Was ist bloß auf den Sportplätzen los?

  • Ich bin da bei Dennosius. Zahlen hier allein sagen nicht das ganze. Wir haben hier im Forum grad selbst über ein Fall diskutiert, siehe den Thread von einsKevin. Er hat nicht abgebrochen, obwohl der Großteil der Meinung war, er hätte es tun sollen. Ich hatte selbst 2 Fälle, wo ein Abbruch eine Möglichkeit gewesen wäre. Das eine war ein Turnier mit Tumulten, wo alle anwensenden Schiedsrichter dagegen ausgesprochen haben. Ein anderer Fall war ein tätlicher Angriff gegen meine Person. Im Nachhinein betrachtet hätte der Abbruch folgen müssen, in der Situation selbst kam mir die Idee gar nicht. D.h. wir wissen nix von der Dunkelziffer. Es wird auch oft ganz oben vorgelebt. Ich erinnere nur an das Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin.

  • Gibt es ein getrenntes Jugendsportgericht oder sind die Zahlen da mit drin?

    Wir haben in Hamburg 3 erstinstanzliche Gerichtsbarkeiten

    • Den Jugendrechtsausschuss (für alle Jugendspiele) "JRA"
    • Das Sportgericht (für alle Erwachsenen)
    • Das Ehrengericht für Ehren- und Sonderfälle. (z.B. für Schiedsrichter)

    Die nächste Instanz ist das Verbandsgericht für alle drei Erstinstanzen

    Zur Beantwortung der Frage: Die Zahlen sind eine Zusammenfassung von JRA, Sportgericht und Verbandsgericht, nur das Ehrengericht (je 2 Fälle pro Periode) ist extra ausgeworfen.


    Ansonsten ist "Promillebereich" immer eine Frage der Umstände. Würde man jedes tausendste Mal von einem Auto angefahren, wenn man die Straße überquert, wäre das auch "Promillebereich", und trotzdem viel zuviel.

    Das steht völlig außer Frage. Wie ich bereits in meinem Beitrag erwähnte ist jeder Fall ein Fall zuviel. Dennoch sollte folgedes Berücksichtigt werden.


    Die Ständige Berichterstattung in den Medien über Fälle im Promillebereich [Zitat] Only Bad News are Good News[Zitat Ende] führt dazu, das hier oftmals ein falscher Eindruck entsteht.

    Es ist eben nicht jedes Spiel bei dem es zu Ausschreitungen kommt und es herrscht keine Abnarchie auf Deutschen Fussballplätzen. Die Masse aller Spiele findet in einem durchaus gesittetem Rahmen statt.

    Es ging mir im wesentlichen einmal darum dies Klarzustellen.


    Sind in den Zahlen auch die Verfahren enthalten, in denen ein Einzelrichter oder ein Klassen-/Staffelleiter Strafen ohne Verhandlung ausgesprochen hat?

    Soetwas gibt es im Bereich des HFV nicht. Alle Vorfälle gehen grundsätzlich an den Verband und werden vom zuständigem Rechtsausschuss bearbeitet. Es werden nur nicht alle Fälle mündlich Verhandelt:


    Hinzu kommen

    Im Jahr 2017 wurden 620 Entscheidungen
    Im Jahr 2018 wurden 762 Entscheidungen

    die im schriftlichen Verfahren durchgeführt wurden.

    Auch diese Entscheidungen werden von der entsprechenden Instanz in Vollbesetzung bearbeitet. Da es sich jedoch um die "Einfachen Fälle" handelt wird nur der Fall geprüft und ohne Anhörung entschieden (z.B. Rote Karte nach Notbremse). Das Ergebnis wird nur schriftlich mitgeteilt, der Betroffene kann eine mündliche Verhandlung beantragen. (Übrigens einer der Gründe warum im HFV zu jedem Feldverweis ein Sonderbericht zu verfassen ist)


    Staffelleiter dürfen ausschliesslich (Einfache) Ordnungsgelder verhängen, die in der Finanzordnung festgelegt sind. Staffelleiter bekommen die Sonderberichte auch i.d.R. nicht zu Gesicht, es sei denn sie sind in irgendeiner Form davon betroffen.

  • Überschlägig wurden in einem Jahr also etwa 4 Prozent der Schiedsrichter "Opfer" - das finde ich ganz schön viel.

  • "Ich habe einmal die Alkoholiker aus der Mannschaft gegen die Antialkoholiker im Training spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1, da habe ich gesagt: 'Mir ist es egal, sauftas weiter!' "

    - Max Merkel:trink:

  • Zum Glück betraf es mal nicht den Schiedsrichter, beschreibt aber exakt das Riesenproblem im Jugendbereich: Artikel

  • Na ja, erfahrungsgemäß liegt die Wahrheit irgendwo zwischen beiden Positionen (heißt übrigens nicht zwingend "in der Mitte"), wir sollten da eher zurückhaltend sein.

