TW-Handspiel außerhalb des Strafraums

  • So ich habe mal eine Frage, an die Regelpäpste unter Euch:


    Ich hatte heute folgende Szene:


    Mannschaft A schlägt den Ball von hinten sehr weit in die gegenerische Hälfte. Der Ball fliegt über die Verteidigung hinweg und ein Stürmer flitzt dem Ball hinterher. Der Torwart von Mannschaft B eilt heraus und kurz bevor der Stürmer den Ball erreichen kann, fängt der Torwart den Ball auf Brusthöhe innerhalb des Strafraums auf (kurz vor der Strafraumgrenze). Durch den Spurt nach vorne, hatte er allerdings so viel Schwung, dass er nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und mit den Ball in der Hand ca. einen Meter aus dem Strafraum gerannt ist.


    Ich habe den Torwart verwarnt :gelbe_karte: und einen direkten Freistoß gegeben. Nach dem Spiel hat mich die Szene ein wenig beschäftig, da der Torwart dem Gegner durch sein Handspiel außerhalb des Strafraums die Möglichkeit genommen hat, ein Tor zu erzielen. Quasi habe ich mir die Frage gestellt, ob :rote_karte: korrekt gewesen wäre, denke aber, dass die VW richtig gewesen ist, denn der Torwart hat den Ball innerhalb des Strafraumes gefangen und hat nur durch Unvermögen mit den Ball den Strafraum verlassen.


    Wie seht ihr das?

  • Ich hätte noch nicht mal die :gelbe_karte: gegeben. Hier :rote_karte: zu ziehen wäre völlig überzogen. Der Tw darf den Ball mit der Hand spielen das er durch seinen Eigenschwung den Strafraum verlässt ist einfach nur Pech und sicherlich keine Absicht.

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Da stimme ich tillongi zu: Mit welcher Begründung soll man hier :gelbe_karte: bzw. :rote_karte: geben? Wo ist die - für ein Handspiel - erforderliche Absicht oder unnatürliche Handbewegung?

  • Die Absicht den Ball zu fangen ist ja da, der Ball ist ihm ja nicht zufällig in die Arme gefallen. Aber ansonsten kann ich die Argumentation von tillongi nachvollziehen.
    Ist echt die Verwarnung noch zu viel gewesen..? ?(

  • Naja wenn der Tw clever gewesen wäre hätte er den Ball einfach fallen lassen, als er den Strafraum verlässt.
    Die :gelbe_karte: ist vertretbar aber mehr auch nicht, wenn das reines Unvermögen des TW gewesen ist dann kann man die Karte auch weg lassen!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Ich verweise zu diesem Thread, in dem ein ganz ähnlicher Fall (Torwart kommt beim Abschlag über die Sechzehnerlinie mit dem Ball in der Hand) diskutiert wird und zitiere den Beitrag von almiko, der auch bei diesem Thema mMn als Antwort genommen werden könnte.

    Zitat von almiko

    Der TW spielt den Ball absichtlich mit der Hand, dass er nicht die Absicht hatte, ihn außerhalb des Strafraums zu spielen, ist für die Spielstrafe unerheblich. Die fehlende Unsportlichkeit führt nur dazu, dass er keine :gelbe_karte: bekommt, denn die würde eine Unsportlichkeit voraussetzen.

  • Also wir sind uns einig, dass es sich hierbei um ein absichtliches Handspiel handelt (Absicht im Sinne der Regel, nicht im Sinne der Sprache).
    Dann liegt folgender Fall vor:


    Feldverweiswürdige Vergehen
    Ein Spieler, Auswechselspieler oder ausgewechselter Spieler erhält die Rote Karte und wird des Feldes verwiesen, wenn er eines der folgenden sieben Vergehen begeht:
    ...
    ...
    ... Verhindern eines Tors oder Vereiteln einer offensichtlichen Torchance des
    Gegners durch absichtliches Handspiel (gilt nicht für den Torwart im eigenen
    Strafraum),


    Wo bitte steht in der Regel, dass ich hier vom FAD absehen kann?

  • Jetzt mal langsam mit den jungen Pferden. Die Ballaufnahme erfolgt gemäß Schilderung im Strafraum, also regelkonform. Der Stürmer hat zu keinem Zeitpunkt die Ballkontrolle. Spricht also auch gegen den Feldverweis.


    Der Vergleich, der gezogen werden muss, ist der, wenn der TW den Ball im Strafraum aufnimmt und aufgrund von Nässe z.B. rausrutscht. Ein absichtliches Handspiel außerhalb des Strafraumes kann ihm nicht vorgeworfen werden und der erste Kontakt erfolgt ja noch innerhalb des Strafraums.


