbedingt das entsprechende Auftreten, etc. Und als Obmann einer sensiblen Gesellschaft muss man sich eben auch psychologisch weiterbilden. Fandel und Krug sind nicht aufgrund ihrer Führungsqualitäten ins Amt gewählt worden, sondern wegen ihrem Renommee. Und der DFB / die DFL sind verpflichtet, sie in allen Richtungen weiterzubilden.


    Ich finde, dass das Buch von Rafati grundsätzlich wichtig für die Bl-Schiedsrichter ist. Wenn es Fandel so trifft, kann nicht alles falsch sein. Andererseits muss man sich fragen, ob er nicht auch psychologische Unterstützung braucht statt Kollegen, die ihn nur bestätigen.

  • Einfach mal der Reihe nach:


    Rechtliche Schritte sind hier definitiv nicht empfehlenswert: Einerseits sind die Aussagen von Babak Rafati mit ziemlicher Sicherheit weitestegehend vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt und daher allenfalls in Details justitiabel, zudem dürfte es kaum möglich sein, hier die Wahrheit zu ermitteln, andererseits brächte das die Gefahr mit sich, dass die Sache intensiver und länger öffentlich beackert wird, was m.E. eher ungünstig wäre.


    Was die Vorwürfe selbst angeht, so wiederhole ich meine frühere Aussage, dass die Wahrheit erfahrungsgemäß irgendwo in der Mitte liegt; wir werden nicht ermitteln können, ob exakt in der Mitte oder in welchem Prozentsatz. Erschwerend kommt hinzu, dass Sender- und Empfängerhorizont sich unterscheiden (können). Ansonsten schließe ich mich Pfeifekopp an.


    Ich denke, wir wären gut beraten, die Sache neutral zu betrachten und abzuwarten, ob hier irgendwann neutrale und belastbare Fakten öffentlich werden. Vermutungen, Vorwürfe und so weiter bleiben spekulativ und bringen nichts.