Benommener Spieler

  • Es kommt es vor, dass ein Spieler nach einem Zusammenprall noch etwas benommen wieder zu sich kommen muss bzw. sich noch schmerzerfüllt an sein Bein fasst. Wenn es ohnehin eine Spielruhe gibt (Abstoß zum Beispiel) fordere ich manchmal die ausführende Mannschaft auf, sich einen Moment Zeit zu lassen und kündige an, das Spiel per Pfiff fortzusetzen.


    Das klappt gut und wird von den Beteiligten gut angenommen. Nur- regelkonform ist das nicht- oder? Entweder ein Spieler ist noch verletzt- dann muss er das Feld verlassen (Torwart ausgenommen) und sich wieder anmelden oder er ist eben nicht verletzt- dann geht das Spiel aber auch unverzüglich weiter.
    In der dritten B-Jugendliga wird mein Unterbrechen gut akzeptiert- aber sollte ich das nicht spätestens in der Kreisliga sein lassen? Wie handhabt Ihr das?

  • Ich pfeife´, umd die Spielfortsetzung zu verhindern, gehe zu dem Spieler hin, und frage ihn ob er Behandlung benötigt. Entsprechend der Antwort geht es weiter. Hatte bisher auch noch keine Probleme damit, weil die Spieler wissen, dass sie ja da auch liegen könnten.

  • Zitat von Udo;166364

    Ich pfeife´, umd die Spielfortsetzung zu verhindern, gehe zu dem Spieler hin, und frage ihn ob er Behandlung benötigt. Entsprechend der Antwort geht es weiter. ...



    Ok- ich habe da eine Idee - dieses Hingehen und Fragen kann man ja auch etwas langsamer machen- somit wäre ich dann regeltechnisch wohl wieder im grünen Bereich.

  • Wenn das passiert, dann gehe ich zum Spieler hin und frage, ob er eine Behandlung benötigt. Verneint er das, entferne ich mich langsam von ihm, werfe nochmal einen Blick hin und wenn er steht, gehts weiter. Sollte das dann mal 10 Sekunden länger dauern, dann hatte ich bisher auch keine Probleme damit, den Mannschaften zu sagen, dass sie nen kurzen Moment warten sollen, notfalls mit Verweis auf die Nachspielzeit.
    Gehts dann allerdings immer noch nicht weiter, muss der Spieler eben runter.


    Aber da ich das Spiel in so nem Fall ohnehin mit Pfiff unterbrochen habe, darf keiner weiterspielen, ehe ich nicht nochmal pfeife ;)

  • Es sind alles sehr schöne Ideen.


    Da bei den Aufprall gegen einen Spieler Pforsten oder anderen gegenstand erleidet das Gehirn 3 Kollisionen. (1. gegen den Spieler 2. gegen die gegenüberliegende SChädelseite und schlussendlich der Aufprall auf dem boden).


    Da es bei sowas leicht zu einer Commotio Ceribri (schädel Hirn Trauma) kommen kann ist es immer für mich als Mediziner und SR nach so einen aufprall den Spieler weiter spielen zu lassen.


    Wenn ihr mal diese Situation habt, fragt doch mal dem Spieler nach dem Spiel ob er noch alles weiß und wenn ja, soll er die Situation erklären. Wenn er das nioct kann, hätte er nicht weiterspielen dürfen.


    Nunja Btt.


    Ich schicke jeden Spieler der einen solchen Unfall hatte ca 5 min vom platz. Grund ist der Eigenschutz der Spieler.

  • Zitat von trojanerplyr;166386

    ...


    Ich schicke jeden Spieler der einen solchen Unfall hatte ca 5 min vom platz. Grund ist der Eigenschutz der Spieler.



    Auch eine schöne Idee. Aber von der Regel nicht gedeckt. Nur der Spieler selbst entscheidet, ob er verletzt ist. In der Jugend setze ich mich auch darüber hinweg und schicke mal einen Spieler eigenmächtig nach draußen. Aber bei Senioren mit Regelkenntnis könnte das zu Problemen führen.

  • Ich hatte es schon mal geschrieben, wenn bei mir ein Spieler am Boden liegt und nicht sofort wieder aufsteht, kommt der Betreuer auf das Feld, ob der Spieler das will oder nicht! Wir SR tragen hier die Verantwortung für die Gesundheit des Spielers!
    Bei einem meiner Spiele lag plötzlich ein Spieler am Boden, ihm war die Zunge in den Hals gerutscht, was niemand ahnen konnte. Daher sofort Betreuer rein und Spieler danach raus, wo er dann wartet, bis ich ihn reinwinke.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Zitat

    Auch eine schöne Idee. Aber von der Regel nicht gedeckt. Nur der Spieler selbst entscheidet, ob er verletzt ist. In der Jugend setze ich mich auch darüber hinweg und schicke mal einen Spieler eigenmächtig nach draußen. Aber bei Senioren mit Regelkenntnis könnte das zu Problemen führen.