    Also wie schon geschrieben Freistoß, aber keine Verwarnung.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Genau meine Worte, Danke Jambala.
    Der Ausführung ist nichts hinzuzufügen.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Ich verweise zu diesem [> http://www.allzweck.de/websale7/?Ctx={ver%2f7%2fver}{st%2f3ec%2fst}{cmd%2f0%2fcmd}{m%2fwebsale%2fm}{s%2fb-d-sport%2fs}{l%2fallzweck_d%2fl}{p1%2fd83f36db2d06e46d3d75f8254958385c%2fp1}{md5%2ffeee64c076d88a9db56be4de7bb074fe%2fmd5}&act=product&prod_index=44-4329&cat_index=adidasTrikots] Thread, in dem ein ganz ähnlicher Fall (Torwart kommt beim Abschlag über die Sechzehnerlinie mit dem Ball in der Hand) diskutiert wird und zitiere den Beitrag von almiko, der auch bei diesem Thema mMn als Antwort genommen werden könnte.
    [Zitat verändert: Link gepostet!]



    Auf allzweck diskutieren wir nun auch schon? ^^ ;)


    Erstmal: Danke, Schnabeltasche! Ich habe mir zwei Links herausgesucht und leider den falschen erwischt...


    @ Mods:
    Ich bitte den in #6 geposteten Link mit dem richtigen Link/Thread (Abschlag des Torwarts-Handspiel??) zu ersetzen. Danke!

  • Der Vergleich, der gezogen werden muss, ist der, wenn der TW den Ball im Strafraum aufnimmt und aufgrund von Nässe z.B. rausrutscht. Ein absichtliches Handspiel außerhalb des Strafraumes kann ihm nicht vorgeworfen werden und der erste Kontakt erfolgt ja noch innerhalb des Strafraums.

    Den Vergleich halte ich nicht für statthaft: Der TW weiß, wo der Strafraum endet und weiß auch mit welchem Tempo er zum Ball geht. Wird es knapp, kann er ja Fausten oder den Ball loslassen. Insofern ist das Handspiel für mich absichtlich, unsportlich (sofern er verhindert, dass der Gegner an den Ball kommt) und ggf Fad, falls eine Vereitelung einer offensichtlichen Torchance vorliegt.


    Mir ist unklar, woher dieser ewige TW-Bonus kommt. Von der Regel kann ich das nicht ableiten. Ich bitte um Quellenangabe.


    Für ein Foul/ein Handspiel bedarf es keiner Absicht im sprachlichen Sinne. Fahrlässigkeit reicht. Und die ist hier gegeben. So blöd sind TW nicht, dass sie die Strafraumgrenzen nicht kennen.

  • schiriassi
    kein Ding, ich dacht erst mein Computer spinnt^^


    Zum Thema:
    aber eine Verwarnung hätte ich auch nicht gegeben.


    Andere Sachlage:
    In meinem ersten Jahr in unserer ersten Mannschaft hatten wir ein Testspiel gegen einen höherklassigen Verein, ich im Tor, gerade einmal so 18...
    Der Ball kam auf mich zu, ein Angreifer ging hinter dem Ball her, war aber geschätzte 20-25 Meter noch weg, da der Ball diagonal in die Spitze gespielt wurde.
    Der Angreifer, welcher im Abseits stand, drehte ab, die Schiedsrichterin hebte den Arm, dacht ich mir jau geil .. Abseits!
    Ich nahm den Ball ca. 25 Meter vorm Tor in die Hand, lag mir den Ball zum Freistoß hin, dachte mir nichts böses und wurde durch einen Pfiff aus meinem schönsten Träumen gerissen^^
    Die Frau Schiedsrichterin rannte wie von der Biene gestochen zu mir, zupfte dabei an ihren Brusttaschen und ich stand dort immer noch wie Pöttgen Doof, dachte mir nur langsam, dass ich bei dem Tempo der Dame gleich die Duschen vorwärmen darf..


    Der Gegner bekam nen Freistoß, ich sah gelb und wusste immer noch nicht warum.
    Sie schilderte mir nach dem Spiel, dass Sie Vorteil hat laufen lassen und dies mit dem gehobenen Arm angezeigt hat.


    Heute find ich wohl, dass die gelbe dort ebenfalls nicht hingehört hatte, oder?

  • BestRefinTown
    Ich vestehe zwar Deine Überlegungen, aber FaD scheidet mangels Ballkontrolle definitiv aus, wie jambala schon richtig schrieb.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ob keine pers. Strafe, VW oder FAD hängt von den Umständen ab. Wenn der Stürmer mit seinem "Schwung" beim Zeitpunkt des Handspiels schon im Torraum angekommen ist und kein Angreifer durch das Handspiel am Spielen des Balles gehindert wurde, ist es kein unsportliches Handspiel.


