Der Respekt geht verloren

  • Ein schöner kleiner Artikel, der wichtige Dinge zusammenfasst.
    Bemerkenswert dabei finde ich den Hinweis, daß oftmals Jungschiedsrichtern wegen ihres Alters von Anfang an mit Misstrauen begegnet wird. Da fällt mir das Zitat eines Trainers ein:"Ja, dass verstehe ich ja, die Jungen sollen ja ruhig Erfahrung sammeln, nur nicht bei meinen Spielen!". Auch daß einige Trainer nur "alte, erfahrene Hasen" haben wollen, deren Vereine aber absolut nichts zum Nachwuchs beitragen, ist mir sehr bekannt.
    Oder eine Schiedsrichter-Kameradin, der von einem Trainer das Pfeifen eines Spieles verweigert wurde, weil er der Meinung war, es gäbe keine Schiedsrichterinnen!

  • Der Artikel sagt eigentlich alles, warum es immer weniger Jugendlich gibt, die statt aktiv Fußball zu spielen Schiedsrichter werden wollen.


    Mittlerweile passiert es auch bei Jugendspielen, dass die Schiris von Zuschauern angegriffen werden. Und wenn das dann junge Kollegen sind, die mit mir oder später ihren Lehrgang gemacht haben, führt das oft dazu, dass die die Pfeife an den Haken hängen.


    Das ist sehr schade.

    "Nicht nur vor Gott sind alle gleich. Auch vor dem Schiedsrichter."


    Einige Aktivitäten und Bilder von mir sieht man auch in meinem FuPa Profil.

  • Auch bei uns im Kreis steigt leider die Aggressivität auf den Sportplätzen. Das ist echt schade und ich finde auch ein unverschämtes Verhalten der Zuschauer. Bei unserer letzten Belehrung wurde dieses Thema völlig zurecht aufgegriffen.
    Hoffentlich passiert bald mal was!

  • Es muss definitiv etwas passieren, das ist unstrittig! Zwar geht es bei uns im Kreis noch und ist erträglich, aber die Verantwortlichen sollten nicht immer nur Verweise in den AMs verfassen, sondern auch mal schneller empfindlichere Sanktionen gegen die Verursacher verhängen dürfen! Denn ein Verweis ist m.E. nicht sehr erzieherisch!

    "Ein J.R. Ewing hat keine Magengeschwüre! Ein J.R. Ewing verursacht sie!"
    J.R. lebt! In memorarum an Larry Hagman (1931 bis 2012). Danke für die tolle Zeit bei DALLAS!!!

  • Unser Kreis hat es nach einigen unschönen Vorfällen unter Berufung auf die Spielordnung für die Vereine zur Pflicht gemacht, auch bei Jugendspielen (mindestens) 2 Ordner zu stellen, die sich dem Schiedsrichter vor dem Spiel auch vorzustellen haben. Gerade heute brachten - in einem B-Jugend-Spiel - leider wieder mal einige Eltern ziemlich viel Unruhe ins Spiel, worauf ich zum ersten mal die neue Errungenschaft genutzt habe und den Heimverein gebeten habe, einen der Ordner in deren Nähe zu schicken - und siehe da, es war Ruhe und das Spiel konnte ohne störende Einflüsse von außen über die Bühne gehen.


    Für mich ist die Konsequenz, dass wir als SR der Ordnerproblematik mehr Aufmerksamkeit schenken müssen und auch keine Hemmungen haben sollten, diese Ordner im Sinne der Deeskalation an die Punkte schicken zu lassen, von denen wir den Eindruck haben, dass diese störenden Einfluss auf das Spiel ausüben. Natürlich ist Fußball ein Spiel mit Emotionen und man kann, darf uns soll sicher nicht gar zu viel von dem hören, was rund um das Spielfeld passiert, andererseits dürfen wir aber nicht ausblenden, dass die Spieler das auch wahrnehmen; auch hier muss eben alles seine Grenzen haben.

  • @ Manfred


    Deine Aussagen unterschreibe ich sofort! Wieder mal sehr passend formuliert!

    "Ein J.R. Ewing hat keine Magengeschwüre! Ein J.R. Ewing verursacht sie!"
    J.R. lebt! In memorarum an Larry Hagman (1931 bis 2012). Danke für die tolle Zeit bei DALLAS!!!

  • Ganz so krass hab ich es jetzt noch nicht erlebt. Aber auch hier hab ich leider ein passendes Beispiel parat. War Mitte Oktober bei einem Spiel der D-Jugend-Kreisliga:


    Es waren viele Zuschauer für ein Spiel in dieser Altersklasse anwesend. Die meisten haben auch ihr Team angefeuert. Es waren leider auch ein paar "Störenfriede" vor Ort. So kam es dazu, dass ein 15-Jähriger einen 40-Jährigen verbal angriff. Dieser fühlte sich wohl persönlich angegriffen und wollte tätlich auf den 15-Jährigen losgehen. So musste dann der Trainer der Heimmannschaft in seiner Funktion als Ordner eingreifen. Was mir aber dann sauer aufstieß, war die Tatsache, dass der Trainer dann selbst auf diesen 40-Jährigen losgehn wollte. Ich musste ihn darauf zurückhalten und beruhigen. Die Schelte auf den Schiri in dieser Altersklasse war ich mittlerweile gewohnt und hab sie einfach überhört. Anders ging es nicht.


