Krasser Zusammenstoß zweier Spieler - Eure Meinungen dazu

  • In einem meiner letzten Spiele hatte ich eine sehr krasse Szene an die ich auch Wochen später noch oft denken muss und die mich doch sehr bewegt.


    Dazu möchte ich gerne Eure Meinung(en) hören.


    Herren Kreisliga C - Not gegen Elend.
    In der 25. Spielminute, unmittelbar nach einem Eckstoß, stoßen zwei Spieler mit den Köpfen zusammen. Ich habe sofort gepfiffen, alleine aufgrund der Zweikampfsituation (Freistoß für die verteidigende Mannschaft), ohne den Zusammenstoß mit den Köpfen überhaupt richtig wahrgenommen zu haben.


    Beide Spieler wälzten sich am Boden, Blut läuft bei beiden aus Platzwunden am Kopf. Ich lasse sofort die Betreuer aufs Feld und lasse einen Notarzt rufen. Bis dieser eintraf (gefühlte 10 Minuten nach dem Anruf), war ich nah bei den beiden Spielern und habe diese ganzen Szenen gesehen. Meine Freundin (die ich da noch hatte) meinte nachher, dass ich mehrfach die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätte. Überall Blut und diese Hilflosigkeit....


    Der Notarzt kam und fragte mich, welcher Spieler schwerer verletzt sei. Ich konnte es ihm gar nicht korrekt beantworten. Als die Spieler abtransportiert waren, waren die Blutlachen noch im Strafraum zu sehen (Ascheplatz). Bei jeder weiteren Spielsituation im Verlauf des Spiels in der Nähe des Zusammenstoßes musste ich unweigerlich auf die Blutlachen gucken.


    Ich hatte noch beide Spielführer gefragt, ob sie weiterspielen wollen. Sie wollten.


    Nun meine Fragen:
    - Hätte ich irgendwie veranlassen können, die Blutlachen zu entfernen?
    - Wie geht Ihr mit einer solchen Situation um? Das ganze ist schon länger her, aber ich habe die Bilder noch immer in meinem Kopf.



    Was aus den Spielern wurde, ist mir leider nicht bekannt.

  • Also zunächst mal ein "Tut mir leid" zum neuen Single Dasein. Dann auch noch eins zu einer solchen unschönen Situation.
    Eine Frage ist ganz leicht zu klären: Du kannst ohne weiteres einen Heimvereinsmenschen bitten, da Sand drüber zu kippen in erträglichem Maße.


    Für mich dringlicher ist die Frage, ob du in der Lage warst, das Spiel korrekt weiter zu leiten. Du darfst nach solch einer Situation das Spiel auch abbrechen. Das wäre nur allzu verständlich, selbst wenn beide Mannschaften weiter spielen wollen.
    Wie geht man damit um,... Was dir helfen könnte - gerade um die Bilder aus dem Kopf zu bekommen: Erkundige dich nach dem Befinden der Spieler. Ich war mal Rettungsassistent und besonders nahegehende Fälle, habe ich immer so behandelt. Es fällt leichter, wenn man den Ausgang kennt. Und dann ist ein solches Erlebnis immer ein gewisses Trauma, das zu bewältigen jeder andere Stratgien hat. Mach dir eins ganz klar: Du hast vorbildlich reagiert und eine tolle Leistung und Situationseinschätzung gezeigt. Dafür mein Respekt!!

  • Ich hatte so eine Situation noch nicht. Ich finde aber, dass es hilfreich gewesen wäre, die Blutlachen entfernen zu lassen. Die gehören nicht aufs Spielfeld, ein Spieler muss schließlich auch ein Trikot ausziehen, auf dem sich Blut befindet.


    Wenn du in dieser Situation nicht weiter das Spiel leiten kannst (wegen dem Vorfall und deiner psychischen Reaktion darauf), dann ist Schluss. Deine Meinung, ob es weiter geht oder nicht, wiegt bei einem solchen Vorfall mindestens genauso stark wie die der Spieler.