    Wenn durch das Handspiel der Angriff/ die Fortsetzung des Angriffs unterbunden wird, ist es unsportlich.


    Wenn durch das Handspiel eine Torchance vereitelt wurde, kommt bei mir (und nach der Regel) der FAD. Dies scheint im oben geschilderten Fall nicht- kann ich aber nicht ausschließen.


    Woher kommt das Argument mit der Ballkontrolle? Wenn der Ball frei im Torraum liegt und der Angreifer durch Festhalten gehindert wird, 5m zum Ball zu laufen und ihn ins leere Tor einzuschieben, so hat der Angreifer keine Ballkontrolle gehabt. Trotzdem wurde zweifellos eine Torchance vereitelt. ?(

  • Ein ganz klares "Nein"!


    Der Reihe nach:
    Der Torwart fängt den Ball ganz regelkonform in seinem Strafraum. Erst nachdem er ihn regelkonform gefangen hat, gerät er durch zu viel Schwung über die Strafraumlinie. Da er den Ball aber sicher unter Kontrolle hatte, ist somit eine neue Spielsituation entstanden. In dieser neuen Situation spielt der Torwart regelwidrig, aber ohne jede unsportliche Absicht den Ball außerhalb des Strafraumes mit der Hand, ergo direkter Freistoß und Ende.


    Selbst wenn man die neue Spielsituation nicht annehmen will: Mit der Absicht, den Ball regelkonform fangen zu wollen, was ja auch gelingt, kann der TW nie unsportlich handeln. Der Umstand, dass es ihm nicht gelingt, noch rechtzeitig zu bremsen oder abzubiegen - Pech gehabt, dafür wird er ja dann auch mit einem Freistoß gegen sich in nicht ungefährlicher Position bestraft.


    Der Unterschied zum Halten liegt darin, dass dieses immer verboten ist und daher eine Regelwidrigkeit beabsichtigt ist - genau das ist hier aber nicht gegeben, es handelt sich um ein - vielleicht vermeidbares - Versehen. Aber wenn jede Aktion, die vermeidbar wäre, gleich unsportlich im Sinne einer Verwarnung ist, dann gibt es demnächst auch eine Gelbe Karte, wenn ein Spieler den Ball verstolpert und dieser das Spielfeld verlässt, schließlich ist das eine Spielverzögerung ... ;)


  • Woher kommt das Argument mit der Ballkontrolle? ?(


    Laut FIFA-Anweisung zu Regel 12 (Regelbuch Seite 92) hat der SR u.a. zu berücksichtigen: "Wahrscheinlichkeit, dass das angreifende Team in Ballbesitz bleibt oder kommt"


    Im o.g. Fall hatte das angreifende Team keinen Ballbesitz und kam deshalb nicht in Ballbesitz, weil der TW legal innerhalb des Strafraums den Ball mit den Händen fing. Wenn Du jetzt argumentieren willst, hätte der TW beim Überschreiten der Strafraumgrenze den Ball los gelassen, hätte der Stürmer den Ballbesitz erlangt, so ist dies nicht nur spekulativ, sondern höchst unwahrscheinlich: Ein TW, der sich 100% regeltreu verhalten hätte bzw. selbst einen Freistoß verhindern wollte, Hände den kontrolliert gehaltenen Ball viel wahrscheinlicher zu einem Mitspieler oder sicherheitshalber ins Seitenaus geworfen.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Der Umstand, dass es ihm nicht gelingt, noch rechtzeitig zu bremsen oder abzubiegen - Pech gehabt, dafür wird er ja dann auch mit einem Freistoß gegen sich in nicht ungefährlicher Position bestraft.

    Ich unterstelle dem TW, dass er wahrnimmt, den Strafraum zu verlassen und trotzdem den Ball weiter mit der Hand spielt. Er soll ihn eben fallen lassen oder wegfausten. Um uns hier zu einigen, müsste ich aber die Situation sehen.


    Spielt der TW den Ball außerhalb des Strafraumes tatsächlich versehentlich mit der Hand, kann ich auch von einer VW absehen. Sollte er dadurch jedoch einem 2. Angreifer, der jetzt direkt vor ihm steht, die Möglichkeit nehmen, den Ball zu spielen (neue Spielsituation) - ja dann liegt m. E. ein absichtliches, klares Handspiel vor, welches verhindert, dass der Gegner in Ballbesitz gelangt. Ergo VW.


    Ein Unterschied zum Halten kann ich nicht erkennen, da ein absichtliches Handspiel außerhalb des Strafraumes immer regelwidrig ist.