• In meinem letzten Spiel kam es zu folgender Situation:
    Ein Spieler der Heimmannschaft schießt aufs Tor, der gegnerische Verteidiger, der im Strafraum steht, würde den Ball direkt zwischen die Beine kriegen, und legt seine Hände schützend davor. Der Ball trifft genau auf die ausgestreckten Handflächen des Verteidigers.


    Ich entschied auf Strafstoß, was zu Protesten der verteidigenden Mannschaft führte.


    War meine Entscheidung denn richtig?
    "Schutzhand" gibt es doch nicht, oder?

  • Praktisch hat er bei mir den Ball dann doch an den Körper bekommen- er war einfach nicht schnell genug mit seinen Händen.

  • Zitat von chris0413;166644

    In meinem letzten Spiel kam es zu folgender Situation:
    Ein Spieler der Heimmannschaft schießt aufs Tor, der gegnerische Verteidiger, der im Strafraum steht, würde den Ball direkt zwischen die Beine kriegen, und legt seine Hände schützend davor. Der Ball trifft genau auf die ausgestreckten Handflächen des Verteidigers.


    War meine Entscheidung denn richtig?
    "Schutzhand" gibt es doch nicht, oder?



    Ja, völlig richtig. Das Schützen ist eine aktive Bewegung der Hand zum Ball und somit ein absichtliches Handspiel.

  • Dazu hätte ich zwei Fragen:


    1.) Bei einem KL Frauenspiel haben einige (ältere) Spielerinnen beider Mannschaften bei Schüssen in Richtung Körper die Arme über der Brust gekreuzt. Ich habe das nicht geahndet und als natürliche Schutzhaltung gewertet. Es gab beiderseits keinerlei Reklamation. Ich bin zwar keine Frau, kann mir aber vorstellen, dass es schmerzhaft ist, wenn man den (straff) geschossenen Ball vor die Brust bekommt. Gibt es hierzu Empfehlungen?


    2.) Bei einem D-Jugendspiel riss sich einer der Spieler reflexartig die Arme vor das Gesicht, um selbiges zu schützen. Ich denke nicht, dass er noch großartig mit dem Kopf ausweichen konnte. Man konnte tatsächlich sehen, dass es ein Schutzreflex war. Der Ball flog wieder seinem Gegner entgegen, der weiter stürmen konnte. Ist ein solcher Reflex ebenfalls dringend zu ahnden, wenn sich der Spieler vor einer Verletzung schützen will?


    Viele Grüße
    Haiko

  • Zu 1.) In Österreich wurde bei den Frauen die Schutzhand noch nicht abgeschafft. (Hauptsächlich um, wie du bereits geschrieben hast, ihre Brust zu schützen.)

  • @ HH72


    Zu 1: Rein regeltechnisch ist das dennoch verbotenes Handspiel. Allerdings haben diverse Landesverbände, so u.a. auch Hessen, dies in den speziellen Regelungen für Frauenspiele als zulässig erklärt, so dass die Entscheidung bei Vorliegen einer solchen landesverbandsspezifischen Vorgabe korrekt wäre.


    Zu 2: Auch hier ist es rein regeltechnisch ein klares Handspiel, die Hand geht klar zum Ball und zusätzlich liegt auch noch eine unnatürliche Armhaltung vor - auch wenn es menschlich hart ist und womöglich jeder von uns ebenso reagieren würde. In dem von Dir beschriebenen Fall könnte man daher im besten Fall auf Vorteil entscheiden, soweit dies vertretbar erscheint.

  • Mal ganz ehrlich: wenn jemand Zeit hat, seine Hände schützend vorzuhalten, dann hat er auch Zeit sich wegzudrehen. Also - Schutz(behauptung) hin oder her- die Hand bewegt sich Richtung Ball, und damit ist Strafstoß angesagt.

