Ball gespielt...!

  • Hallo zusammen,


    vielleicht geht es euch genauso wie mir.
    Spieler steigen von hinten, von vorne oder grätschen von der Seite in die Beine des Gegners. Sie spielen den Ball, aber im gleichen Moment in die Knochen! Ich pfeife das regelmäßig ab und bekomme dann zu hören: "Ey Schiri, war doch Ball gespielt!"


    Ich muss dann immer kurz erklären, dass bei solchen Aktionen immer die Verletzung des gefoulten in Kauf genommen wird und mir das dann herzlich egal ist, ob der Ball gespielt wurde oder nicht!
    Es heißt in der Regel: rücksichtsloses Einsteigen wird als Foul oft auch mit einer Verwarnung geahndet.
    Wie seht ihr das?!
    Ich hôre es auf dem Platz immer wieder...


    Beste Grüße Max

  • Max, da hast du ein Thema angeschnitten, das in den Kernbereich der schiedsrichterlichen Gestaltungsfreiheit geht. Ausser um den Einwurf :D wird kaum über etwas mehr gestritten, als über verbotenes Spiel durch Tackling von hinten, von vorne oder von der Seite, wenn Ball und Gegner getroffen werden. Ich bin der Meinung, dass wenn durch das "Ballspielen" der Gegenspieler in seiner Gesundheit gefährdet wird, dann ist das verbotene Spielweise und mit einem indirekten Freistoß zu ahnden. Wird der Gegenspieler dabei auch noch getroffen, dann gibt es den direkten Freistoß. Dass ich mit meiner Auffassung im Gegensatz zu sehr vielen Schiedsrichtern stehe beweisst die Praxis. Das geht von der Bundesliga bis in die Betonklassen. Bei solchen Spielweisen heisst es meistens "weiterspielen", aber bei einem "Schiri, das war doch Foul" erfolgt der Pfiff und die Verwarnung. Da predigt der DFB, bzw. seine Schiedsrichtergremien vom intelligenten Pfeifen, von der Herstellung der Balance in einem Spiel, und dann wird grob rücksichtsloses Spiel zugelassen aber jede Unmutsäusserung konsequent bestraft. Mich überkommt hauptsächlich wegen dieser Spielweisen am Fussballplatz der Frust und bin jedem Schiedsrichterkollegen dankbar der hier "rücksichtslos" durchgreift.

  • Das hat man wirklich häufig! Ich antworte da immer drauf, wenn er :gelbe_karte: sieht:" Das war auch dein Glück, sonst wärst du jetzt weg :rote_karte:!"

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • kanarien3
    Genau das ist dann auch meine Wortwahl.. :)


    gigi
    Ich glaube, wenn ein Spieler "ausschließlich" den Ball spielt ist es ok..! Sobald aber in diesem Zusammenhang auch nur ein bischen der Gegenspieler berührt wird -egal ob in der Hauptsache der Ball gespielt wurde- muss es gepfiffen werden!


    Am letzten Wochenende hat es geregnet und der rasen war nass.
    Da sind die Spieler in den Ballführenden schon mit Anlauf rein... Und sind unkontrolliert gerutscht. Da machst du erstmal kurz die Augen zu... :)
    Und da hab ich oft abgepfiffen auch wenn der Ball gespielt wurde! Und der berühmteste Satz der Spieler kam wieder...

  • Mir wurde als frischgebackenem SR beigebracht, dass das Kriterium "Ball gespielt" nur relevant ist, wenn zuerst der Ball getroffen wird. Wenn erst der Gegner und dann der Ball bzw. selbst wenn Ball und Gegner gleichzeitig getroffen werden, pfeife ich dies generell als Foulspiel ab.
    Wird zuerst der Ball gespielt, kommt es für mich auf 2 Faktoren an: Zum einen, ob der Kontakt mit dem Gegner in der erfolgten Heftigkeit unvermeidlich war, z.B. der tacklende Spieler versucht noch den Kontakt zu vermeiden, zieht zurück usw. Zum anderen kommt es für mich darauf an, wie heftig der Gegner getroffen wird. Auch bei mir führt dies dann häufiger als bei anderen SR zur Entscheidung auf Foulspiel.


    Intention79
    Gefährliches Spiel kann nur vorliegen, wenn es gar nicht zum Kontakt mit dem Gegner kommt.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich differenziere das noch etwas weiter:


    Für mich ist eine solche Aktion nur dann straffrei, wenn der Ball zuerst gespielt wurde und die Chance bestand, den Ball zu spielen ohne den Gegner zwangsläufig zu treffen. Wird zuerst der Ball gespielt und es war aber klar, dass der Gegner auf jeden Fall auch über die Klinge springt, dann hängt es vom Einzelfall ab, ob das nur Foul, Gelb oder sogar Rot ist. Wird aber zuerst der Mann und dann der Ball gespielt, ist mindestens Gelb fällig, in aller Regel greife ich dabei dann aber zur Roten Karte - aber auch hier einzelfallanhängig.

  • Tut mir Leid, aber nicht jeder Kontakt ist gleich ein Foulspiel. Die traditionelle Grätsche von der Seite führt sehr häufig zwangsläufig zum Kontakt, ist aber solange erst Ball dann Mann und der Kontakt nicht gefährlich war eine legale Spielweise. Es hängt wie immer vom Einzelfall ab, allerdings ist von vorne oder hinten es deutlich schwerer legal den Ball zu spielen und daher auch eher härter zu bestrafen, von der Seite kanns der missglückte Versuch einer traditionellen Grätsche sein. Aber man kann das alles nicht pauschalisieren.


    http://www.101greatgoals.com/g…earing-red-card-v-fulham/


    Was sagt ihr dazu?