    Da wäre es mir manchmal auch lieber, ich hätte zwei Ordner am Spielfeldrand. Die sollten dann die betreffenden Personen schon zurückhalten bzw. des Platzes verweisen können.


    Ich verstehe nicht, wie man bei einem D-Jugend-Spiel so "austicken" kann.

    "Nicht nur vor Gott sind alle gleich. Auch vor dem Schiedsrichter."


    Einige Aktivitäten und Bilder von mir sieht man auch in meinem FuPa Profil.

  • Nachdem ich alle Seiten kenne, natürlich die des Spielers am wenigsten, muss ich feststellen, dass die Sache gar nicht so einfach ist. Ich habe schon 15-jährige Schiedsrichter erlebt, die auf dem Feld beim Sportgruß das falsche Ergebnis verkündet haben. Dann habe ich den vor seiner Kabine angesprochen und bekam zu hören: "Mit Ihnen rede ich nicht, ich bin hier der Schiedsrichter und ich bestimme wos lang geht." Oder erst letzte Woche, als ich eine Eintragung auf dem Spielberichtsbogen vergaß und mir dann anhören musste: "Die Passkontrolle ist abgeschlossen, Sie dürfen auf dem Bogen nichts mehr eintragen." (Als ich dann dem Kollegen dazu ein paar Sachverhalte erklärt habe fühlter er sich "verbal berdrängt" und schreib das so in eine Meldung ans Sportgericht)
    Da müssen sich schon einige junge Kollegen fragen lassen ob sie persönlich gefestigt genug sind.
    Für mich problematisch ist eben, dass junge Schiedsrichter zu wenig begleitet werden. Klar finde ich als Trainer die Fehler auf dem Feld nicht besonders toll, aber die mache ich auch als SR. Die jungen Leute brauchen vor allem Hilfe in Konfliktsituationen am Rande des Geschehens. Jemand der sie abschirmt, wenn es brenzlig wird und notfalls auch autorisiert wird einzugreifen.
    Zumindest ist meine Erfahrung, dass das Spielfeld selber gar nicht so sehr der Brennpunkt ist.

  • Und wenn ich hier verprügelt werde: Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass unsere Sportgerichte ein gerüttelt Maß an Schuld hinsichtlilch der Zustände auf und an den Fussballplätzen haben. Mit mickrigen Geldstrafen schrecken die doch keinen ab. Oder, klassisches Beispiel, ein Schiedsrichter verweist einen Zuschauer oder Trainer aus dem Innenbereich und macht eine Meldung. Ergebnis: "Der Schiedsrichter hat seine Strafgewalt durch das Aussprechen des Innenraumverweises ausgeschöpft". Das Zünden eines bengalischen Feuers, fernab von anderen Zuschauern (!) führt schon schnell mal zu Geldstrafen in den Hunderten, aber bei verbalen Angriffen gegen Schiedsrichter oder Assistenten, da wird nachsichtig umgegangen. Wenn Spieler, Offizielle und Zuschauer von zuhause keinen Anstand mitbringen, dann darf einfach nicht der Schiedsrichter der Prellbock sein, auf dem man alles abladen darf. Wenn die Vereine ihren Ordnungspflichten nicht sinnvoll nachkommen, dann müssen sie halt fühlen.


    Es wurde schon alles mögliche versucht, gebracht hat es nichts. Unsere jungen Kameraden verlassen uns wieder in Scharen. Ich erschrecke immer wieder wenn ich die Abgangsberichte anschaue. So viele können wir gar nicht mehr ausbilden wie von den Vereinen verschlissen werden. Wenn aber dann in bestimmten Klassen (leider häufigst im Jugendbereich) keine Schiedsrichter mehr eingeteilt werden können, dann wird gejammert. Sollen sich die Vereine doch gegenseitig "verpfeifen", wegen der Trainer und Zuschauer wäre es mir egal, aber auf der Strecke bleiben auch hier die Spieler.

  • @ gigi


    Das ist ja das, was ich meinte. Wie heißt es in den AMs immer so schön?


    "Der Trainer bzw. der Verein xy erhält wegen seines unsportlichen Verhaltens gegenüber dem SR einen Verweis. Im Wiederholungsfall erfolgen weitere Maßnahmen."


    Darüber lacht sich der Betreffende doch kaputt!

    "Ein J.R. Ewing hat keine Magengeschwüre! Ein J.R. Ewing verursacht sie!"
    J.R. lebt! In memorarum an Larry Hagman (1931 bis 2012). Danke für die tolle Zeit bei DALLAS!!!

