Versuchte Notbremse, Torchance entsteht - aber nicht unmittelbar.

  • Folgendes Gedankenspiel:


    Langer Ball, von der Mittellinie starten ein Verteidiger und ein Stürmer, sonst keiner da. Verteidiger wird abgehängt, spielt Hand aber verändert die Flugbahn nicht beachtlich. Stürmer kriegt den Ball 25 Meter vorm Tor und hat freie Bahn. Torchance vom Stürmer klar, aber Abwarten und Nachpfeifen wenn er vergibt wäre sehr lang und es ist nicht "unmittelbar", immerhin steht hier ein rotwürdiges Vergehen im Raum.


    Vorteil+Gelb, Freistoß+Rot?


    Meine Meinung schreib ich später...

  • Also 25m vor dem Tor ohne Gegenspieler ist für mich schon eine Torchance in mittelbarer Zeit.


    Sollte der Stürmer den Ball bekommen und ungehindert weiterlaufen können trktz des Handspiels, lass ich weiterlaufen.
    Aber nicht laufen lassen und dann zurückpfeifen wenn er daneben schießt. Dann hat er eben Pech gehabt. Die VW sollte dennoch kommen.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Weiterlaufen lassen und bei der nächsten Spielruhe Gelb für den Verteidiger nachziehen. 25 Meter frei vor dem Tor ist mit Sicherheit die größere Chance als ein Freistoß in der Nähe der Mittellinie.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Kennen wir nicht alle den Spielertypen "Der trifft ja eh nicht", d.h. der auch ein leeres Tor nicht trifft? Und die Momente, in denen ein Spiel ruppig wird? Der Handspieler ist der beste Mann des Gegners? Der Spielstand ist ohnehin klar? Und spielt nicht auch die Restdauer des Spiels eine erhebliche Rolle?


    Von daher tendiere ich zu einer intuitiven und situationsbezogenen Aktion - sowohl die Vorteilsentscheidung als auch der Pfiff mit Freistoß und, nicht zu vergessen, Roter Karte können per saldo die "bessere" Entscheidung sein.

  • Also Rot halte ich so oder so für sehr übertrieben. Der nur zu gut bekannte "letzte Mann" ist doch nicht automatisch rot. Und schon gar nicht am Mittelkreis.

  • Moment, da steht, dass beide am Mittelkreis starten, aber nicht, dass dort auch der Handkontakt erfolgt. Natürlich kann Rot hier eine Option sein, muss es aber nicht, nur gibt die Beschreibung das nicht final her. Im Übrigen ein weiteres Argument einen solchen Fall intuitiv-situativ zu handhaben und sich nicht gleich auf eine Lösung festzulegen.

  • In der Nähe der Mittellinie liegt selten eine unmittelbare Torchance vor. Voraussetzung für die :rote_karte: ist die Ballkontrolle des Stürmers bzw. die zeitliche "Nähe" des Torabschlusses (ca. 3 Sekunden).

  • Nummer4


    du schreibst ja selbst


    Verteidiger wird abgehängt, spielt Hand aber verändert die Flugbahn nicht beachtlich.


    ...dadurch ist m.E. keine Grundlage für eine :rote_karte: gegeben; Grund: wenn Hand + Tor = auch nur :gelbe_karte:

  • So wie hier geschildert ist das doch eine Situation wie gemalt für den SR.Da kann man schön den Vorteil laufen lassen und dann in der nächsten Spielruhe ohne Hektik den gelben Karton ziehen, wenn es denn ein unsportliches Handspiel war. Wenn der Stürmer vergeigt, Pech gehabt.Wer hier abpfeift,einen Freistoss gibt und gegebenenfalls noch Rot zeigt,dem wünsche ich viel Spass im weiteren Spielverlauf.

  • Kennen wir nicht alle den Spielertypen "Der trifft ja eh nicht", d.h. der auch ein leeres Tor nicht trifft? Und die Momente, in denen ein Spiel ruppig wird? Der Handspieler ist der beste Mann des Gegners? Der Spielstand ist ohnehin klar? Und spielt nicht auch die Restdauer des Spiels eine erhebliche Rolle?


    Von daher tendiere ich zu einer intuitiven und situationsbezogenen Aktion - sowohl die Vorteilsentscheidung als auch der Pfiff mit Freistoß und, nicht zu vergessen, Roter Karte können per saldo die "bessere" Entscheidung sein.


    Für dich ist für deine Entscheidung relevant ob der Handspieler ein guter oder schlechter Spieler ist? Wo findest du denn das im Regelheft?
    Wenn sich weiterhin eine gute Torchance bietet (und das ist 25m vor dem Tor ohne Gegenspieler der Fall) geht es weiter, nächste Unterbrechung wegen unsportlichen Handspiel Gelb. Wenn der Angreifer verschießt hat er Pech gehabt.

  • flitzpiepe


    Hier spielt die Kombination eine Rolle, zudem habe ich als SR immer einen Beurteilungsspielraum, im schlimmsten Fall habe ich den Fehler gemacht abzupfeifen und damit den Vorteil versehentlich zu unterbinden, regeltechnisch ohne jeden Zweifel nicht zu beanstanden.


