Spaß mit dem Ersatzkeeper

  • Hab mir folgende Situation letztens überlegt:


    Mannschaft wechselt zur Halbzeitpause unangemeldet den Ersatztorwart gegen den normalen Keeper ein. Der SR bemerkt dies nachdem der Torwart einen Torschuss parierte (natürlich damits interessant wird mit der Hand.) Was nun?

  • Bis zur nächsten Unterbrechung abwarten: dann beide :gelbe_karte: für das TW-Tauschen und ob der Ersatz-TW dann noch Gelb-Rot wegen Meldevergehens bekommt, weiß ich nicht genau. Spielfortsetzung: je nach Spielunterbrechung

  • Diese Antwort ist falsch Jakob.



    Sofortige Unterbrechung, Ind. Freistoß wo der Ball bei der Wahrnehmung des SR war.


    Gelb gegen den Ersatztorwart, Auswechselung notieren, Meldung im Spielbericht.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Deine Antwort wäre richtig wenn ein Feldspieler mit dem TW den Platz getauscht hätte (selbstverständlich nur einmal Gelb), Jakob.
    In diesem Fall ist es aber einfach ein "normaler" unangemeldeter Wechsel/unerlaubtes Betreten, daher trifft Pfeifekopps Antwort zu.

  • Auch nicht ganz richtig. Der Wechsel ist nicht vollzogen, ergo ist kein Torhüter der Mannschaft auf dem Feld, im Tor steht nur ein Auswechselspieler in TW-Kleidung, der eigentliche Torhüter befindet sich ("erlaubt", jedenfalls nciht zu bestrafen) außerhalb.


    Daher wehrt hier ein Auswechselspieler mit der Hand ein Tor ab.
    Also FaD, Mannschaft bleibt zu 11., IdF, wo Ball, Torraumregel beachten. Der "richtige" Torhüter spielt weiter, wird nicht bestraft!

  • Auch das ist leider falsch, schiri-h03. Torwart ist immer der, der erkennbar in Torwartkleidung spielt. Wir können ihn in dieser Situation nicht vom Feld schmeißen!


    Ähnlich ist das auch, wenn Feldspieler und Torwart unerlaubt die Plätze tauschen. Wenn dann der ehemalige Feldspieler den Ball mit der Hand spielt, schicken wir ihn auch nicht runter.

  • Das kannst du nicht vergleichen.
    Es ist immer derjenige Spieler Torhüter, der entsprechend gekennzeichnet ist. Voraussetzung ist aber, dass es sich um zwei Spieler handeln, die auch gerade als Spieler und eben nicht als Auswechselspieler zählen!


    Hier wurde kein Wechsel vollzogen und es ist kein Torhüter auf dem Feld. Dass so das Spiel eigentlich nicht wieder angepfiffen werden kann, ist richtig, aber hier nicht zu verhindern, da der SR "getäuscht" wurde und ja nur auf das reagieren kann, was er sieht.


    Hier steht ein Auswechselspieler im Tor und verhindert ein Tor mit der Hand. Ob derjenige jetzt schweinchenrosa, oder blau gestreift ist, ist völlig egal, da es eben ein Auswechselspieler ist. Und der kann nicht zum Spieler werden, nur indem er das Feld betritt.


    Wenn im laufenden Spiel der Ersatztorhüter (gekennzeichnet durch TW-Trikot) auf das Feld läuft, der eigentliche Torhüter runtergeht und der Ersatztorhüter jetzt einen Ball hält schmeißt du ihn ja auch raus, weil es keinen Wechsel ohne deine Zustimmung geben kann!
    Genau so verhält es sich hier, nur, dass der Wechsel eben in der Halbzeitpause vollzogen worden ist.


    Wir hatten die Frage im übrigen auf mehreren Treffen auseinandergenommen.

  • schiri-h03


    Deine Argumentation hat aber einen Schönheitsfehler: Wenn Deine Auslegung richtig wäre, was zunächst auch sehr einleuchtend klingt, dann hätte der Schiedsrichter aber einen dicken Regelverstoß begangen, muss doch zwingend von jeder Mannschaft ein Torwart auf dem Feld sein. Gut, der AW-Spieler wird nicht zum Spieler, dann aber eben auch nicht zum Torwart - und was nun?

  • Moment Moment, der SR begeht einen Regelverstoß, wenn er eine Halbzeit ohne Torhüter anpfeift. Wenn zwischendurch der Torhüter (vom SR unbemerkt) abhaut, ist das nicht zwangsläufig ein Regelverstoß. Der SR ist nicht verpflichtet, bei jedem Einwurf kurz zu überprüfen, ob die beiden Torhüter nicht gerade getürmt sind.

  • Es ist hier aber gegeben, dass die HZ quasi ohne TW angepfiffen wurde. Nachdem der SR den Wechsel bemerkt, müsste er ja auch seinen Fehler bemerken. Manfreds Argumentation passt also schon.

  • In diesem Fall steht ja schon ein Torwart im Tor, jedoch der "falsche". Der Schiedsrichter wurde ja wie schon erwähnt getäuscht. Kann man ihm da überhaupt einen Regelverstoß unterstellen? Nehmen wir an, Torwart und Ersatztorwart sehen sich ähnlich. Wie soll der SR das unterscheiden können?

