Fouls ohne Absicht

  • Hallo zusammen,


    grundsätzlich hatten wir ja hier schon einmal besprochen, dass bei Foulspielen keine Absicht vorliegen muss, damit sie als Foulspiel gewertet werden.


    Einfaches Beispiel:


    Ein Spieler ist nahe der Mittellinie auf dem Weg in Richtung Tor, ein Gegenspieler möchte von hinten an den Ball kommen und läuft dem angreifenden Spieler dabei für alle erkennbar klar nicht absichtlich in die Hacken. Ein Foul ist es dennoch. Absicht lag keine vor.


    Aber was in folgenden abstrakten Situationen?


    Fall 1:


    Ein angreifender Spieler, dem ein verteidigender Spieler dicht an den Fersen ist, hat nur noch den Torwart vor sich und befindet sich etwa 20 Meter vor dem Tor frei zum Abschluss. Nun stolpert der verteidigende Spieler jedoch über seine eigenen Beine, sodass er von hinten in den angreifenden Spieler hineinfällt und den Angriff unterbindet.


    :rote_karte: und Freistoß?




    Fall 2:


    Team A ist im Angriff. Team B stürmt mit mehreren Spielern auf Team A zu, sodass sich eine größere Traube aus Menschen bildet. Gerade als ein Spieler aus Team A mit dem Ball am Fuß aus der Traube heraus in Richtung Tor möchte, stolpert er über einen Spieler von Team B, der kurz zuvor unabsichtlich (und ohne Foulspiel!) in den Weg gefallen ist und leicht angeschlagen liegen bleibt.


    Foulspiel oder nicht?


    Ich denke, ihr wisst, auf was ich hinaus möchte. Wenn für ein Foulspiel keine Absicht vorliegen muss, sind eigentlich beide Fälle und alle ähnlichen als Foulspiel zu ahnden. Liege ich damit richtig?


    Viele Grüße
    Daniel

  • In beiden Fällen bracht der Spieler den Gegner durch seine Fahrlässigkeit zu Fall (bei größerer Vorsicht hätte er in beiden Fällen seinen eigenen Fall verhindern können) - Foul, keine persönliche Strafe. Aber wenn ein aussichtsreicher Angriff oder klare Torchance verhindert wird muss die entsprechende Karte trotzdem kommen - in Fall 1 also definitiv Rot, in Fall 2 evtl. Gelb wenn ein aussichtsreicher Angriff verhindert wurde.

  • Ersteinmal ein Blick in die Regel 12, die definiert, wann denn ein Foul vorliegt:


    Ein Spieler verursacht einen direkten Freistoß für das gegnerische Team, wenn er eines der nachfolgend aufgeführten sieben Vergehen nach Einschätzung des Schiedsrichters fahrlässig, rücksichtslos oder mit unverhältnismäßigem Körpereinsatz begeht: ....


    Zu Fall 1:
    Hier liegt definitiv Fahrlässigkeit vor. Das Laufen in die Nähe des Gegenspielers um zu verteidigen beinhaltet das Risiko, bei einem plötzlichen Richtungswechsel des Angreifers diesem "ohne Absicht" aber eben fahrlässig in die Hacken zu laufen oder wie hier, "ohne Absicht" zu stürzen und damit den Gegenspieler ein Bein zu stellen. Das ist dann ohne Zweifel ein Freistoß und FAD.
    Die Umkehrung macht es noch deutlcher: Würde der SR hier weiterlaufen lassen, weil er hier nicht einmal eine Fahrlässigkeit erkennen mag, so fallen in Zukunft alle Verteiger "ganz ohne Absicht" in die Hacken ihrer Gegenspieler.


    Zu Fall 2:
    Wenn Spieler B deutlich vor einer eigentlichen Abwehraktion und bevor ein Angreifer A auf ihn zukommt stürzt und kurz liegen bleibt, so stellt das meiner Meinung nach kein Vergehen dar; hier würde ich nicht auf "fahrlässig" entscheiden, da der Weg des Angreifers noch nicht klar war und dieser ja auch 1m weiter rechts oder links angreifen könnte. Das muss zeitlich aber wirklich deutlich vor dem Kontakt mit A geschehen sein und ich muss mir als SR sicher sein, dass dieses Stürzen und Liegenbleiben nicht aus taktischen (unsportlichen) Gründen erfolgt. Ansonsten liegen zuküftig viele "verletzte" Verteidiger herum.
    Da sich jeder Spieler auf dem Platz aufhalten kann wo er möchte, und ein Stürzen / Vertreten/ kurz Liegenbleiben durchaus zum normalen Ablauf eines Fußballspiels gehören kann, würde ich hier auf "weiterspielen" entscheiden.

