Die Sache mit den Stutzentapes

  • Dort wurde gesagt, dass man die eigentlichen Farben der Stutzen sehr gut erkennen können muss und dass Stutzentapes nicht verboten sind - auch nicht, wenn diese andersfarbig sind.

    Jetzt bitte nicht alles durcheinander bringen. Andersfarbige Stutzentapes sind nach den Fußballregeln des DFB nicht zulässig. Ende.


    Es gibt einige Verbände, die nicht auf die Einhaltung dieser Regel bestehen ("Auslegung" genannt- obwohl es eher "Abweichung" heißen müsste). Hamburg zum Beispiel. Zudem gibt es auch Situationen, in denen man eigenmächtig die Regel nicht 100% umsetzt (unterste Kreisklassen, D-Junioren, ..). Das ist jedoch immer dünnes Eis und wird in einigen Verbänden nicht gern gesehen. Wie penibel man da im Einzelfall vorgeht, sollte man mit einem erfahrenen Kollegen seines Verbandes abklären.

  • Also grundsätzlich sind alle Regeln einzuhalten, auch unsinnige - genauer gesagt Regeln, die MIR unsinnig erscheinen. Es könnte nämlich sonst sein, dass der nächste Kollege andere Regeln unsinnig findet und die nicht einhält, und dann weiß am Ende gar kein Spieler mehr woran er sich halten muss.


    Das heißt aber noch lange nicht, dass ich bei allen Sachen so genau hinsehen muss.


    In den Regeln steht beispielsweise unmissverständlich "SÄMTLICHE Schmuckstücke sind zu entfernen." Trotzdem muss ich als Schiedsrichter weder kontrollieren, ob einer der Spieler noch ein Intimpiercing trägt, noch muss er einen fest bandagierten Arm komplett freimachen, damit ich etwaige Armbänder oder Ringe sehen kann. Aber wenn mich einer fragt, ob er dieses oder jenes nicht sichtbare Schmuckstück tragen darf, ist die Antwort immer dieselbe: "Nein, vorher ablegen, sonst dürfen Sie nicht spielen."


    Mit irgendwelchen Unterziehsachen halte ich es ähnlich - ich muss doch nicht mit LED-Taschenlampe rumgehen und kontrollieren ob wirklich alle Spieler zu den schwarzen Hosen auch schwarze Unterziehhosen tragen, oder ob sich da eine dunkelblaue dazwischengemogelt hat. Wenn es nicht sofort ins Auge springt, muss ich doch gerade im Jugendbereich nicht so genau hinsehen, zumal es ja auch noch einen Ermessensspielraum gibt. Was zu roten Trikots ein roter Unterziehpullover ist, entscheidet allein der SR und zwar als Tatsachenentscheidung. Aber auch hier wird kein Spieler von mir die Erlaubnis bekommen, einen schwarzen Pullover zu verwenden. Der bekommt in extremen Wettersituationen höchstens den guten Rat "Nein, ist nicht erlaubt. Aber vielleicht hast du ja noch einen in einem sehr dunklen Rot..." :muhaha:

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Hallo.


    Was mich aufregt ist die Tendenz, aus Problemen der Vereine, die an einem Spiel beteiligt sind, Probleme des SR zu machen. Das fängt mit nicht vollständigen oder fehlenden Pässen an, geht über die Spielkleidung weiter, Coachingzonen, die nicht gekennzeichnet sind und so weiter und so fort.


    Die Regeln sind klar festgelegt und wenn man eben nicht über Gebühr Entgegenkommen zeigt wird sich beschwert. So sieht es doch aus. Selbst bei Themen wie den schwarzen Trikots wird gefeilscht und gejammert. Und am Ende kommen Vorwürfe wie Arroganz und Unflexibilität.


    Aber eigentlich wurde das Thema schon zu Genüge diskutiert. Mein Fazit nach über 25 Jahren aktiver Tätigkeit: Wenn die Vereine ihre Arbeit machen und sich um bestimmte Sachen kümmern, und zwar rechtzeitig, gibt es auch keinen Ärger. Und wer sich nicht kümmert muss eben die Konsequenzen tragen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Genau, Hauptsache nichts kritisch hinterfragen.


    Wenn Du meine Postings mal aufmerksamer lesen würdest, wüsstest Du, dass ich viele der Regelungen sehr kritisch sehe und kritisch hinterfrage. Dazu gehört insbesondere die Regelung zu Tapes oder Unterziehshirts.


    Ändert aber nichts daran, dass ein Schiedsrichter sich nicht über andere Schiedsrichter aufzuregen hat, wenn dieser die Regeln umsetzt. Wenn Schiedsrichter nämlich anfangen, die Regeln kritisch zu hinterfragen, indem sie sie schlicht ignorieren oder selbst frei auslegen, endet das schnell in Willkür und Chaos.


    Natürlich sind auch bei mir schwarze Tapes auf dunkelblauen Stutzen nicht schwarz, sondern dunkelblau. Schwarze Tapes auf weißen Stutzen kann ich aber nicht mehr als weiße Tapes durchgehen lassen. Und wenn die Anweisung meines Landesverbands halt ist, dass solche Tapes nicht toleriert werden, kritisiere ich intern diese Anweisung, setze sie auf dem Platz aber um und erwarte das gefälligst auch von meinen Kollegen. Polemische Äußerungen (dazu zählen auch Postings) sind da absolut kontraproduktiv.