  • Ich kann gigi nur zustimmen.
    Bei uns im Kreis erst passiert:
    Unser Lehrwart pfeift ein Jugendspiel. Nach FaD für den Torwart wird er von diesem attackiert und geschlagen. Konsequenz? 2 Spieler Sperre. Der Rest der Sperre fällt in die spielfreie Zeit, der Kamerad hat also nichts weiter zu tun als den Winter ohnehin nicht zu spielen.
    Beim Abgang vom Feld wird unser Lehrwart dann aufs übelste von den Mitspielern des Torwarts beleidigt. 2 konnte er melden. Strafe: keine.
    Begründung: Die Stellungnahmen der Spieler wirken entlastend.


    Da frag ich mich doch, wo wir hier sind.



    Da brechen doch Begeisterungsstürme los nicht oder ^^

  • In Hannover ist die Fussballwelt in Bezug auf das Verhalten GEGEN Schiedsrichter wohl aufgewacht.


    In der heutigen Ausgabe der Neue Presse Hannover ist ein halbseitiger Artikel zum Thema "Es ist brutaler geworden": Ein Schiedsrichter berichtet. Gleichzeitig ein Bericht zu jüngsten Spielabbrüchen in der Stadt und Region Hannover, weil u.a. die Schiedsrichter bedroht wurden. Leider kann ich wegen Urheberrecht keinen Link zu den guten Bericht schalten.


    Es ist zwar nur noch ein Spieltag bis zur Winterpause, aber mal schaun, ob es am Wochenende Reaktionen hierzu gibt.

  • Ich teile die Meinung meiner bayerischen Kollegen nur bedingt.
    Zwar hat mir das Sportgericht auch schon einen Spielabbruch um die Ohren gehauen, aber in zwei Spuckfällen gabs 6 bzw. 12 Monate (nur beim letzten habe ich abgebrochen, weil der mich auch getroffen hat) im Falle eines C-Junioren Spielers, der mir an die Wäsche ging, 6 Wochen Sperre.

  • Urteil eines Bezirkssportgerichts in Bayern:


    "Bezirksliga-Spiel Verein X gegen Verein Y am xxx. Meldung vom xxx
    Urteil:
    I. Trainer Herr Z. , Verein Y, erhält gem. §§ 47, 48 I lit a RVO einen Verweis.
    II. Die Kosten des Verfahrens in Höhe von € 25,00 trägt Trainer Z. unter Mithaftung Verein Y. Kostenentscheid gem. §§ 32, 33 RVO i.V.m. § 11 I. 13 b FO.
    III. Stellungnahme lag nicht vor.
    Begründung:
    Gründe:
    Der amt. Schiedsrichter hat seine Strafgewalt ordnungsgemäß angewandt. Beleidigende Äusserungen wurden nicht gemeldet, so dass von geringer Schuld auszugehen war.


    Mein Kommentar dazu: Warum bekommt ein Trainer wegen ständigen Reklamierens nicht wenigstens eine saftige Geldstrafe? Mit solchen Urteilen stärkt man den Respekt gegenüber den Schiedsrichtern ganz sicher nicht. Der Trainer wird ja geradezu animiert beim nächsten Spiel wieder seinen Frust über die schlechte Leistung seiner Spieler beim Schiri abzuladen. Die 25.00 EUR werden ja eh vom Vereinskonto abgebucht und ganz sicher wird kein Trainer diese Gebühr bezahlen müssen.

  • Das Problem gigi ist, wenn der SR nicht schreibt, was konkret der Trainer gesagt hat. Er wird das ja nicht immer im freundschaftlichen Ton gesagt haben. Bei Bezirkssportgericht vermute ich mal, dass auch SRA's dabei waren. Da müssen dann die beiden dem SR auch mitteilen, was da dauernd gelabert wird. Irgendwann muss er dann die Bank verlassen und hinter die Bande.
    Dem Sportgericht bleibt doch gar nichts anderes übrig, als so ein mildes Urteil zu sprechen.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Jetzt hat die Bundesliga de Möglichkeit, ein deutliches Zeichen gegen die Respektlosigkeit zu setzen: Was sich ein Javier Pinola gestern geleistet hat möchte ich auf keinem Platz sehen. Und sein Kapitän Schäfer tut es ihm nach. Was für beschämende Szenen gestern. Mein erster Wunsch-Abstiegskandidat steht fest. Bin gespannt, ob Pinola eine entsprechende Serre >>1 Spiel bekommt.

  • Pinola hat berechtigt GR bekommen und hat sich danach ziemlich daneben benommen,indem er SR Weiner fast schon körperlich bedrängte und ihn ziemlich derbe voll sülzte.
    Schäfer hat nach Spielschluss richtig heftig rumgesabbert und wenn ich es richtig in Erinnerung habe,musste er von Vereinskollegen festgehalten werden,um nicht auf Weiner loszugehen.Sah schon sehr aggressiv aus.Ich meine auch,das den beiden mal ein Denkzettel verpasst gehört.Schäfer lässt ja auch in den letzten Wochen kein Mikrofon aus,um über Schiedsrichterentscheidungen herzuziehen.