  • Wenn in Fall 2 der Verteidiger dem Angreifer jedoch "aus heiterem Himmel" in den Weg fällt bzw. stolpert (anders kann er schließlich nicht einfach so in den Weg fallen, ohne selbst absichtlich dahinter zu stecken), dann würde man wieder auf Fahrlässigkeit entscheiden oder? So wollte ich das eigentlich formulieren und denke auch, Nummer4 ist bei seiner Antwort davon ausgegangen. Wenn der Verteidiger länger da liegt und der Stürmer im Prinzip in ihn hineinläuft, dann liegt natürlich keine Fahrlässigkeit mehr vor. Es zählt also der zeitliche Abstand zwischen Fallen und Kontakt mit dem Gefallenen.


    Noch ein anderes Szenario:


    Ein Angreifer hat freien Weg zum Tor und hinter ihm ist nur noch ein Verteidiger. Nun stolpert dieser Verteidiger über ein Maulwurfshügel auf dem Feld (ist ja bei uns alles möglich) in den Angreifer von hinten hinein. Wenn das gilt, was du gesagt hast, BRiT, dann liegt hier auch keine Fahrlässigkeit vor und es ginge ganz normal weiter.

  • Das Laufen in die Nähe des Gegenspielers um zu verteidigen beinhaltet das Risiko, bei einem plötzlichen Richtungswechsel des Angreifers diesem "ohne Absicht" aber eben fahrlässig in die Hacken zu laufen oder wie hier, "ohne Absicht" zu stürzen und damit den Gegenspieler ein Bein zu stellen. Das ist dann ohne Zweifel ein Freistoß

    Das habe ich gesagt. Und somit ist auch Dein "anderes Szenario" ein Freistoß und pers. Strafe.

  • Er stolpert aber doch über einen Maulwurfshügel? Wie kann man ihm da Fahrlässigkeit unterstellen? Erst recht wenn wir davon ausgehen, dass er den Hügel vorher gar nicht gesehen hat im Eifer des Gefechts.

  • Und da bist du als SR gefragt:
    Wenn du über diese Hügel stolpern könntest würde ich das Spiel nicht anpfeifen bzw. den Platz für nicht bespielbar erklären.
    Wenn man dass dan trotzdem anpfeift und das passiert haben wir den Salat.

  • Jetzt begebe ich mich aufs Glatteis, da ich jetzt "eigenmächtige" Fahrlässigkeits-Definitionen aufstelle. Aber ein Hinterherlaufen / jeglicher Abwehrversuch beinhaltet für mich eine Fahrlässigkeit- schließlich wird vorsätzlich eine Bewegung in Richtung des Ballführenden gemacht. Insofern sehe ich hier eine "erhöhte Sorgfaltspflicht" beim Verteidiger- und wenn der Angreifer den Maulwurfshügel fallfrei überwinden konnte, so erwarte ich das auch vom Verteidiger.


    Wenn wir jetzt überlegen, dass der Maulwurf just im dem Moment, wo der Verteidiger dem Angreifer nachsetzt seinen Hügel aufwirft oder eine Aldi-Tüte über den Platz geweht kommt, die nicht den Angreifer wohl aber den Verteidiger zu Fall bringt- ja dann könnte ich mir auch vorstellen das Spiel zu unterbrechen, die Störung beseitigen zu lassen und dann mit SR-Ball fortzusetzen. Meldung nicht vergessen ;) . Das ist aber wirklich der konstruierte Fall- bei Deinen Beispielen bleibe ich bei meinen obigen Antworten.

  • Praktisch:
    Weicher, aber noch bespielbarer Boden - aber der Spieler sackt dann plötzlich in ein bis da hin unbemerktes unterirdisches Loch, fällt und Notbremse.
    SR-Ball ist hier denk ich ernsthaft in Betracht zu ziehen, Fahrlässigkeit kann man ihm in so einem Fall nun wirklich nicht mehr vorwerfen.
    Sonst: Immer wenn das Stoplern durch bereits bekannte Platzbegebenheiten hervorgerufen wurde, Fahrlässigkeit mit allen Konsequenzen.

  • Gut, mittlerweile habt ihr mich auch davon überzeugt, dass ein Stolpern über einen bereits vorhandenen Maulwurfshügel fahrlässig ist. Schließlich war er bereits (in den meisten Fällen zumindest) vor Spielbeginn dort und somit besteht, wie BRiT es so schön sagt, erhöhte Sorgfaltspflicht.