  • Ich mache dem SR ja auch keinen Vorwurf, konstatiere aber, dass die Argumentation eben widersprüchlich ist:


    Einerseits wird der AW-Spieler nicht zum Spieler, ergo auch nicht zum TW - das zöge die von schiri-h03 angesprochenen Konsequenzen nach sich. Andererseits hätte der Schiedsrichter dann aber ungewollt einen Regelverstoß begangen, da er das Spiel ohne TW anpfeift. Einen Tod müssen wir jetzt sterben, um die Sache aufzulösen.


    Von daher präferiere ich die Variante, dass der TW zwar wegen des unerlaubten Betretens verwarnt wird und ein indirekter Freistoß fällig ist und wir nach Aussprache der Verwarnung den Wechsel akzeptieren. Die Argumentation mit dem Handspiel ist insofern ohnehin nicht ganz einfach, da hier ein offenkundig als TW erkennbarer Spieler agiert, auch wenn er eben formal noch kein Spieler ist.

  • Ich hab meine Sichtweise extra nicht dargestellt, aber ich teile in etwa Manfreds Sicht:


    Entweder er ist kein Torwart, dann haben wir ohne Torwart gespielt oder
    Er ist Torwart, aber eigentlich darf ein nicht-Spieler nicht Torwart sein.


    Variante 1 ist natürlich Rot, Variante 2 Gelb. Da egal wie man es dreht und wendet etwas nicht in Ordnung ist würde ich mich - pragmatisch - für die zweite Variante entscheiden wollen, für ein bloßes nicht-Melden und dann in der logischen Konsequenz seinen Job erledigen würde ich dem neuen Keeper möglichst nicht Rot geben - nur wenn ich keine Wahl habe.


    Außerdem haben wir ja auf dem Feld einen Torwart festgestellt vor Anpfiff, würden wir nicht dann mit dem Anpfiff (zwar fälschlichterweise) diesem "Spieler" die Rechte des Torhüters geben? Wenn mich jemand in dem Moment fragt ob dieser Spieler Torwart ist wäre meine Antwort ja.


    Vielleicht sollte man es stumpf mit dieser Passage der Regel 3 lösen:


    Bei jeder anderen Übertretung dieser Regel
    werden die betreffenden Spieler verwarnt,
    wird die Partie mit einem indirekten Freistoß durch einen Spieler des gegnerischen
    Teams an der Stelle fortgesetzt, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der
    Unterbrechung befand (siehe Regel 13 – Ort der Freistoßausführung).


    Hintergrund ist übrigens: Ich musste einen Ersatztorwart wg. unerlaubtem Betreten verwarnen, für mich glücklicherweise ist er als Feldspieler gekommen, aber nach dem Spiel musste ich dann an "was wäre wenn?" denken.

  • Gabs die Regelfrage nicht innerhalb der letzten paar Ausgaben in der Schirizeitung? Ich bilde mir ein dass es da auf Gelb für den Ersatztorwart rauslief.

  • Es ist vollkommen korrekt, dass hier ein Regelverstoß begangen wird, auch, wenn der SR nicht unbedingt die Schuld an diesem trägt, da er ja getäuscht wurde. Wichtig ist hier, dass der SR am Anfang der 2.HZ eben nicht mehr nach Wechseln fragen muss.


    Nun haben wir einen Regelverstoß (unwissentlich) begangen und stehen vor den Konsequenzen. Wir dürfen hier aber in keinem Fall einen Fehler mit einem weiteren Fehler "kompensieren", den Spieler also gesondert behandeln.


    Ob das praxistauglich ist, ist sicherlich kontrovers zu diskutieren, was hier ja auch getan wurde. Rein theoretisch und regeltechnisch ist die Frage aber eindeutig wie oben geschrieben zu behandeln.


    In der Praxis kann man sicherlich pragmatisch entscheiden und sollte das in gewissen Situtationen auch (wer kann nachweisen, dass der SR nicht nach dem Wechsel gefragt hat? ;) ), in der Theorie eben nicht.

  • Auch in der Theorie ist Pfeifekopps Antwort richtig. Kurze Internetrecherche als Quellennachweis ergab http://fulda.hfv-online.de/index.php?id=6788, Frage 6.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Was wäre aber, in diesem Fall sehr realistisch, wenn der Ball vom Torwart direkt über die Torauslinie gelenkt würde, ohne dass der SR vorher durch einen Pfiff unterbrechen kann? Er wird den falschen TW ja nicht gedankenschnell erkennen.
    Entweder gibt es Eckstoß weil ja in einer Spielruhe keine Spielstrafe verhängt werden kann oder der SR begründet den Pfiff als verzögert und entscheidet auf indirekten FS, obwohl der Ball vor dem Pfiff schon die Torauslinie überschritten hat. Wie sieht's aus?

  • Wichtig ist, wo sich der Ball zum Zeitpunkt des Verstoßes befunden hat und nicht wann der Pfiff erfolgt ist ....