Versuchtes Beinstellen oder Sperren?

  • Ich habe heute eine etwas haarige Strafstoßentscheidung getroffen:


    Der Angreifer geht mit dem Ball in den Strafraum und legt ihn sich vor. In dem Moment kommt von links und von rechts jeweils ein Verteidiger-Bein (von 2 verschiedenen Verteidigern) in seinen Laufweg.


    Der Standardfall ist jetzt: Der Angreifer rennt dagegen, stolpert, glasklarer Strafstoß. Deswegen hat auch mein Reflex hier schon fast ausgelöst. Das besondere an meiner Szene: Der Angreifer schafft es, rechtzeitig abzubremsen, am Ende folgt allenfalls noch eine ganz leichte Anrempel-Berührung (eine Art leichtes Auflaufen, für sich genommen aber nie im Leben Foul).


    Den Strafstoß habe ich trotzdem gegeben, was - nicht ganz unverständliche - Reklamationen ausgelöst hat, weil es letztlich ein Strafstoß ohne richtigen Kontakt war.


    Wäre hier ein idF wegen Sperrens richtig gewesen, oder ist das ein versuchtes Beinstellen, und daher der Strafstoß richtig?

  • Ich halte Deine Entscheidung für vertretbar, schließlich kam es zu einem Körperkontakt und freiwillig hat der Angreifer ja nun wahrlich nicht abgebremst. Sollte der Angreifer sich den Ball (zu) weit vorgelegt haben, so könnte man über einen idF sicher nachdenken, aber nur weil der Angreifer seine Gesundheit schonen und nicht die Freßbrettbremse benutzen will ihm einen Strafstoß zu verweigern? Ich denke, man kann die Sache durchaus auch als versuchtes Treten werten - und damit wären wir auch wieder beim Strafstoß.

  • Zitat von Manfred;169499

    Ich halte Deine Entscheidung für vertretbar,



    Du hältst seine Entscheidung für vertretbar???


    Wie kann eine Entscheidung vertretbar sein, wenn er selbst das "Foulspiel" (ich zitiere:) "genau genommen nie im Leben" als Foul einstuft?


    Man kann doch nicht, nur weil es im Strafraum stattfindet, ein Foulspiel ahnden, von dem man selbst der Meinung ist, dass es eigentlich keines war!

  • Bitte genau lesen, "nie im Leben" war der Kontakt für sich genommen (also isoliert betrachtet) Foulspiel.


    Insgesamt habe ich es als (kontaktloses, versuchtes) Foulspiel gesehen, weil ich eben auch der Meinung bin, dass es eigentlich nicht davon abhängen kann, ob der Angreifer reingeht (zumal auf Asche). Und nein, der Ball war nicht zu weit vorgelegt.

  • Ich wiederhole, dass ich es als versuchtes Treten ansehe - und das ist regeltechnisch eindeutig.

  • Da müssen wir uns als SR auch mal die Karten legen. Einerseits wollen wir keine schauspielerischen Einlagen, bei denen ein regelwidriger Kontakt durch Flugeinlagen oder "Kontaktsuchen" dramatisiert wird- andererseits zögern wir zu pfeifen (oder unterlassen es sogar) wenn der gefoulte seine Bewegung schadensmindernd abbremst und dann das Foul weniger dramatisch aussieht.


    Kernfrage bleibt: Ist der Spieler regelwidrig (nach Regel 12) attakiert worden bzw. fand der Versuch statt? Wenn diese Frage vom SR mit ja beantwortet wird, ist die Entscheidung klar. Unabhängig ob Strafraum oder nicht.


    Im oben genannten Beispiel muss dann eben auch "eine ganz leichte Anrempel-Berührung" als regelwidrig eingestuft werden. Ansonsten fördern wir SR wieder die nicht gewollten Flugeinlagen.

  • Das ganze ist doch noch einfacher, wenn niemand von beiden Mannschaften diesen Strafstoß wollte, dann war es auch keiner.
    Und so wie ich die Situation lese, waren wohl alle überrascht, dass es hier einen Strafstoß gibt und der SR hatte ein ganz schlechtes Gefühl dabei.

  • Zitat von dennosius;169504

    Bitte genau lesen, "nie im Leben" war der Kontakt für sich genommen (also isoliert betrachtet) Foulspiel.



    Und was soll mir das jetzt sagen bzw. was ändert das an deiner Aussage?


    Wenn du der Meinung bist, dass der Kontakt kein Foulspiel war, dann war er es auch nicht, nur weil er im Strafraum stattgefunden hat. Und dann kann es nur eine Spielfortsetzung geben: weiterspielen!