    Kommt der Hügel wenige Sekunden bevor der Verteidiger die Stelle passiert aus der Erde heraus, kann man sicherlich - wie bei Nummer4s letztem Beispiel gerade auch, und diversen anderen Fällen - über Schiedsrichter Ball nachdenken. Da dann noch von Fahrlässigkeit zu sprechen, halte ich für nicht zumutbar.

  • Wenn wir jetzt überlegen, dass der Maulwurf just im dem Moment, wo der Verteidiger dem Angreifer nachsetzt seinen Hügel aufwirft oder eine Aldi-Tüte über den Platz geweht kommt, die nicht den Angreifer wohl aber den Verteidiger zu Fall bringt

    Ein Hoch auf die Theorie!!!!

  • ja kaef;


    das ist die unwarscheinlichste Theorie aber vorkommen kann es doch im 1000`ensten Spiel doch. Also ist es auch nicht verkehrt das hier zu besprechen.

  • Also im ersten Fall würde ich natürlich den direkten Freistoß geben und den aber nur mit "Gelb" garnieren. Wenn der Verteidiger so dicht am Stürmer dran ist, dass er diesen mit einer unabsichtlichen Berührung oder einem Stolpern zu Fall bringt, dann ist das in 20 Meter Torentfernung m.E. keine glasklare Torchance, sondern nur ein aussichtsreicher Angriff. Schließlich müsste der Stürmer, würde der Verteidiger nicht stolpern, weiter im Vollsprint laufen und auch abschließen, so er denn nicht eingeholt werden will, oder noch einmal einen Haken schlagen um den Verteidiger abzuschütteln. Anders sieht das natürlich bei einem absichtlichen Halten oder Beinstellen aus. Da ist Rot angebracht, da der Verteidiger gewissermaßen kundtut, dass er nicht gewillt ist, das Laufduell mit dem Stürmer bis zum Ende durchzuziehen und mit fairen Mitteln an den Ball zu wollen.


    Im zweiten Fall würde ich meine Entscheidung grundsätzlich davon abhängig machen, ob der Verteidiger bereits liegt und der Stürmer in ihn hineinläuft oder der Verteidiger noch eine aktive Bewegung Richtung Stürmer macht. Im 1.Fall weiterspielen, im 2.Fall Pfiff.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Sorry Ente, nein. Wenn er 20 Meter vorm Tor ist und den Ball hat ist es wenn kein anderer (!) Verteidiger da ist eine klare Torchance. Auf "was wäre wenn" wird sich nicht eingelassen - in den Regeln gibt es keinen Unterschied zwischen verschiedenen Torchanceverhinderungen, entweder hat er in der Situation eine Torchance verhindert oder nicht. Ob volle Absicht oder unglückliches Stolpern ist egal, die Frage ist Foul ja oder nein? und dann klare Torchance ja oder nein? Beide Fragen werden mit ja beantwortet, also gibt es nur eine Karte: Rot.

  • Also es mag durchaus Situationen geben, wo auf dem Platz klar ist, dass da die Rote Karte kommen muss. Und man kann in höheren Spielklassen auch von den Spielern verlangen, dass sie eine gewisse Körperbeherrschung mitbringen (müssen). Aber im Freizeitbereich (Jugend/Senioren/Herren Kreisliga) ist die Ausgangssituation, Stürmer wird 20 Meter vor dem Tor von einem Verteidiger unter Druck gesetzt, für mich im Allgemeinen einfach keine glasklare Torchance. Und wenn der Verteidiger stolpert und den Stürmer unabsichtlich zu Fall bringt, soll ich für die Bewertung so tun, als wäre der Verteidiger gar nicht da und der Stürmer frei durch gewesen? Nee, da muss ich das Sorry zurückgeben, das kann nicht im Sinne des Spiels und der Regeln sein.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Der Logik nach darf jeder Kreisligaspieler als letzter Mann den Angreifer einfach festhalten und kommt mit einer VW davon- er war ja in Spielnähe und somit war keine klare Torchance vorhanden.
    Nee Ente- jetzt bist Du raus. Sorry.

  • Der Logik nach darf jeder Kreisligaspieler als letzter Mann den Angreifer einfach festhalten und kommt mit einer VW davon

    Da hast du aber Ente's Logik falsch verstanden.Ich kann bei ihm nichts von absichtlichen Fouls,die du hier aber meinst,lesen.Bei ihm geht's doch einzig und alleine um die Fahrlässigkeit im untersten Amateurbereich und die würde er halt nur mit Gelb bestrafen,wenn sich zwei um den Ball streiten.