  • Gebi, ich kenne diese Argumentation - und halte sie aus physiologischen und evolutionären Gründen für falsch. Ich weiß, ich werde jetzt dafür eins aufs Dach kriegen, doch es ist meine Meinung, daß diese Festlegung in den Regeln sehr fragwürdig ist. Vorallem stellt sich mir die Frage, wie die Leute, die das so festgelegt haben, selber reagieren würden.
    Wenn eine Frau den Ball gegen die Brüste bekommt oder ein Mann in die Hoden oder beide Geschlechter mitten ins Gesicht, so gibt es nur zwei Typen von Abwehrreaktionen: 1. Wegdrehen des Körpers/Kopf oder 2. Schutzhand. Das Drehen des Kopfes und vorallem des Körpers erfordert aber erheblich mehr Zeit als die "Schutzhand". Das lernen wir von Kindesbeinen an, auch im alltäglichen Leben, und der Mensch ist nun mal gewöhnt, seine Hände zu benutzen. Das unterscheidet ihn vom restlichen Tierreich.
    Ich hatte vor ewigen Zeiten mal ein E-Mädchen-Spiel, und aus 4 m Entfernung wurde ein Schuß auf ihr Gesicht "abgefeuert". Sie schützte ihr Gesicht reflexartig mit den Händen und ich gab einen Freistoß. In dem Moment, als ich pfiff, tauchte bei mir sofort die Fragwürdigkeit dieser Entscheidung auf. Und die Proteste der Trainer und Zuschauer taten dann ihr übriges.
    Ich weiß, es ist nicht meine Aufgabe, über Sinn oder Unsinn von Regeln zu diskutieren. Meine Aufgabe ist nur, die Regel umzusetzen. Doch die höchste Priorität hat bei mir immer die Gesundheit der SpielerInnen, die über der Durchsetzung des Regelwerks liegt. Jedenfalls habe ich nie wieder so eine Situation abgepfiffen, wider besseres Wissen und trotz der Proteste. Merkwürdigerweise kam das Argument "Gesundheit" immer an, die Proteste verstummten schlagartig. Für mich liegt ein strafwürdiges Handspiel dann vor, wenn vorsätzlich eine Torchance oder ein Spielzug be- oder verhindert werden soll oder die Hand/Arm unnatürlich oder unnötig "ausgefahren" ist. Und ich sehe keinen Unterschied, wenn der Ball von einer Schutzhand abprallt oder von blutspritzenden Gesichtern oder gequetschten Vermehrungsorganen. Und der Spruch "Der/die kann sich doch wegdrehen" ist mir zu einfach...

  • Bei "Schutzhand" würde ich immer die Spielstrafe geben, da ein absichtliches Handspiel vorliegt, aber keine Verwarnung, da für mich keine Unsportlichkeit vorliegt. Auf der eigenen Torlinie führt aber m.E. auch bei "Schutzhand" kein Weg an :rote_karte: vorbei.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Das heisst, der Verteidiger steht "frontal" auf der Torlinie, bekommt aus 3 Metern den Ball auf "Vermehrungshöhe" ;) und hält aus Schutz die Hand davor, jetzt stellst du den vom Platz, obwohl der Ball auch ohne diese Hand nicht ins Tor gegangen wäre (sein Geschlechtsorgan war ja da)? OK


    Ich bin wieder etwas beruhigt, zumindest in der Schweiz ist dies "völlig OK". Da steht nämlich unter Punkt 12.5.9


    Hände
    Der Begriff "Hände" umfasst den ganzen Arm vom Schulteransatz bis zu den Fingerspitzen. Bestraft wird nur das absichtliche Handspiel. Als Grundsatz gilt:
    a) geht der Ball zur Hand oder zum Arm, spricht man von angeschossenem "Händs" und damit von unabsichtlichem Handspiel. Hierzu gehören auch Reflexbewegungen der Hände mit Ballkontakt zum Schutz gefährdeter Körperpartien (Schutz-Hände).
    b) ...

    A yacht in port is safe, but that's not what yachts are built for.

  • Komisch, die Schweizer sind immer so angenehm pragmatisch...und machen sich Gedanken um Dinge, die wesentlich sind. Gefällt mir sehr und es geht genau in die Richtung zur Lösung des (meines) Problems.

  • Zitat von almiko;169557

    Auf der eigenen Torlinie führt aber m.E. auch bei "Schutzhand" kein Weg an :rote_karte: vorbei.


    Wenn der Spieler sich auf der Linie die Hand vor die Weichteile hält, verhindert er doch kein Tor!? Jedenfalls normalerweise nicht, wenn er irgendwie schräg auf der Linie steht, mag das im Einzelfall denkbar sein, dann ist :rote_karte: auch klar, aber in aller Regel kommt der Ball ja von vorn, hätte die Weichteile getroffen und wäre auch ohne das Handspiel nicht ins Tor gegangen.


    Den FaD allein vom Tatort Torlinie abhängig zu machen, halte ich für zu einfach. Auch auf der Torlinie kann ein absichtliches Handspiel geschehen, ohne dass ein Tor verhindert wird, und dann ist auch kein FaD fällig.

