Projekt Torrichter

  • Wer hier von Versagen spricht, liegt meiner Meinung nach deutlich daneben. Es war (wahrscheinlich) ein Fehler. Aber wer hätte am TV ohne Zeitlupe oder auch nur ohne Standbild ein Monatsgehalt auf die richtige Entscheidung gesetzt? Die vorgegaukelte Klarheit der Standbilder existiert nicht. Über wie viele Milli-/Zentimeter reden wir hier? Und, vor allem, über welche Zeitspanne? 0,1 Sekunden? 0,2? Oder gar weniger? Niemand hat auf dem Feld ein Standbild, dazu ist noch der Pfosten und ggf. ein Teil des Fußes im Weg (in diesem Fall nicht entscheidend). Der Ball ist zudem in der Luft. Das ist völlig anders als wäre er flach in der gleichen Position. Auch der Torrichter muss 100% sicher sein. Wie soll das gehen? Da ist die menschliche Wahrnehmung einfach überfordert.
    Es ist ein Problem, dass jeder normale Mensch mit der Einführung des Torrichters nicht als gelöst abgehakt haben konnte. Und genau deshalb waren Fandel & Co. bei uns auch immer dagegen. Einen krassen Fall wie 2010 bei GER-ENG verhindert der Torrichter höchstwahrscheinlich. Alles, was erst das Standbild auflöst, bleibt quasi unlösbar bzw. mehr oder weniger 50:50-Bauchgefühl. Deshalb: Torrichter abschaffen, Technik her, wenn sie funktioniert. Wenn nicht, muss ein deutlicheres Bewusstsein für die Diskussionsgrundlage her.

  • Da gebe ich @ Jack recht!
    Ich selbst stand in den 80 Jahren bei einem internationalen Hallenturnier als Torrichter dumm neben dem Tor herum. Da sind 7000 Zuschauer, die nicht wenig Lärm machen und einem högschte Konzentration abverlangen. Dann zieht ein Spieler von Rapid Wien mit einem strammen Schuss ab, der Ball knallt gegen die Unterkante der Latte und ist wieder im Spielfeld. So schnell kann ein Mensch nicht von oben nach unten schauen, um zu sehen, ob der Ball im Tor war oder nicht.
    Doch das ORF hatte auch damals schon Zeitlupe und hat damit erkannt, dass der Ball im Tor war! Das taten sie dann auch hinreichend kund, mit Namen und Verein..! :flieh:
    Was ich damit sagen möchte, der Ball ist manchmal so schnell, dass das menschliche Auge dem Ball nicht folgen kann, vorallem dann, wenn man in nächster nähe steht. Von dem Job des Torrichter halte ich nicht viel, weil die wenig zu tun haben und plötzlich im Bruchteil einer Sekunde hellwach sein sollen.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Niemand hier sagt dass der Torrichter als Person versagt hat. Der Kollege ist sicher ein Top-SR. Aber die Insitiution "Torrichter" stellt die Leute die diese Position ausfüllen vor unlösbare Aufgaben, hat in ihrem Hauptzweck versagt und gehört deshalb ersetzt.


    Ich denke nur sehr wenige (intelligente) Leute regen sich über den Torrichter persönlich auf. Dem Großteil der Menschen ist die Schwierigkeit einer solchen Entscheidung bewusst. Aber was nicht angehen kann und damit ist der Ärger auch berechtigt ist dass im 21.Jahrhundert, einem Zeitalter wo fast jeder große Sport zurecht auf Technologie zurückgreift, der Fußball sich immer noch sträubt(e) und damit extrem wichtige Entscheidungen falsch getroffen werden.

  • Nach dieser EM und auch CL sollte das Projekt Torrichter gestorben sein!
    Alleine dieses stehen in einigen Situation, als wenn sie sich in die Hose machen! Wahrscheinlich auch noch vorgeschrieben von de UEFA !
    Für mich nur verschwendestes Geld aber die sacken ja genug ein!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Nochmal, dem ominösen Angriff ging eine klare Abseitsstellung voraus. Wer wurde jetzt "betrogen"? Die Ukrainer oder die Engländer hätte das Tor gezählt?


    Wenn Tortechnologie, dann muss auch der Chip im Schienbeinschoner her fürs Abseits. Basta.

