Einwurf, doch kein Spieler will ihn ausführen...

  • Heute hatte ich folgende Situation:


    Heim (kann noch aufsteigen) schindet beim Stand von 1:0 für Heim schon mit Beginn der 2. Halbzeit Zeit. Gast ist stark abstiegsbedroht. Dem entsprechend ging es dann heute auch zur Sache.



    Bis zur 88. Spielminute hatte ich bereits zwei Spieler von Heim wegen Zeitspiels verwarnt und auch einige klare Ansagen auf dem Feld gemacht. In dieser 88. Spielminute bekommt Heim einen Einwurf in der eigenen Hälfte zugesprochen. Doch kein Spieler will diesen Einwurf ausführen. Sie unterhielten sich auch: "Mach Du!" - "Ich? Nein, lass mal.", usw.


    Ich habe dann auf Einwurf für den Gegner entschieden. Da war dann natürlich richtig Stimmung in der Bude :D



    In dieser Situation musste ich eine Entscheidung treffen, und meine Beweggründe waren spontan, dass ich keinen Spieler zum Einwurf zwingen kann oder einfach einen Spieler verwarnen kann. Mit dem Kapitän wollte ich auch nicht noch sprechen, weil das aus meiner Wahrnehmnung heraus zusätzliche Zeit gekostet hätte und Heim hätte dadurch noch mehr Zeit geschunden. Nachspielzeit hin oder her.



    War meine Entscheidung korrekt? Falls nicht, was wäre korrekt gewesen?

  • Da hast du einen Regelverstoß begangen, das solltest Du unbedingt vermeiden.
    In dieser Situation stell ich mich hin und schau auf meine Uhr. Einen lauten Ruf, diese Zeit spielen wir selbstverständlich nach, lasse ich folgen.
    Sobald die 90. Minute angebrochen ist, kommt eine entsprechende Anzeige der Nachspielzeit. Wenn ein Spieler dazu was sagt, erinnere ich ihn freundlich an den Einwurf.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich würd sagen, dass man nicht einfach auf Einwurf für den Gegner entscheiden kann, da dieser ja nicht ausgeführt wurde und somit nicht wieder ins Spiel gebracht wurde, daher würde ich so vorgehen:
    Ermahnen, dass sie sich jetzt mal einigen sollen -> falls nein, einen der Spieler verwarnen -> weigern sie sich weiter Spielführer einschalten, Frist setzen -> kommt dann keine Einigung zustande -> Spielabbruch

  • Wen willst du verwarnen wenn keiner hingeht? Wenn die Mannschaft dann bei der Nachspielzeit einen kleinen Schock kriegt ists deren Problem. Wenn sie wirklich niemanden hinschicken musst du zum Spielführer.

  • Oh. :wacko:


    Zum Glück blieb das ohne Folgen. Das Spiel ist 1:0 ausgegangen :)


    Ich weiss auch, dass das ein Regelverstoß ist, habe ich aber auch schon so gemacht! :flop: Danach ging es immer flott weiter. :top:
    Wenn ein Spieler sich beim Einwurf aufreitzend lange Zeit lässt, bekommt er eine persönliche Strafe. :gelbe_karte: Gut ist es immer, wenn er schon eine hatte. :gelbe_karte: :rote_karte:

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Nun wissen wir alle, dass die Lösung einen Regelverstoß darstellte - aber keiner schreibt, wie es denn richtig gewesen wäre ...


    Mein Lösungsvorschlag für einen solchen Fall:
    Spielführer rufen und ihm mitteilen, dass man diese Zeit erstens nachspielen lassen wird und zweitens, dass der Einwurf innerhalb einer Minute ausgeführt sein muss, weil man das ansonsten als Verweigerung der Spielfortsetzung ansehen und das Spiel abbrechen wird. Und kein Verein wird in dieser Situation riskieren, einen Abbruch zu verschulden, eine Minute erscheint mehr als ausreichend, schließlich handelt es sich um einen profanen Einwurf. Mangels Regelgrundlage dürfen wir als SR aber nicht einfach einen Spieler als Einwerfenden bestimmen.

  • Der Fall ist ja ähnlich dem oft in Regelfragen gestellten Fall beim 11m, bei dem der TW sich weigert ins Tor zu gehen. Wenn ich so etwas erleben würde als Trainer, dass der SR einfach so den Einwurf in die andere Richtung vergibt weil ihm das zu lange dauert, dann startet aber eine Rakete...
    Das ist ja keine abweichende Wahrnehmung, wie in einem Fall wo man z.B. als Spieler/Trainer der Meinung ist, dass nicht der Gegner sondern man selbst einen Freistoß bekommen müsst, sondern hier werden Regeln verdreht.

  • Ich muss mich hier den Ausführungen von Pfeifekopp und Manfred anschließen!


    In einer solchen Situation ... bei mir noch nicht vorgekommen ... würde ich die Zeit stoppen und Nachspielzeit festhalten, dann den entsprechenden Mannschaftsführer konsultierenm, Frist setzten u gleichzeitig mit Spielabbruch drohen, falls nach Fristablauf noch keine Spielfortsetzung erfolgt ist.


    Alles andere sind Baustellen (Regelverstöße)... wenn auch nicht spielentscheidend ..., welche man sich bei Spielen, bei dehnen es für beide Mannschaften um etwas geht, nicht aufmachen sollte!!

  • Ermahnen und auf zügige Spielfortsetzung bestehen, natürlich auch eine Ansage bezüglich der Nachspielzeit machen. Andere Möglichkeiten hat man da nicht, jedenfalls sehe ich einen wissentlich begangenen Regelverstoß als die falsche Art der Reaktion an.