    Man könnte es, wenn man die Regel großzügig nimmt als gefährliches Spiel gegen sich selbst auslegen. Und unter dieser premise steht auch der Verband hinter der entscheidung ;)

  • Also wenn ein Spieler nach einem Zweikampf/Zusammenprall am Boden liegt, dann gehe ich hin und frage ihn ob er eine Behandlung benötigt, wenn er ja sagt ist ja klar was passiert, wenn er nein sagt gebe ich ihm etwas Zeit um sich wieder aufzurappeln. Wenn er nicht antwortet auf die Frage, stelle ich diese erneut, wenn immer noch keine Antwort kommt, dann gehe ich davon aus, dass der Spieler so schwer verletzt ist, dass er nicht antworten kann und rufe die Betreuer auf den Platz.

  • Zitat von trojanerplyr;166386

    Da es bei sowas leicht zu einer Commotio Ceribri (schädel Hirn Trauma) kommen kann ist es immer für mich als Mediziner und SR nach so einen aufprall den Spieler weiter spielen zu lassen.

    Um das medizinische noch ein bisschen zu entschärfen: Commotio cerebri kennt jeder unter einer "Gehirnerschütterung". Wie viele von euch ja wissen, glaube ich immer an das Gute im Spieler. Daher entscheide ich grundsätzlich ob ein Betreuer aufs Feld kommt, nachdem ich den betroffenen Spieler gefragt habe. Ich handhabe das grundsätzlich auch so, dass wenn ich keine Antwort bekomme, ein Betreuer aufs Spielfeld kommt. Aber einen 5 Minuten unten zu lassen halte ich regeltechnisch auch für fragwürdig. Ich habe immerhin kein Röntgenblick um evtl. Verletzungen im Kopf sehen zu können.

    FSK 6 Es gibt kein richtiges Mädchen
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  • Zitat von trojanerplyr;166414

    Man könnte es, wenn man die Regel großzügig nimmt als gefährliches Spiel gegen sich selbst auslegen.



    Dann gibt es idFS uns sofort weiter.


    Nochmal (drücke ich mich so missverständlich aus?):


    Sieht die Regel eine Möglichkeit vor, mit der der SR das Spiel einige Zeit unterbrechen kann, damit ein benommener Spieler ein paar Sekunden Zeit hat, wieder zu sich zu kommen?

  • Das Problem an sich ist doch, dass gerade in Deutschland die Unsitte eingerissen ist, sich nach den meisten verlorenen Zweikämpfen schreiend und wälzend auf den Boden zu werfen um eine Unterbrechung des Spieles zu erreichen. Es soll ja der ballführende Gegner den Ball ins Seitenaus befördern. Dann braucht sich ja nicht einmal der Schiedsrichter Gedanken über eine Unterbrechung zu machen. Und es ist auch leider den Schiedsrichtern nicht zuzumuten so viel Kenntnisse zu haben, dass sie auf Anhieb feststellen können, ob eine echte Verletzung vorliegt oder nur eine Täuschung. Aber hier geben die Regeln nichts Vernünftiges her. Wenn ein Spieler verlangt, dass er eine Behandlung braucht, dann ist sie halt anzufordern. Ich habe aber immer wieder Bauchweh dabei, wenn sich der vom Feld gegangene Spieler sofort nach Fortsetzung des Spieles wieder spielbereit anmeldet. Diese Spieler hätten eben keine Behandlung auf dem Feld gebraucht und hätten selbst das Feld verlassen können um draussen sich behandeln zu lassen. Natürlich ist es ein guter Trick den Spieler möglichst lange draussen warten zu lassen, aber überstrapazieren kann man dies ja auch nicht.


    Ein gutes Beispiel war die "Einlage", die die brasilianische Nationalspielerin Erica geliefert hat als sie sich vom Platz tragen ließ und sofort wieder von der Trage sprang um wieder am Spiel teilzunehmen. Ich bezweifle zwar, dass die von der Schiedsrichterin erteilte Verwarnung regelkonform war, aber vielleicht hat sie die Karte auch bekommen, weil sie Sekundenbruchteile vor der Zustimmung wieder aufs Feld gekommen ist. Aber sportlich richtig war diese Karte allenfalls. Im übrigen ist mir aufgefallen, dass das Liegenbleiben und Behandlungbrauchen eine klassische Männerkrankheit ist. Das sieht man bei Frauen wesentlich seltener.

  • Darum geht es hier doch aber gar nicht. Wir reden hier von einem Fall, in dem der Spieler offenbar einen Grund für seine Benommenheit hat, aber gern weiterspielen möchte ohne den Platz zu verlassen.
    Warum sollten wir dies nicht zulassen?
    Wenn der Spieler länger liegen geblieben wäre, wär ein Betreuer gekommen und er müsste eh runter.
    Hier berappelt sich der Spieler nur schnell, dann geht's aber weiter.
    Ich - als SR und Nicht-Mediziner - glaube nicht, dass fünf Minuten hier irgendeinen Unterschied machen würden.