  • Wenn Tortechnologie, dann muss auch der Chip im Schienbeinschoner her fürs Abseits. Basta.


    Das Problem ist aber, dass der Chip im Schienbeinschoner Abseits nicht 100% überprüfen kann, denn nicht immer ist das Schienbein der vorderste Körperteil, wodurch es auch mit dieser Technologie, zu mindest beim Abseits, Fehlanzeigen geben kann.

  • Nochmal, dem ominösen Angriff ging eine klare Abseitsstellung voraus. Wer wurde jetzt "betrogen"? Die Ukrainer oder die Engländer hätte das Tor gezählt?

    Es geht aber nicht um den gesamten Spielzug, da hast Du natürlich recht. Es geht um die Grundsatzfrage, ob das menschliche Auge in Sekundenbruchteilen Millimeterentscheidungen treffen kann, und da muß man der Technik den Vorzug geben.


    Bei den olympischen Spielen 1960 in Rom lief Armin Hary handgestoppte 10,0 auf 100m, Weltrekord ! Würde man heute beim Fortschritt der Technik noch eine eine handgstoppte Weltrekordzeit anerkennen ? Wenn die Technik besser als der Mensch ist, dann her damit !

  • Ich bin dafür, dass man die Technik auf das gesamte Spiel ausbreitet. Die Spieler machen soviele Fehler, die müssen auch verkabelt werden, um über Funk Anweisungen zu bekommen. Mit cleveren Computerprogrammen könnte man via GPS etc. Spielzüge programmieren oder Anspielstattionen ausmachen. Wenn Spieler und Trainer untereinander direkt kommunizieren können, wäre das für die Qualität des Spiels sehr zuträglich. -> Konsequente Umsetzung der Taktik, weniger Fehlpässe ... :ironie:

  • Das Problem ist aber, dass der Chip im Schienbeinschoner Abseits nicht 100% überprüfen kann, denn nicht immer ist das Schienbein der vorderste Körperteil, wodurch es auch mit dieser Technologie, zu mindest beim Abseits, Fehlanzeigen geben kann.


    Wäre dann mit einer kleinen Regeländerung verbunden: maßgebend ist bzw sind nur noch das Schienbein mit Chip bzw. beide Schienbeine. Diese Technologie soll anscheinend auch funktionieren.


    Bei aller Aufregung wegen des nicht gegebenen 2 cm Tores. Die meisten Fehlentscheidungen, die unmittelbar zu Toren oder Chancen führen bzw. diese verhindern, betreffen Abseits, dann Schwalben und nicht geahndete Foulspiele.

  • Es wird aber niemals eine 100%ige Sicherheit geben. Auch die Technik hat einen bestimmten Ausfall- bzw. Fehlerquotienten. Daher ist wohl nicht wirklich etwas gewonnen.
    Vielleicht sollte die Personengruppe mit den meisten Fehlern auf dem Feld, endlich einmal einsehen, dass auch Andere mal Fehler machen können.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich bin, wie die meisten hier, auch der Meinung, daß das Projekt "Torrichter" nach dieser Aktion gestorben ist. Die Technikanhänger werden sich hier letztlich durchsetzen, zumindest in Bezug auf Torentscheidungen. Die Fifa wird sich über kurz oder lang dem öffentl. internationalen Druck beugen müssen. Ich muß sagen, daß ich im Grunde auch dafür bin allerdings mit ein paar Einschränkungen:


    Die Technik ( Chip od. Torkamera ) nur und ausschl. für die Entscheidung Ball im Tor oder nicht.


    Über ein akustisches Signal wird der SR u.das Team informiert, das der Ball hinter der Linie war, so dass niemand sonst mitbekommt, ob er das jetzt gesehen hat oder ihm die Technik dabei half.


    Und der Einsatz dieser Hilfsmittel sollte nur im Profibereich sein. Warum? Nun, ein bekannter DFB-Lehrwart hat einmal sinngemäß gesagt: Es gibt die Bundesliga und es gibt Fußball. Heute reden wir über Fußball... Ich denke, im Amateurfußball ist das schlichtweg nicht praktikabel u. zu teuer.