    Außerdem würde ich mich an deiner Stelle nach dem Wohlergehen der beiden Spieler erkundigen (am Besten über deren Vereine), um mit diesem Vorfall abschließen zu können. Das kann sehr wichtig sein für dich, wenn du da immer noch oft drüber nachdenkst.

  • Erstmal echt Respekt! Ich bin mir sicher das du die Situation bestensmöglich gelöst hast. :top:
    Wie bereits gesagt: Wenn du sagst "Nein" es geht nicht mehr dann kannst du das Spiel auch abbrechen. Hätte ich dir vielleicht hier geraten aber du hast weiterspielen lassen und das ist deine Entscheidung.
    Trotzdem großen Respekt! :)

  • Ich hatte mich, da beide Spielführer weiterspielen wollten, für weiterspielen entschieden. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich abgepfiffen. Ich werde aber, da ich beide Vereine kenne, mich nach den Spielern erkundigen.


    Kurz nach der Situation denkt man "ach, es geht schon irgendwie", aber ich habe Wochen (!) später noch die Bilder vor mir. Für mich war das ein krasses Erlebnis, das ich so nicht wieder erleben möchte. Und vor allem diese Hilflosigkeit bis der Notarzt kam...das nagt doch sehr an mir.

  • Stop, warum ist dann Schluss? Die Spieler sind fähig weiterzumachen, wenn nur der SR nicht kann ist das wirklich ein Abbruchsgrund? Aus meiner Sicht kann und sollte dann die Möglichkeit eines Ersatz-SR bestehen.

  • @ Nummer 4:


    Wenn du als SR dich nicht mehr in der Lage fühlst ein Spiel zu leiten dann kannst du das Spiel durchaus abbrechen.
    Ich weiß ja nicht wie das bei dir ist aber wir haben nicht bei jedem Spiel einen Ersatz Schiedsrichter dabei. :?:

  • Bei Ausfall eines Schiedsrichters kann durchaus ein geprüfter Schiedsrichter das Spiel fortsetzen. Ich würde es nach einer solchen Situation aber nicht annehmen, da das den Kameraden ganz schön dumm da stehen lässt. Und wenn kein SR da ist, dann wird nicht gespielt :)

  • Nein, aber wenn ein SR ausfällt dann pfeift bei uns jemand auf den sich die Vereine einigen können und geprüfte SR sind vorzuziehen. Genauso als wenn der SR verletzt oder gar nicht erst angetreten wäre.
    Jeder hat eine eigene Grenze was solche Dinge angeht, einigen wird bei einzelnen Blutstropfen schlecht, andere könnten in einem Platz voller Blut durchwaten. Objektiv finde ich Platzwunden nicht genug um abzubrechen, aber wenn jemand sich dadurch nicht mehr zum weitermachen in der Lage fühlt dann muss man das respektieren - aber abbrechen würde ich erst wenn die Mannschaften es wollen oder sich nicht auf einen Ersatz-SR einigen.

  • Schön und gut Nummer4
    Allerdings gehe ich jetzt mal von mir im Kreis aus und da ist das überhaupt nicht möglich das jemand anderst -sei es ein geprüfter Schiedsrichter- das Spiel übernimmt und zu Ende pfeift.
    Bei uns ist es dann eben Abbruch.

  • "Objektiv" kann man aus meiner Sicht nicht über so einen Vorfall und das Schiedsrichterverhalten urteilen. Entscheidend ist die Gefühlswelt der Beteiligten.
    Wenn die Mannschaften spielen wollen, der SR aber nicht mehr weiter machen kann, sieht das sicher unglücklich aus. Dennoch sollte aus meiner Sicht dann Schluss sein!
    Ob ein Ersatz-SR eingesetzt werden darf ist meines WIssens nach verbandsabhängig.


