Rückpass zum Torwart - Wie würdet Ihr entscheiden

  • Hallo,


    heute ergab sich bei meinem Spiel folgende Situation:


    Ein Abwehrspieler steht ca. 25m vor seinem Tor und spielt den Ball nach hinten zu einem Mitspieler. Dieser verpasst den Ball jedoch, so dass der Ball Richtung Torwart rollt. Ein Stürmer sprintet Richtung Torwart, der rutscht dem Ball entgegen und nimmt diesen dann auf?


    Rückpass, ja oder nein?


    Vorab meine Entscheidung: Ich entschied auf ind.FS für die angreifende Mannschaft und daraus fiel der 2:2 Pausenstand, da beinahe alle Verteidiger nach dem Pfiff auf mich zu stürmten und die Angreifer im Strafraum freies Spiel hatten.

  • Nach deiner Beschreibung alles richtig gemacht und doppelte Dummheit von der Defensive.

  • Ich muss leider wiedersprechen.


    Die Regel wurde vor einigen Jahren stillschweigend geändert. Mitlerweile ist nicht mehr von einem kontrollierten Zuspiel, sondern von einem absichtlichen Zuspiel die Rede. Wenn der Pass aus deiner Sicht ganz klar für den Verteidiger gedacht war und dieser den Ball nicht erreicht, kann es kein absichtlicher Rückpass sein, ergo weiterspielen.


    Über die formulierung der Regel brauchen wir uns nicht streiten. Bei den einen Vergehen (Foulspiel) wird uns untersagt über die Absicht zu spekulieren, beim Rückpass steht es auf einmal genau so im Regeltext...

  • Richtig, nach der o.g. Schilderung wäre Weiterspielen die korrekte Entscheidung gewesen. Anders läge der Fall m.E., wenn der angespielte Mitspieler den Ball absichtlich zum TW durchlässt, dies würde ich als absichtliches Zuspiel seinerseits werten, auch wenn er den Ball gar nicht berührt.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Woah.


    Also dies ist neu und überraschend für mich.


    Aber was ist denn genau "Absicht" im Fußball? Die einzige Analogie ist das Handspiel und da ist die Absicht anders als im normalen Sprachgebrauch.


    Wenn jemand für mich kontrolliert einen Pass, der in den Aktionsradius des Torwartes geraten kann spielt, spielt er für mich "absichtlich" einen Rückpass.
    Das Beispiel von Almiko finde ich interessant, aber steht es uns zu einem Spieler ohne Ballkontakt tatsächlich ein absichtliches Zuspiel zuzuschreiben?


    Am anderen Ende wenn ein Spieler einen Pass durchlässt kommt es auch zu keinem neuen Abspiel wenn es um die Frage Abseits oder nicht geht.


    Übrigens, wenn genug Zeit da ist würde ich in strittigen Szenen laut "Rückpass!" rufen wenn ich es als einen derartigen sehe.

  • Übrigens, wenn genug Zeit da ist würde ich in strittigen Szenen laut "Rückpass!" rufen wenn ich es als einen derartigen sehe.


    Zwar sehr pragmatisch gedacht, aber sportlich sehr kritisch, könnte man Dir doch - berechtigt! - Parteilichkeit unterstellen, schließlich warnst Du die Spieler von Mannschaft A und nimmst Mannschaft B damit die Option, durch Dummheit von A zu einem idF zu kommen.


    Ob die Entscheidung richtig oder falsch ist vermag ich nicht zu beurteilen, dafür müsste man die Situation gesehen haben. Absicht ist etwas relatives, wie relativ wird ja auch beim Handspiel deutlich, wo auch dann auf Absicht entschieden werden soll, wenn die Hand zwar nicht zum Ball geht, der Arm aber unnatürlich gehalten wird. Wir sind an diesem Punkt, gleich ob Handspiel oder Rückpass, an der Stelle, bei der es nicht nur auf den Vorsatz ankommt (ich will etwas mit Bestimmtheit), sondern auch der "bedingte Vorsatz" (ich will das zwar nicht unbedingt, nehme es aber billigend in Kauf) eine Rolle spielt. Und nach der Schilderung könnte der Rückpassgeber es durchaus billigend in Kauf genommen haben, dass sein Kamerad den Ball nicht erreicht und der Torwart eingreifen muss - also wieder: Beurteilung rein theoretisch nicht möglich.


    Die Absicht müssen wir als SR übrigens auch an einer weiteren Stelle beurteilen: Beim Abseits. Der Eingriff ins Spielgeschehen ist in der Regel nämlich durchaus auch mit selbiger verbunden (will ein Spieler zum Ball), die fehlende Sicht etc. ist eher die Ausnahme (und dabei kommt es dann tatsächlich nicht auf die Absicht an).

  • Zwar sehr pragmatisch gedacht, aber sportlich sehr kritisch, könnte man Dir doch - berechtigt! - Parteilichkeit unterstellen, schließlich warnst Du die Spieler von Mannschaft A und nimmst Mannschaft B damit die Option, durch Dummheit von A zu einem idF zu kommen.