    Wenn die Mannschaft des Angreifers aber lautstark "Hand" reklamiert und der Schütze dann versemmelt, habe ich mindestens genau so viel Spaß im weiteren Spiel; ich muss Dir doch nicht erklären, dass man manchmal auch taktisch pfeifen muss. Es steht 5:0 für den Angreifer bei 3 Minuten Restspielzeit, das Spiel wird aber sehr hart und unfair geführt: Gehe ich da das Risiko ein oder begebe ich mich auf die sichere Seite und bringe das Spiel in Ruhe zu Ende? Oder es steht 0:0 in der letzten Minute - dann wäre es Wahnsinn, die Sache abzupfeifen. Genau aus diesem Grund plädiere ich ja auch nur dafür, sich hier nicht auf eine Lösung festzulegen, da die Beschreibung letztlich viel zu vage ist - weder ist beschrieben, wo der Handkontakt stattfand, genau genommen nicht einmal, ob dieser mit Absicht, d.h. regelwidrig, erfolgte, noch ist näher ausgeführt, wie weit der Verteidiger zurückgeblieben ist, geschweige denn, wo sich der Torwart befindet, was für die Einschätzung einer klaren Torchance aber von erheblicher Bedeutung ist.


    Im Grundsatz sind wir uns doch aber alle einig: Der Regelfall wäre eine Vorteilsentscheidung, was ich auch ausdrücklich nie bestritten habe und auch nicht bestreiten wollte - nur lässt die Fallbeschreibung zu viele Fragezeichen.

  • regeltechnisch ohne jeden Zweifel nicht zu beanstanden.

    Krasser formuliert - Du hast durch das Abpfeifen immerhin keinen Regelverstoß begangen! ;(


    Die Entscheidung ist aber sicherlich nicht "im Sinne der Regel", nach dem Strafstoß ist das freie Zulaufen auf dem TW mit dem Ball am Fuss wohl die beste Möglichkeit, ein Tor zu erzielen. Und ein SR, der das nicht erkennt, sondern abpfeift, macht sich auch keine Freunde bzw. wird bei einer Beobachtung sicherlich 0,2 Pkte Abzug bekommen.

  • Ich bin in soweit bei dir, dass wir einen Beurteilungsspielraum haben. Da in der Ausgangsfrage klar steht "Stürmer kriegt den Ball 25 Meter vorm Tor und hat freie Bahn." ist für mich jedoch eine klare Torchance gegeben. Wenn der SR hier abpfeift würde er von mir als Beobachter einen Punktabzug bekommen.


    Es kann immer besondere Umstände geben, auf Grund dessen man doch mal abpfeift, im Normalfall ist jedoch das weiterspielen die einzige richtige Entscheidung. Wie haben wir doch so schön gelernt: Nichts in eine Regelfrage hinein interpretieren. Da in der Frage nicht steht das das Spiel kurz vorm eskalieren ist, so ist dies auch nicht so.

  • Wie das in einer Regelfrage zu beantworten wäre, ist mir auch klar - wobei "normale" Regelfragen auch weniger Interpretationsspielraum bieten.


    Dennoch hat mich unsere Diskussion dazu gebracht, noch einmal nach der Ausgangsfrage zu schauen - und siehe da, wirklich beantwortet wurde diese nur indirekt. Um dies nun nachzuholen:
    Ein Nachpfiff kommt hier nicht in Betracht. Entweder entscheide ich mich für Vorteil, dann ist das aber final. Oder ich wähle, obwohl das weiterer, hier nicht beschriebener Umstände bedürfte, den unmittelbaren Abpfiff.


    Das Regelwerk spricht für den Nachpfiff davon, dass der Ball im Spiel sein muss und etwa 3 Sekunden gewartet werden kann. Ein Nachpfiff kommt also im beschriebenen Fall nur in Betracht, wenn der Spieler so dumm ist und sofort, d.h. aus 25 Metern "draufhält", den Ball dabei aber nicht richtig erwischt, so dass dieser zweifelsfrei nicht ins Tor gehen wird. In allen anderen Fällen dürfte die zur Verfügung stehende Zeitspanne überschritten werden.

  • Neben den drei Sekunden kommt ein verzögerter Pfiff ebenfalls nur in Betracht, wenn der Vorteil nicht eingetreten ist. Das wäre hier aber mit Ballkontrolle der Fall ("... freie Bahn. Torchance vom Stürmer klar..."). Somit bin ich hier auch bei weiterspielen und Verwarnung in der nächsten Unterbrechung.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Den Feldverweis gibt es doch nur, wenn er mit einem Handspiel eine klare Torchance bzw. Tor verhindert. Wenn er den Ball leicht berührt und die Flugbahn nicht verändert wurde, handelt es sich zwar um ein absichtliches Handspiel, aber nicht zwangsläufig um die Verhinderung einer Torchance. Da der Angreifer den Ball ungehindert annehmen kann, ist die Torchance ja nicht verhindert, so dass der Angreifer seinen Torchance wahrnehmen kann.

  • Die oben geschilderte Situation,welche in meinen Augen recht anspruchslos in Sachen Regelkenntnis und Umsetzung auf dem Platz ist,sollte eigentlich für jeden SR,egal ob Alt oder Jung,Gut oder Schlecht,recht Problemlos gemeistert werden.Das darüber soviel diskutiert wird ist schon etwas verwunderlich.