  • Hallo.

    Schaut man sich das Gesamtbild an, scheint mit dem Kameraden aber doch hinsichtlich seiner Leistungen auf dem Platz etwas im Argen zu liegen. Wiederholt Eskalationen, die in Weigerungen einer Mannschaft, weiter zu spielen, enden aufgrund getroffener Entscheidungen; so gehäuft, dass der Obmann sich zu wiederholten Beobachtungen entscheidet. Dann wieder unauffällig unter den Beobachtungen, so dass es wieder merkwürdig erscheint, dass es zu solchen Eskalationen kommt.


    Wir hatten einen ähnlich leitenden Kollegen in der Gruppe, der dadurch, dass er buchstabengetreu gepfiffen hat regelmässig massive Probleme auf dem Platz hatte bis hin zum Abbruch.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Wenn es ein Kreisligaschiri schafft, wiederholt in der Lokalpresse in der Headline zu erscheinen und zwar nicht wegen seiner hervorragenden Leistungen und er sozusagen unter Dauerbeobachtung gestellt wird, dann stimmt hier was nicht. Ich denke, dem Kollegen fehlt eine gehörige Portion Selbstreflexion und Selbstkritik. Es kann ja mal ein Spiel eskalieren und aus der Bahn laufen; das haben wir alle schon erlebt, aber in dieser Häufigkeit darf das nicht vorkommen. Dann liegt es nicht nur an den Mannschaften.

  • Nunja, es gibt halt Kollegen, die ein Spiel exakt nach den Regeln leiten und sich hinter ihre Amtsautorität (Das ist der Fachbegriff dafür) zurückziehen. Diese fallen bei Beobachtungen nur wenig auf, weil sie Regeltechnisch gesehen sogar mehr richtig machen als alle anderen Kollegen.


    Ich habe so einen Kollegen in meiner SR Gruppe. Ich bekommen regelmässig beschwerden von Trainern und Offiziellen (auch und gerade aus dem eigenem Verein) weil der Kollege "Alles Richtig" macht. Leider stelle ich dabei fest, das er beim Alles richtig machen das Richtige schlecht verkauft.


    Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen. Wer einen Freistoß anzeigt und dabei mit seiner Körpersprache "Entschuldigung-aber-Hau-mich-nicht" ausdrückt, muss sich nicht wundern, wenn selbst die Richtigste Entscheidung von allen angezweifelt wird.


    Vermutlich braucht der Kollege mal ein Sozialcoaching. Wobei dies in seinem Alter sich recht schwierig gestalten wird. Je älter der Baum, desto schlechter lässt er sich halt verpflanzen.

  • Er hat 10 Jahre Erfahrung als SR und war sogar bis Landesliga in einem anderen Kreis unterwegs. So weit wäre er wohl nicht gekommen, wenn er zu auffällig gewesen wäre. Alles etwas merkwürdig...

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Vielleicht hat er ja mal anders gepfiffen.
    Wer weiß was in den 10 Jahren bei ihm (privat) passiert ist.
    Aber ich kenne auch den ein oder anderen SR bei dem ein Spiel eher eskaliert, allein schon dadurch WIE der SR pfeift.. also nicht WAS er pfeift.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Es gibt leider auch Schiedsrichter deren Ansprache gegenüber Spielern und Offiziellen nicht immer deeskalierend ist.


    Wenn man ehrlich ist, ist das wie man eine Entscheidung verkauft meist wichtiger als die Entscheidung an sich.

  • Wobei:
    Sprache ist nicht per se wirkungsgleich. Dieselbe Aussage im selben Umfeld kann bei einem Spieler deeskalierend wirken, während sie den anderen Spieler auf die Palme bringt. Stellen wir uns einmal vor, ein Spieler wurde gefoult - ganz normal, also nicht heftig o.ä. Ich habe großes Verständnis, dass dem das weh tut und er vielleicht schon öfter in diesem Spiel etwas auf die Socken bekommen hat, vielleicht hat er aber auch nur einen blauen Fleck aus dem letzten Training. Wenn ich jetzt also den foulenden Spieler anspreche, dass er doch etwas vorsichtiger agieren solle, kann der Gefoulte explodieren, weil ich dummer Schiri hier schon wieder nichts unternehme.


    Oder wie oft kommt es vor, dass Entscheidungen von beiden Seiten komplett unterschiedlich gesehen werden? Da wird jedes Verkaufsgespräch schwierig bis unmöglich.