    Was die Entscheidung des Torrichters im Ukrainespiel betrifft, so bin ich auch der Meinung, daß er das einfach sehen muß. Wenn er richtig steht. Und genau das ist der Knackpunkt. Hat eigentlich mal jemand darauf geachtet, wie und vor allem wo der Kollege in diesem Moment gestanden hat. Im TV ist deutlich zu erkennen, daß er innerhalb des Spielfeldes steht, als der Ball in der Luft die Torlinie überschreitet. Aus dieser Perspektive ist es unmöglich, zu erkennen, ob der Ball hinter der Linie war. Ich frage mich, was hat der Kollege da zu suchen? Sein Bereich war doch hauptsächlich der zwischen Torlinie und Netz. Wenn er außerhalb des Feldes steht und an dem Torpfosten vorbei schauen kann und der Ball taucht dann in seinem Blickfeld auf, kann er doch zu 99,9% sicher sein, daß der Ball hinter der Torlinie war, weil es logisch ist. Steht er direkt auf der Linie, kann es sein, daß er durch den Torpfosten in seiner Sicht behindert wird. Steht er aber, wie in diesem Fall mit einem Bein und dem Oberkörper im Spielfeld, ist es pure Glückssache, wenn er es richtig erkennt.


    Ich hätte noch mehr Gedanken, aber dann wird´s zu lang...

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Die UEFA hat ein "Werbevideo" veröffentlicht, mit dem die nationalen Verbände überzeugt werden sollen, die Torrichter einzuführen. Neben einer ausführlichen Aufzählung der Vorzüge der "additional assistant referees", sind auch einige interessante Beispiel für die Kommunikation in den Teams während der EM zu sehen.

  • Die Frage ist leider, was es bringt? Den gestern hat SR Artur Soares Dias dem Stuttgarter Spieler Torun verwarnt, weil aus dessen Sicht eine Schwalbe gemacht worden ist. Genau vor der Nase des zusätzlichen Assistenten war es aber doch ein Strafstoß gewesen, der Torrichter hatte hier nicht bei der richtigen Bestrafung geholfen. Da muss sich noch eine Menge verbessern.

  • Naja, im Interview war das für mich fast ein Geständnis, Unschuldige verteidigen sich anders. Und ich habe eine VfB-Brille auf ;)


    Zudem ist alles, was auch unmittelbar vor einem SR(A) abspielt, schwerer zu sehen, als mit etwas Abstand.


    Entscheidend bei TR-Projekt ist die Summe der Fehlentscheidungen...

  • Mal abgesehn davon wo sollen wir den jetzt noch die 2 Schiedsrichter her bekommen? Wir haben jetzt schon genug Probleme alle Spiele zu besetzten. Wer will den Job den auch noch machen. Mir fällt es schon immer schwer mich für den SRA zu begeistern und dann einen Job als TR!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Naja, ich bin da eher der Meinung dass damit die Profi Ligen angesprochen werden. 1. und 2. Liga währen eigentlich nicht so schlecht. Da könnte man dann auch mal die Schiedsrichter unterbringen, die nach einer Verletzungspause oder ähnlichem länger nicht gepfiffen haben.
    Ein Kreisoberliga Spiel mit Torrichtern anzusetzen, wäre wirklich sehr unrealistisch. Dafür fehlen uns wie bestimmt überall die Schiedsrichter.

  • Das Projekt "Torrichter im Amateurbereich" würde allein schon an dem oft fehlenden Platz hinter den Toren scheitern. Dem klassischen Assistenten an der Setenlinie würde somit z.B. bei Eckbällen die Sicht genommen, da der Torrichter nicht nach hinten gehen kann, weil dort bereits die Barriere ist...

  • Ließe sich das nicht dadurch umgehen indem man den Torrichter einfach auf die Linie entgegengesetzt vom Assistenten stellt?

  • Da standen sie früher ja auch. Am Anfang der AAR-Experimente stand er auf der rechten Seite und somit auf der Seite vom Strafraum, die eh vom SR abgedeckt wird, da er ja wegen der Diagonale eh rechts steht.


    Dann hat man erst den Laufweg des SR verändert und nachdem man - berechtigterweise - gemerkt hat, dass das Schmarn ist, den SR wieder normal laufen lassen und den AAR auf die andere Seite gestellt.
    Dort gehört er, wenn man ihn schon aufstellt, auch hin.

    Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
    (Antoine de Saint-Exupery)