    Zu deiner persönlichen Verarbeitung:
    Du wurdest traumatisiert! Eine als sehr bedrohlich wahrgenommene Situation, in welcher man absolut hilflos ist, hinterlässt ihre Spuren. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger.
    Ich selbst musste einmal miterleben, wie ein guter Bekannter in meinem Alter an einem plötzlichen Herztod verstarb. Das ist nun knapp drei Jahre her, wenn ich Bilder von Wiederbelebungen sehe oder das Geräusch eines Defibrillators höre etc. wird mir aber noch immer schlecht. Diese Bilder werden nur langsamer schwächer, aber sie werden es! Falls du meinst, dass dies bei dir nicht passiert oder es dich zu sehr belastet, scheu dich nicht mal zu einem Psychologen zu gehen. Schon wenige Sitzungen können deinen Umgang damit wesentlich erleichtern.
    Ansonsten hilft es sicher, damit nicht allein zu sein: Erkundige dich bei den Vereinen, sprich mit vereinzelnten Spielern, falls du sie kennst, oder Bekannten.

  • Fragen wir doch einmal das Regelwerk:


    Da steht, dass ein Spieler mit einer blutenden Wunde das Spielfeld zu verlassen hat und erst wieder am Spiel teilnehmen darf, wenn die Blutung gestillt ist. Außerdem hat ein Schiedsrichter jederzeit das Recht, ein Spiel abzubrechen.


    Mir ist klar, dass das jetzt nicht wirklich weiter hilft bzw. einige das gar nicht gerne lesen werden, aber das sind zunächst die Aussagen im Regelwerk zum Thema. Was bedeutet das jetzt aber praktisch:


    Der Regelverfasser wollte offenkundig Infektionsgefahren minimieren, denn alles andere wurde bei der Vorschrift bezüglich der Wunden keinen Sinn machen - mit einem kleinen Kratzer kann ich definitiv weiter spielen, das ist aber eindeutig nicht gewollt - und um jetzt irgendwelchen Krümelsuchern vorzubeugen: Ob ich einen kleinen Kratzer sehe und den Spieler damit vom Feld schicke, ist eine ganz andere Nummer. Im konkreten Fall hat sich das Verlassen des Feldes aus anderen Gründen erledigt, ebenso die erneute Spielteilnahme, es bleibt also die Blutlache auf dem Feld. Gerade auf einem Ascheplatz lässt sich eine solche recht einfach entfernen, m.E. wäre es also sehr wohl das Gebot der Stunde gewesen, hier zwei Schippen Material aufbringen und verteilen zu lassen (auf einem Kunstrasen wäre das sicher weitaus schwieriger gewesen).


    Wenn nach einem solchen Vorfall eine Mannschaft sich nicht mehr in der Lage fühlt, das Spiel fortzusetzen, so wäre zweifelsfrei ein Abbruch vertretbar. Hier wollen beide Mannschaften weiterspielen, das scheidet also aus. Allerdings fühlt sich der Schiedsrichter nicht mehr dazu in der Lage - und hallo, das ist auch ein Mensch und kein Supermann, wer dem SR in der Situation einen Vorwurf machen will, der sollte sich fragen, ob er selber noch ganz knusper ist. Rein regeltechnisch wäre der Abbruch gedeckt und mit einer Spielwiederholung zu rechnen.


    Erst dann kommt - Achtung, das ist verbandsspezifisch! - die Spielordnung! Aber die regelt meist nur, wie zu verfahren ist, wenn kein SR kommt, seltener wie zu verfahren ist, wenn der SR ausscheiden muss. Statt abzubrechen muss man als SR an dieser Stelle die Spielordnung des Verbandes beachten und ggf. nach einem "Nachfolger" suchen, keinesfalls ist man aber verpflichtet, ein solches Spiel zu Ende zu leiten, wenn man sich dazu nicht mehr in der Lage fühlt. Eher im Gegenteil, bei uns wird ausdrücklich gepredigt, dass man sogar kurzfristig Ansetzungen lieber zurückgeben soll, wenn man - auch mental - nicht auf der Höhe sein sollte.