    Und warum muss ich eigentlich die Entscheidung verkaufen? Ist es nicht unmenschlich, dass ich meine Emotionen immer unterdrücken muss, egal, wie sehr man mich emotional angeht oder aus anderen Gründen meine empfindliche Stelle getroffen hat? Und so weiter …


    Zurück zum auslösenden Fall: Die Angaben und Aussagen sind mir zu widersprüchlich und ich wiederhole, dass wir alle uns da besser zurückhalten sollten.

  • Und nicht vergessen, dass Presseberichte nicht "neutral" sind, sondern der Verfasser eine bestimmte Meinung vertritt bzw. den Sachverhalt so darstellt, wie es ihm passt. Zudem ist ein Bericht über einen "Skandal-Schiedsrichter" für eine Zeitung spannender als ein Bericht über einen Schiedsrichter, der alles richtig macht.


    Zitiert wird im Artikel die "Facebook-Seite" des Vereins, der sich ungerecht behandelt fühlt, und dessen Spieler bereits im Vorfeld über "launische Entscheidungen" des Schiedsrichters informiert (oder sogar gewarnt) wurden - in meinen Augen keine gute "Spielvorbereitung" seitens des Vereins.


    Den Text


    Wie so oft war die Partie lange Zeit unauffällig über die Bühne gegangen – auch wenn die Gäste bis zur 60. Minute (Spielstand: 1:3) bereits einige „umstrittene Gelbe Karten“ (drei gegen die SG) monierten. „Nach einem normalen Zweikampf zückte der Schiedsrichter sofort Rot. Alle waren fassungslos, wie man so was machen kann; sogar die Gegner wussten nicht was los war“, heißt es weiter auf der SG-Seite.


    hätte man wahrscheinlich auch so schreiben können:


    Das Spiel verlief unauffällig und normal. Bis zur 60. Minute gab es lediglich 3 gelbe Karten gegen die SG, als in einem Zeikampf der bereits gelb verwarnte Spieler K. seinen Gegenspieler zu Boden riss, und folgerichtig vom souveränen SR D-T mit der roten Karte vom Platz geschickt wurde.


    Wenn man die weiteren, verlinkten Berichte auf der Homepage des Westfälischen Anzeigers liest, klingt das ganze nur durch die Berichterstattung spektakulär:


    https://www.wa.de/sport/hamm/f…cker-toeroe-12047653.html


    https://www.wa.de/sport/hamm/f…cker-toeroe-11845601.html


    http://m.11freunde.de/intervie…supernamen-und-kartenflut


    Die in den Artikeln genannten Entscheidungen und Details werden seitens des SR begründet, wie wir das hier im Forum zigfach ebenfalls tun.


    Diesen im Artikel erwähnten Fall kennen wir doch alle:


    Zitat

    Spätestens als der den bei seiner Auswechslung nicht schnell genug den Platz verlassenden K. mit Gelb-Rot begleitet (74.), ist die Fassung auf beiden Seiten schwer zu halten. Selbst dem Beobachter huscht ein ungläubiges Lächeln über die Lippen. Regelkonform bleibt das Handeln Decker-Törös auch jetzt, begründet er doch: „Der Spieler war ja auch schon verwarnt. Dann habe ich ihn gebeten, schneller vom Platz zu gehen. Das machte er nicht. Dann habe ich ihn noch einmal gebeten, woraufhin er anfing, einen Ententanz zu machen, Trippelschritte. Aufgrund dieser Unsportlichkeit gegenüber dem Schiedsrichter hat er dann Gelb-Rot bekommen.“


    Ich behaupte mal, dass hier im Forum die Mehrzahl der SR die vergeudete Zeit (ohne erneute Verwarnung = gelb/rot) einfach nur nachspielen lassen, ein Teil der SR den Vorgang einfach ignorieren, aber ein kleiner Teil der SR (mich ggf. eingeschlossen, je nachdem wie das Spiel bisher gelaufen ist bzw. wie auffällig der Spieler bereits war) den Spieler aufgrund der Mätzchen ebenfalls mit gelb/rot "entsorgt" hätten...

    Und wenn man sich aus den Artikeln die Sätze "Beobachter Polplatz sieht weiter alle Entscheidungen als regelkonform" und "(...) in denen das Spiel einige brenzlige Torszenen zu bieten hat und der Schiedsrichter sich so zeigt, wie es im Idealfall sein sollte: unsichtbar." herauspickt, fehlt mir da der Bezug zum "Skandal". Vielmehr scheinen sich die Vereine auf den SR "eingeschossen" zu haben und warten nur darauf, Verwarnungen und Feldverweise zu kommentieren?




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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)