    Ist dann nicht fast jede verbale Kommunikation parteilich? Wenn ich jemanden vor einem Eckstoß ermahne die Pfoten runter zu nehmen entgeht der zweiten Seite damit potentiell ein Strafstoß, wenn ich jemandem mitteile dass er kurz vorm Feldverweis steht entgeht der anderen Mannschaft der Vorteil mit einem Mann mehr spielen zu können.
    Aus meiner Sicht informiere ich den Torhüter dass ein bestimmtes Verhalten in der Situation ein Vergehen darstellt und er es daher lieber unterlassen sollte. Auf der Gegenseite würde natürlich genauso der Ruf kommen.


    Hab dies als selber aktiver Spieler öfters gehört und fand es immer sinnvoll, hab es daher übernommen. Hatte auch nie eine Beschwerde deswegen.

  • Während des Spiels würde ich solche Rufe unterlassen, das ist schon ein Unterschied zu Ermahnungen, wie die geschilderte Sache mit den "Pfoten runternehmen" und der Info, dass jemand schon mit einem Bein unter der Dusche steht, denn diese Ermahnungen finden entweder in einer Spielunterbrechung oder -ruhe statt oder leise im Vorbeilaufen.


    Ich habe auch neulich einem Kollegen, bei dem ich an der Linie war, mitgeteilt, dass ich seinen Ruf "Hände weg" nicht optimal finde. Entweder es ist ein Foul wegen Haltens oder es ist keins. Wenn ich feststelle, dass ein Spieler vermehrt das Bedürfnis hat, die Hände zu benutzen und ich nicht einwandfrei auf Foul entscheiden kann, dann teile ich dem Spieler das beim Vorbeilaufen mit, dass er die Hände nicht zu benutzen hat. Aber im Spiel gibt es meiner Meinung nach nur Foul oder kein Foul.


    Das einzige, was ich während des Spiels rufe, ist "spielen" (für Vorteil) oder "weiterspielen" (für kein Foul). Ganz selten rufe ich auch noch "kein Abseits".

  • "Kein Abseits" zu schreien hab ich mir abgewöhnt nachdem ein Angreifer das "kein" überhört hatte, stehen blieb und sich angepisst zu mir umgedreht hat :)

  • Ich bin auch der Meinung, dass das Rufen von "Rückpass" nicht optimal ist. Wenn ich bei einer Unterbrechung (z.B. Ecke) sage "Hände weg" dann ist es doch was anderes!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Für mich ist der wesentliche Unterschied, ob ich etwas im laufenden Spiel sage - da nehme ich unter Umständen direkten Einfluss - oder in einer Spielruhe, denn da nehme ich für gewöhnlich niemandem eine Chance auf was auch immer (okay, mit Ausnahme von Pflichtverwarnungen für Ball wegschlagen, Mauerabstand oder einen FaD für Tätlichkeiten). Das Einzige, was ein SR im Spiel sagen sollte, ist "weiter", allenfalls einzelne Ausnahmen sind denkbar.

  • Ich fand den Pass grenzwertig.


    Spielt er den Ball von der Mittellinie da hin OK, aber aus der Entfernung fand ich, dass es ein kontrolliertes Zuspiel in Richtung des Torwarts war und der TW konnte den Ball annehmen. Habe auch erst überlegt etwas zu rufen, aber fand dann auch, dass ein Ruf hier nicht angebracht ist. Im Spiel rufen ich selten mehr als "Weiter" oder vor Freistößen etwas, dass die Leute zur Ordnung bringt im Strafraum.


    Danke für Eure Meinungen.

  • Du vergleichst jetzt aber grade Äpfel mit Birnen.


    In deinem 2. Beispiel wird der Ball eindeutig zum Torwart gespielt, nur etwas seitlich damit es nicht so auffällt => Absicht erkennbar, also Idf.
    In denem 1. geschilderten Fall soll der Ball zu einem Verteidiger gespielt werden, der den ball aber nicht bekommt. Erst danach rennt der TW zum Ball und nimmt ihn auf. => Keine Absicht, also weiterspielen.


    Wie ich ja bereits gesagt habe ist die Regel schlecht formuliert und man kann dort nahezu alles pfeifen. Ich versuche mit Rücküpässen mittlerweile ziemlich vorsichtig umzugehen. Die Absicht muss wirklich klar erkennbar sein. Wenn der geringste Zweifle besteht kommt kein Pfiff. Ein Idf. 5 Meter vor dem Tor ist oftmals eine genauso gute Torchance wie ein Strafstoß, den pfeift ihr ja auch nicht im Zweifel.

  • Hier zu beurteilen, ob die Entscheidung auf idF richtig ist, will ich mir nicht anmaßen. Bezüglich der Zwischenrufe in Rückpasssituationen halte ich mich bewusst zurück. Eine Ausnahme mache ich in der D-/C- und vielleicht auch noch bei den B-Junioren. Wenn hier ein Ball richtung Torhüter geht, der nach Rückpass riecht, kommen von den Trainern oft die Rufe „Nicht in die Hand nehmen“ oder „Nehm den Fuß“. Hier kommt für den Fall dass es aus meiner Sicht kein Rückpass war, ein „Ball darf aufgenommen werden“ oder „kein Rückpaß“. Damit bin ich bisher immer gut gefahren und beschwert hat sich noch niemand. In der A-Jugend und bei den Senioren erwarte ich dass die Spieler wissen was ein Rückpass ist und was nicht. Dort gibt es auch so gut wie keine Probleme.