    Durch die Anweisung das Feld zu verlassen usw. wird das Spiel vermutlich eher verzögert als durch kurzes Warten.
    Theoretisch warte ich halt kurz ehe der Spieler antworten kann, ob er weiter macht. Hier wird einem doch nie im Leben ein Strick draus gedreht.
    Auch auf dem Sportplatz möchte kein Mensch ein anderes Verhalten sehen als das kurze Warten. Niemandem schadet es.
    Aus meiner Sicht ist das Warten hier die richtige Lösung.

  • Wenn das Spiel unterbrochen wird (meistens eben durch Ausball, ob absichtlich oder nicht) und ein Spieler am Boden liegt, unterbinde ich die Spielfortsetzung und laufe hin und erkundige mich, ob er Behandlung braucht. Wenn ja, kommt jemand aufs Feld und er muss dann runter. Wenn nicht, bekommt er natürlich ein paar Sekunden, um sich zu berappeln und aufzustehen (wenn ich das nicht für Zeitschinderei halte). Sich minutenlang hinlegen und keine Behandlung wollen, geht natürlich nicht.


    Und ich denke schon, dass das regelkonform ist. Die Fortsetzung des Spiels ist stets nur mit Zustimmung des SRs möglich, auch wenn diese meistens (bei Einwürfen) stillschweigend erteilt wird. Und die Zustimmung solange zu versagen, bis man sich als SR versichert hat, dass ein Spieler gesund ist und spielen kann, ist m.E. ebenso richtig.


    Die Frage, die sich mir eher mal gestellt hat: Kann ich einen offensichtlich verletzten Spieler vom Spiel ausschließen, der unbedingt "auf die Zähne beißen" will, aber dauerhaft nur noch humpeln kann? Den Fall hatte ich nämlich mal - es hat seinen Trainer einiges an Überredungskunst (die ich zugelassen habe) gekostet, ihn vom Feld zu holen (er musste sein Team dann zu zehnt spielen lassen) - und ich habe mich hinterher gefragt, was zu tun gewesen wäre, wenn das nicht geholfen hätte?

  • Der Ausschluss eines verletzten Spielers vom Spiel ist rein regeltechnisch nicht leicht. (Siehe die Kanadierin, die sich die Nase brach; war das Kanada?) Allerdings würde ich mir das Recht herausnehmen, sofern ich eine Gefahr für den Spieler erkenne. Dazu gehören in jedem Fall Knochenbrüche und mögliche Gehirnerschütterung. Da gilt für mich, Gesundheit vor Spiel und selbiges geht auch nicht weiter, wenn ich eine Gefahr für den Spieler sehe.


    Dies ist allerdings sehr schwer einzuschätzen, da brauchts schon medizinische Kenntnisse, oder ein Gefühl für sowas. Schwierig.


    Ich hatte letzten Sonntag ein Beispiel. Ein Spieler ging zum Kopfball, traf den Ball und schlug dann hin und blieb liegen, so 2-3 Sekunden. Dann stand er langsam auf und taumelte umher. Das ist übrigens ein deutlicher Hinweis auf ein starkes Aua im Hirn :) Ich hab ihn runtergeschickt und mit dem Trainer gesprochen, dass er ihn bitte so lange auswechselt, bis er wieder grade laufen kann und keine Kopfschmerzen oder Übelkeit mehr hat. Der Spieler wollte erst nicht, kam danach aber nicht mehr zurück. Gehirnerschütterung eben :)

  • Wenn man beispielsweise in der F-Jugend sieht, dass ein Spieler womöglich ernsthafter verletzt sein sollte, aber nicht das Spielfeld verlassen will, sollte man sofort mit dem Trainer reden und eine Auswechslung empfehlen oder? Auch, wenn es zugegeben unwahrscheinlich ist, dass der Trainer selber dann noch kein Machtwort gesprochen hat und den verletzten Spieler rausgenommen hat.

  • Das scheint mir eher unwahrscheinlich, Salvato
    Gerade in der Bambini-Klasse kommen die Eltern / Betreuer / Zuschauer sofort auf den Platz,
    wenn sich ihr(e) Kleine(r) Aua gemacht hat.
    Die schauen dich meist böse an, wenn du ihnen sagst, dass ein Betreten erst bei Spielunterbrechung und
    auf Zeichen des SR´s gestattet ist.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Jaja, das sage ich schon gar nicht mehr, weil man die Reaktion der Eltern/Betreuer/Trainer schon erahnen kann.
    Für so unwahrscheinlich halte ich das Ganze gar nicht, weil in dem Alter gerade die Eltern ihre Kinder so sehr zu Ehrgeiz und Verbissenheit triezen. Da sagen die Eltern schonmal: "Ach komm Junge, so schlimm war es jetzt auch nicht." Was sich die ehrgeizigen "Starspieler", die sich ihrem Jubel nach Toren zu urteilen ja sowieso schon in der Bundesliga befinden, nich zweimal sagen lassen und zurück aufs Spielfeld flitzen. So ist es bei uns zumindest.