  • Erstens bezieht sich "Schutzhand" ja nicht nur auf die männlichen Weichteile, sondern auch auf das Gesicht und die weibliche Brust.
    Zweitens wird durch das absichtliche Handspiel auf der eigenen Torlinie praktisch immer ein Tor verhindert.
    Drittens ist es spekulativ, ob ohne das absichtliche Handspiel ein anderes Körperteil das Tor verhindert hätte oder nicht. Solche Spekulationen anzustellen ist m.E. nicht Aufgabe des SR, denn sonst müsste man dies nicht nur bei "Schutzhand", sondern bei jedem absichtlichen Handspiel tun.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Wenn ein Spieler - wie meistens in diesen Situationen - frontal auf der Linie steht und sich die Hände vor die Eier - oder eine Spielerin vor die Brust - legt, brauche ich nicht zu spekulieren, ob der Ball nicht reingegangen wäre. Wie soll denn ein Ball ins Tor gehen, der ohne das Handspiel den Unterleib oder die Brust getroffen hätte? Vielleicht so wie diese Kugel? ;)


    Du drehst m.E. auch die "Beweislast" um. Um den FaD auszusprechen, müssen wir überzeugt sein, dass ein Tor verhindert wurde. Du verlangst eine Überzeugung davon, dass keins verhindert wurde, um die rote Karte stecken zu lassen. Ich finde das auch im Ergebnis unnötig, da übermäßig streng zu sein. Denn den Strafstoß gibt es ja ohnehin, und mit einer Verwarnung wegen unsportlichen Handspiels hat man bei Bedarf noch eine Abstufung zur Verfügung.

  • :rote_karte: gibt es nicht nur für eine Torverhinderung, sondern bereits für die Vereitelung einer offensichtlichen Torchance durch absichtliches Handspiel. Selbst wenn man der Ansicht ist, dass ohne die "Schutzhand" der Ball einen Körpertreffer gelandet hätte, bestand m.E. immer noch eine offensichtliche Chance, dass der Abpraller/Querschläger/Streifschuß im Tor gelandet wäre.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


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    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich stimme dennosius zu, bevor ich einen FaD ausspreche, muss ich davon überzeugt sein, dass eine klare Torchance verhindert wurde, ein grobes Foul vorlag usw. Soweit, wie hier unterstellt, die Hände wirklich nur vor den Körper gezogen werden und nach meiner Einschätzung auch der Flug des Balles gegenüber dem zu erwartenden Körperkontakt nicht wesentlich beeinflusst wird (Kontrast normale Hand <-> Faust), so sehe ich da wenig Spielraum für einen FaD und um ganz ehrlich zu sein wird regeltschnisch selbst das Eis für eine Verwarnung dünn, da ein durchaus "gesunder" Eigenschutz ohne jegliche Absicht einen Vorteil zu erzielen in der Regel nicht einmal unsportlich ist - und für Dummheit gibt es keine Verwarnung, allenfalls die Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffes kommt in Betracht ziehen, was aber vom Einzelfall abhängt.


    Vom Strafmaß her ist der fällige Strafstoß schon bitter genug, eine Verwarnung kann man sicher im Regelfall auch vertreten, für einen FaD muss ich aber wirklich Grund zur Annahme haben, dass der Ball ins Tor gegangen wäre bzw. ohne Handnutzung umgehend ins Tor hätte befördert werden können.

  • Zitat von almiko;169598

    bestand m.E. immer noch eine offensichtliche Chance, dass der Abpraller/Querschläger/Streifschuß im Tor gelandet wäre.


    Das verstehe ich nun gar nicht mehr. Wenn der Ball vom absichtlichen Handspiel einem Angreifer vor die Füße fällt (oder gar durch den Spin des Balles noch ins Tor), gibt es ggf. Vorteil.


    Tut er das nicht, ist die Annahme, dass der Ball vom Unterleib oder von der Brust einem Angreifer vor die Füße gefallen oder ins Tor gerollt wäre, obwohl er das von der Hand nicht getan hat, nun wirklich reine Spekulation. Die Torchance muss wohlgemerkt durch das Handspiel vereitelt werden und nicht dadurch, dass das Spiel durch den SR unterbrochen wird (deswegen ja ggf. Vorteil anwenden).

  • Ich stimme hier Manfred zu: der Strafstoß ist schon Strafe genug (weil eben die Hand sich zum Ball bewegt hat). Für eine persönliche Strafe seh ich da keinen Handlungsbedarf.

  • Aber irgendwie muss ich Borsig recht geben. Wenn bei einem Freistoß ein Spieler seine "Kronjuwelen" mit der Hand schützt und er bekommt den Ball an die Hand, würdet ihr dann einen Freistoß, oder sogar einen Strafstoß geben.