Eindrücke der Kreisjugendspruchkammersitzung

  • Gestern hatte ich meine erste Kreisjugendspruchkammersitzung, an der ich als Zeuge / SR teilgenommen habe.


    Zur Vorgeschichte: Ich habe letztens einen Trainer der Sportanlage verwiesen, da er sich zunächst ordentlich mit dem gegnerischen Trainer in die Haare bekommen hatte und mir anschließend unterstellte, "sie nicht mehr alle zu haben" und danach sogar, im Vorfeld für das Spiel Geld vom Gegner bekommen zu haben.


    Dementsprechend kam es zur Anklage vor der Kreisjugendspruchkammer wegen grob unsportlichen Verhaltens in Tateinheit mit Unterstellung der Bestechung des Schiedsrichters. Die Sitzung wurde sehr kurzfristig angesetzt, die besondere Eilbedürftigkeit wurde im Vorfeld festgestellt.


    Ich hatte mir die Spruchkammerverhandlung anders vorgestellt, als sie in Wirklichkeit war. Ich hatte nocheinmal den Spielverlauf en detail sauber aufgeschrieben und mich auf eine ausführliche Aussage vorbereitet.


    Schließlich kam es dann zur Verhandlung. Nach Kontrolle der Anwesenheit und Legitimation wurden die Zeugen aus dem Saal geschickt und das Sportgericht befragte den verdächtigen Trainer. Nach ca. 10 Minuten wurden dann die Zeugen in den Saal geholt - aber keiner von ihnen mehr gehört. Das Sportgericht teilte mir mit, dass die Aussagen des Trainers und mein Spielbericht weitgehend konform gehen und deswegen auf eine Anhörung von Zeugen verzichtet wird. Anträge wurden auch nicht gestellt, sodass die versammelte Mannschaft den Saal wieder verlassen konnte.


    Schließlich wurde das - für mich überraschend harte - Urteil gefällt (250 € Geldstrafe + Kosten des Verfahrens). Der Vorsitzende sagte in der Urteilsbegründung, dass ein Spieler mit einer vergleichbaren Aussage mindestens 6 Monate (!!) gesperrt worden wäre. Der Trainer verabschiedete sich freundlich, allerdings ohne sich einmal bei mir entschuldigt zu haben.


    Was blieb, war auf der einen Seite die positive Erkenntnis, dass von einem "Schmusekurs" der Spruchkammer nichts zu bemerken war und die Strafe schon abschreckend hoch ausgefallen ist. Auf der anderen Seite frage ich mich aber, ob man die Sitzungen nicht "ökonomischer" ansetzen kann, denn es waren ca. 10 Zeugen anwesend (jeweils Trainer, Co-Trainer, Spielführer, Vereinsvorsitzender; dazu ich als SR), die alle nicht befragt worden sind. Alle Beteiligten hatten eine sehr weite Anfahrt (ich ca. 100 km, die eine Mannschaft sogar 160 km) und einen Dienstag Abend "im Anbruch".

  • Hätte der Trainer Deine Darstellung bestritten, wären die Zeugen auch gehört worden, da er geständig war, wurde darauf verzichtet. Die Geldstrafe ist tatsächlich heftig, denn zumindest im FSA werden im Juniorenbereich die Geldstrafen gegenüber dem Seniorenbereich halbiert, so dass die höchste Geldstrafe, die ich von unserem Jugendsportgericht kenne, 100€ betrug. Andererseits ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum der Trainer nicht - wie ein Spieler - gesperrt wurde, das habe ich bei unserem Jugendsportgericht selbst schon miterlebt.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)