    Ich mache das in solchen Situationen meistens so, dass ich die Spieler zu einer zügigen Spielfortsetzung ermahne, und den Einwurf unmittelbar nach Ausführung als falsch abpfeife. Dann geht es eben mit Einwurf in die andere Richtung weiter. Diesen Wink mit dem Zaunpfahl versteht dann fast jeder.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Sicherlich keine richtige Entscheidung, sondern ein Regelverstoß. Allerdings finde ich das nicht schlecht! Da sollte es meiner Meinung nach eine Regeländerung geben, im Feldhockey ist dies zum Beispiel so. Wenn man zu lange braucht, geht es halt für die andere Mannschaft weiter.

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • Wir müssen gar nicht bis zum Feldhockey gehen, sondern können beim Fußball bleiben.
    In den Futsal-Regeln ist dies möglich. 4 Sekunden und zack, geht es in die andere Richtung.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Nun wissen wir alle, dass die Lösung einen Regelverstoß darstellte - aber keiner schreibt, wie es denn richtig gewesen wäre ...


    Mein Lösungsvorschlag für einen solchen Fall:
    Spielführer rufen und ihm mitteilen, dass man diese Zeit erstens nachspielen lassen wird und zweitens, dass der Einwurf innerhalb einer Minute ausgeführt sein muss, weil man das ansonsten als Verweigerung der Spielfortsetzung ansehen und das Spiel abbrechen wird. Und kein Verein wird in dieser Situation riskieren, einen Abbruch zu verschulden, eine Minute erscheint mehr als ausreichend, schließlich handelt es sich um einen profanen Einwurf. Mangels Regelgrundlage dürfen wir als SR aber nicht einfach einen Spieler als Einwerfenden bestimmen.

    Du hast Dir die Frage ja selbst richtig beantwortet - es gibt einen generellen Pattern, der bei jeglicher Art von Verweigerung der Spielfortsetzung anzuwenden ist - wie von Dir beschrieben.

  • Mal angenommen, die Mannschaft zögert es dann wirklich bis zum Ende hinaus, sodass mehr als - sagen wir mal - 4 Minuten vergehen, bis ein Spieler eingeworfen hat: Dann brichst du ab, gehst in die Kabine und schreibst in den Bericht (ungefähr) Folgendes: "Nach mehrmaliger Aufforderung und auch nach Konsultieren des Kapitäns fand sich innerhalb 4 Minuten kein Spieler, der sich bereit erklärte, das Spiel mit Einwurf fortzusetzen. Aus diesem Grund brach ich das Spiel in der XY. Minute ab." Und das kommt dann durch beim Sportgericht?

  • Was soll er sonst machen, einen Regelverstoß begehen, den Einwurf selber ausführen? ;) Wenn eine Mannschaft nicht mehr weiterspielt, denn anders kann man 4 Minuten nicht einwerfen nicht nennen, bleibt nur der Abbruch.


    Ich würd nichtmal 4 Minuten warten, damit mach ich mich ja lächerlich. Wenn ich den Kapitän dranhabe ist die eine Minute mehr als genug vorausgesetzt der Ball muss nicht geholt werden. Bei einem TW der den Strafstoß verweigert ist eine längere Frist angemessen, da der Mannschaft ihr Recht auf einen Torwartwechsel zugestanden werden muss, aber für einen Einwurf den jeder Spieler problemlos ausführen kann?

  • Zitat

    Regel 3


    ...
    6. Ein Spieler jeder Mannschaft ist der Spielführer. Er ist der An sprechpartner
    des Schiedsrichters. Obwohl er für das Benehmen seiner Mannschaft verantwortlich
    ist, genießt er keine Sonderrechte.


    Folglich kann ich den Kapitän für die Unsportlichkeit verantwortlich machen. Ich würde mal mit direkt :gelbe_karte: anfangen und ihm mit weiteren Konsequenzen drohen.

  • MrNice, eine ziemlich gewagte These. Ich kann diese nicht widerlegen, wenn man einen Spielführer für dieses Verhalten verwarnen könnte, dann hieße dass ja auch dass ich ihn für jedes Meckern eines anderen Spielers verwarnen könnte...


    Wir brauchen hier auch nicht weiter nach Lösungen suchen, es gibt nur eine die den Regeln entspricht:


    Warten - Bittten - Abbrechen...

  • ^Da ich nur ein kleiner Wald- und Wiesen-SR bin, kann ich dies auch nicht gelegen. Bloss hat einmal ein SR der Bezirksoberliga den Kapitän der Heimmannschaft mit :gelbe_karte: bestraft, da der Trainer der Heimmannschaft nicht schnell genug dem Innenraumverweis nachkam.


    Der Kapitän wird wohl nur dann bestraft, wenn eine Unsportlichkeit nur der Mannschaft/Verein, aber keinem einzelnen Spieler/Person zu zuorden ist.


    Gewagt, ja, aber eben nicht widerlegbar.

  • MrNice, eine ziemlich gewagte These. Ich kann diese nicht widerlegen, wenn man einen Spielführer für dieses Verhalten verwarnen könnte, dann hieße dass ja auch dass ich ihn für jedes Meckern eines anderen Spielers verwarnen könnte...

    Sehe ich ähnlich. Und stell Dir mal vor, der Kaptiän hat schon eine GK? Dann gibts Du ihm G/R, und die Mannschaft, sofern das Spiel weitergeht, muss in Unterzahl beenden? Dann bin ich fast sicher, dass die entsrechende Mannschaft Rechtsmittel anstrengen wird. Also, siehe unten:

    Warten - Bittten - Abbrechen...