  • @ almiko


    richtig!! Meinte ich auch so!


    Gegner nicht berührt, aber das Einsteigen als gefährlich gewertet, auch wenn der Ball gespielt wurde!!

  • Unabhängig davon, ob Ball gespielt wurde oder nicht, geht es immer im Einzelfall darum, ob der Spieler, der die Grätsche auspackt, eine Verletzung des anderen Spielers in Kauf nimmt.
    Richtig?!


    Es kann also klar der Ball gespielt werden, aber nachdem der Ball gespielt wurde kracht das andere Bein gegen den Knöchel und der Spieler fällt schmerzlich zu Boden.
    Gelb?! dir. FS
    Weiterspielen..?!
    Ich habe gelernt, wenn Ball gespielt wurde, weiterlaufen lassen.
    Aber wie hier schon ganz richtig gesagt wurde es kommt dann auf die Situation im einzelnen an, ob noch zurück gezogen wurde, oder bewusst das Bein gestreckt blieb...

  • Zitat von Max S.;175818

    Ich habe gelernt, wenn Ball gespielt wurde, weiterlaufen lassen.


    Wer dies so pauschal vertritt, dem habe ich gelegentlich gesagt:
    "Wenn ich mit einem Fuß den Ball trete und mit dem anderen Fuß dem Gegenspieler ins Gesicht, ist das dann auch Ball gespielt?!":ironie:

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich teile dem Spieler hier mit, dass mir ziemlich egal ist, ob er den Ball getroffen hat, wenn er so seinen Gegner trifft. In der Regel kommt darauf ein "Ja, okay..." oder ähnliches.

  • Ich quittiere es meistens mit einem "Der Ball rechtfertigt nicht alles" das sehen die meisten dann auch ein oder halten zumindestens die Klappe danach :)

  • Das Regelwerk kennt "Ball gespielt" als Ausnahme eigentlich als solches gar nicht, oder? Wird ein Gegenspieler fahrlässig durch ein Fußvergehen getreten oder ihm ein Bein gestellt, gibt es Freistoß.


    Und fahrlässig ist es m.E. nur dann nicht, wenn der Verteidiger erst den Ball spielt und der Angreifer dann über ihn fällt. Im Grunde ist m.E. "Ball gespielt" nur dann, wenn der Angreifer über das Bein (oder meinetwegen auch den Körper, wenn er davorrutscht) des Verteidigers fällt und nie, wenn er sozusagen aktiv umgehauen wird. Der Kontakt muss also zustandekommen, weil der Angreifer dem Verteidiger, der den Ball gespielt hat, nicht ausweichen konnte


    Von diesen Konzessionsentscheidungen mit gefährlichem Spiel halte ich gar nichts. Denn gefährliches Spiel ist ein eigenständiger Straftatbestand und keine Auffanglösung für den Schiedsrichter, wenn er sich nicht sicher ist, ob Foulspiel vorlag oder nicht. Zumal es in den hier besprochenen Fällen ja zum Kontakt kommt, dann ist es entweder Foulspiel oder eben nicht. Gefährliches Spiel kommt dann nicht mehr in Frage, weil es voraussetzt, dass jemand zurückzieht, was aber bei Kontakt eben gerade nicht der Fall war. Mir ist so eine Konzessionsentscheidung auch schon unterlaufen, aber ich bin dennoch (oder gerade deswegen) der Meinung, dass die Entscheidung auf gefährliches Spiel in diesem Fall nichts anderes ist als der Versuch, eine Schwäche bei der Zweikampfbeurteilung zu kaschieren.

  • Was da teilweise zusammenhängt: Grätschen wo zuerst der Ball gespielt wird aber es danach trotzdem zu freistoßwürdigen Kontakt kommt wären oft an sich schon gefährliches Spiel. Aber sobald Kontakt da ist, ists nichts oder direkt.

  • Also, ich denke, dass diese Aussagen Hand und Fuss haben, aber nicht immer zu treffen. Man kann solche Entscheidungen nicht pauschalisieren. Ich hab auch schon Grätschen mit 3 m Anlauf weiterlaufen lassen, weil hier der Ball gespielt wurde und keine direkte Gefahr für den Gegner. Aber ich hab auch schon Grätschen abgepfiffen, wo nur der Ball gespielt wurde. Denn hier lag eine akute Gefährdung vor und das nix passiert ist, war reines Glück. Sowas kann man nicht verallgemeinern.

  • Es gibt nicht viel schöneres im Fußball als eine knallharte und trotzdem faire Grätsche. So nen Technikkram wie Futsal gefällt mir gar nicht, körperlich-defensiv ist genauso Fußball wie technisch-offensiv. :)

  • Und wieviele körperlich faire und knallharte Grätschen gibt es im Amateurfußball ? Die Anzahl der schweren Verletzungen durch schlechte Grätschen ist m.E. deutlich höher

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Wenn du einmal einen offenen Schienbeinbruch auf dem Platz gesehen hast, wegen ner Flitzpiepe, die auch noch "War doch Ball" geschrien hat, bevor dann klar war, dass das Schienbein durch ist, der pfeift diese Grätschen konsequent weg. Ich bin kein Freund vom gegrätsche, vor allem dann nicht, wenn sie mit Anlauf oder aus unmöglichen Positionen heraus getätigt werden. Da bricht das Bein öfter als man denken mag.