  • Thema ist - wie der Titel schon sagt - das versuchte Beinstellen oder Sperren und nicht der Kontakt. Vergiss den Kontakt.


    Die Frage ist, ob das Hindern des Laufs des Angreifers, indem man ihm ein Bein in den Weg stellt, über das er gefallen wäre, wenn er nicht abrupt gebremst hätte, (strafbar versuchtes) Foulspiel oder Sperren ist (oder gar nichts).

  • Dann ist die Fragestellung aber die falsche.


    Nur beim Treten, Schlagen oder Spucken ist bereits der Versuch strafbar und mit einem dFS zu ahnden.


    Wenn es ein "versuchtes" Beinstellen ist, ohne dass es zu einem Kontakt kommt, dann ist es bestenfalls ein gefährliches Spiel oder ein Sperren.


    Aber "never ever" kann es einen dFS (in diesem Fall also einen Strafstoß) geben, gerade WEIL es eben keinen Kontakt gab.

  • Da steht im Regeltext aber etwas anderes ...


    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Das versuchte Beinstellen wurde vor zwei oder drei Jahren in diese Liste mit aufgenommen und ist seitdem ebenfalls mit einem dir. Freistoß zu bestrafen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Wenn 2 Spieler, je von rechts und links, das Bein einem Gegner in den Lauf stellen, dann kann das wohl kaum ohne Foul ausgehen. Wo soll der Gegner hin? Entweder drüber oder wie passiert bremsen. Ergo ist die Strafstoßentscheidung korrekt. Dieses "in die Zange nehmen" kann ich auf dem Platz gar nicht haben und wird mitunter exesiv betrieben. Und dann kommt der obligatorische Satz: "Ich hab doch Ball gespielt." In dem Fall dann eher "Er hat doch gebremst.2


    Ich jedenfalls finde Strafstoß korrekt und angebracht.

  • Zitat von Pfeifekopp;169645

    Das versuchte Beinstellen wurde vor zwei oder drei Jahren in diese Liste mit aufgenommen und ist seitdem ebenfalls mit einem dir. Freistoß zu bestrafen.



    Ok, das ist an mir vorbei gelaufen... :( Aber man lernt ja nie aus.


    Dann bleibt nur noch die Frage, warum ein versuchtes Beinstellen im Strafraum gepfiffen werden sollte, obwohl der SR der Meinung ist, dass es eigentlich kein Foulspiel war...

  • Ich halte den Strafstoß (grundsätzlich, da ich die Situation natürlich nicht kenne) für unangebracht. Eine wirklich blöde Situation, aber für mich gibt es da keine Grundlage. Dann muss der Spieler halt ggf. den Kontakt aufnehmen.
    "Versuchtes Beinstellen" ist diese Szene für mich eben nicht. Das Ziel ist es (meist, nicht immer!) den Ball zu spielen. Ich würde maximal auf idr. FS wegen gefärhlichem Spiel entscheiden (oder eben Sperren).
    Bei Situationen, wo der Ball gar nicht mehr gespielt werden kann und ausschließlich der Lauf des Gegners gestört werden soll, würde ich dann aber auch auf Strafstoß entscheiden.

  • "Beinstellen" muss ja nicht absichtlich sein, es genügt Fahrlässigkeit.


    Wie man "Versuch" und "fahrlässig" zusammenbringt, ist allerdings ein allgemeines Rätsel, weil es eigentlich ein logischer Widerspruch ist. Die Regel 12 ordnet das aber ausdrücklich so an, auch für Schlagen und Treten, es ist also offenbar kein versehentlicher Formulierungsfehler.


    Es lässt sich m.E. wohl nur so auflösen, dass man "Versuch" nicht subjektiv aus Spielersicht versteht, sondern objektiv: Alles, was ein Beinstellen gewesen wäre, das ohne Zutun (Zurückziehen) des schuldigen Spielers verhindert wird, ist ein Versuch.

  • Zitat von Danny;169653

    ... Ergo ist die Strafstoßentscheidung korrekt. Dieses "in die Zange nehmen" kann ich auf dem Platz gar nicht haben und wird mitunter exesiv betrieben. Und dann kommt der obligatorische Satz: "Ich hab doch Ball gespielt." In dem Fall dann eher "Er hat doch gebremst.2


    Ich jedenfalls finde Strafstoß korrekt und angebracht.



    Abgsehen von dieser konkreten Strafstoßentscheidung (die ich als korrekt empfinde), wurde uns im Lehrgang (FV Niederrhein) klipp und klar mitgeteilt, dass das "in die Zange nehmen" im Kampf um den Ball als korrektes Rempeln zu werten ist (also weiterspielen) solange keine Beine gestellt werden.