  • Was mich aufregt ist die Tendenz, aus Problemen der Vereine, die an einem Spiel beteiligt sind, Probleme des SR zu machen. Das fängt mit nicht vollständigen oder fehlenden Pässen an, geht über die Spielkleidung weiter, Coachingzonen, die nicht gekennzeichnet sind und so weiter und so fort.

    Das ist ein zentraler Punkt, den ich immer wieder den Akteuren zu erläutern versuche. Wir SR reagieren nur auf die vorhandenen Umstände im Rahmen der Regeln. Die Akteure sind es, die agieren und die es in der Hand haben, Ärger zu erzeugen oder eben nicht.

  • Ich werde mit meinem 40+ keine großartige Schiedsrichterkariere mehr hinlegen. Das was mir wichtig ist, ist dass ich eine gute Leistung aufm Platz abgebe und stets die richtigen Entscheidungen während dem Spiel treffe. Das ist alles andere als einfach, aber am Ende des Spiels bekommt man ja Feedback, wenn man es gut gemacht hat. Aber ganz ehrlich, was Stutzentapes und Unterziehshirts in der Jugend angeht, solange es die unteren Ligen betrifft, drücke ich ein Auge zu. Da mögen sich nun einige darüber aufregen, aber diese Dinge habe ich am Ende dann halt übersehen.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle penibel auf diese, nicht gerade spielentscheidenden Dinge, so genau darauf achten?

  • Wichtig ist, dass es innerhalb des Kreises einheitlich gehandhabt wird. Darüber solltet ihr beim nächsten Lehrgang ggf. mal sprechen. Die Regeln sind eindeutig, aber irgendwo muss man eine Linie ziehen. Es ist ja regelrecht unvernünftig, in der niedrigsten D-Jugend-Liga auf einheitliche Unterziehshirts zu bestehen.

  • Die Regeln sind eindeutig, aber irgendwo muss man eine Linie ziehen.


    Und da tun sich die Verbände oft schwer. Die Linie ist im Amateurbereich auch nie 100% klar. Bei 0° Celsius in einem unterklassigen B-Juniorenspiel bestehe ich nicht auf das Ausziehen von andersfarbigen Unterziehshirts und -hosen - bei 10° Celsius schon. Und Schwupps da sind sie wieder, die Schiedsrichter von letzter Woche und all die Schieflagen und unterschiedlichen Regelhandhabungen.
    Deswegen wäre mein Vorschlag, dass diese Regelungen durchaus im Ermessen des SR liegen; er die "Abweichung" jedoch im Spielbericht dokumentiert (was bei uns z.B. bei nicht unterschiedlichen Stutzen der Teams so gehandhabt werden soll). Und wenn dann der Staffelleiter sieht, dass einige Teams auffällig oft gegen die Ausrüstungsregel verstoßen, kann auf die Vereine zugegangen werden. So könnte man dieses leidige Stress-Thema weg vom SR hin zu den Vereinen spielen und die Vorgehensweise wäre wesentlich einheitlicher.

  • Hallo.


    Wobei das die Vereine dann genau so juckt wie Passvergehen. Und würde man höhere Strafen verhängen, wird über die Verhältnismäßigkeit gestritten.


    Wichtiger wäre mal, dass sich die Vereine bewusst machen, dass nur Kurzarm bei Kindern Vernachlässigung der Fürsorgepflicht ist (Inkaufnahme von Erkrankung bei kaltem Wetter) und das grade bei der Jungen die Trainer auf adäquate (und selbstverständlich regelkonforme) Kleidung achten müssen. Wenn man will geht das. Von beiden Seiten. Nur machen es sich die Vereine in der Regel (im doppelten Sinn zu verstehen) einfach und setzen sich eben allzu häufig nicht ausreichend mit den Regeln auseinander, weil es ihnen eben durch genügend SR und die Verbände einfach gemacht wird, bestimmten Aufwand nicht zu betreiben. Und solange es so bleibt, wird es den Terz um die Ausrüstung und den SR von letzter Woche geben.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Um wieder auf das Thema Tapes zu kommen:


    Was ich allerdings eine Farce finde ist, dass es verboten ist Tapes in einer anderen Farbe auf die Stutzen anzubringen, andererseits aber wie gestern bei Juventus Turin zu sehen, die Stutzen selbst einen andersfarbigen "Balken" haben dürfen. Das macht ja keinen Unterschied, ob das jetzt schwarzes Tape auf weißen Stutzen gewesen wäre, oder eben das Muster der Stutzen....


    Ebenso bei St. Pauli in diesem Jahr meine ich.


    Wenn es jetzt durchgehend gestreift ist, was aber auch recht selten ist im Moment, ok, aber wenn es wirklich eine Farbe ist und dann ein einzelner Balken dann ist das doch nicht im Sinne der Regel bzw. Anweisung.


    Juve Stutzen

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Hallo .


    Der Unterschied ist schlicht, dass das eine das Design des Ausrüstungsgegenstandes ist, das andere eine nachträgliche Veränderung.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Ein weiterer Unterschied ist, dass so zumindest alle den gleichen "Strich" auf den Stutzen haben.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Sorry finde dein Verhalten nicht richtig!


    Du kannst es nicht einer Mannschaft erlauben und der anderen nicht!


    Entweder beiden erlauben oder eben nicht und die Regel sagt Nein zu beiden Mannschaften,
    daher klarer Fehler von Dir!