Torwart fängt den Ball in der Luft außerhalb des Strafraums

  • Zitat von ChrisW

    4.2 Bei Vergehen in Bezug auf den Ball ist die Lage des Balles entscheidend:


    Zitat von KidRonnie;161425

    Doch. A_Kappis Beispiel ist deshalb so gut und richtig, weil es in dieser Situation (Handspiel kurz hinter der Torlinie, Ball noch nicht mit vollem Durchmesser über der Linie) eben auch zu Recht keinen SR-Ball gibt, sondern Rot und FaD.


    Richtig. Bei Torverhinderung wegen Handspiels, bei dem der Ball hinter der Torlinie gespielt wird, muss Rot und Strafstoß folgen. (So lautend auch die ÖFB Erläuterungen, danke ChrisW :))



    Zitat von KidRonnie;161425

    Sobald der Ball über der Linie ist, gibt es nur Tor und keine persönliche Strafe, da kein Vergehen. Es gibt kein strafbares Handspiel außerhalb des Spielfeldes.


    Im Übrigen ist das Spielen mit der Hand um ein Tor zu verhindern (auch wenn er den Ball hinter der Torlinie spielt, der Ball jedoch noch im Spiel ist) immer ein Vergehen, auch wenn der Ball nach dem Handspiel trotzdem ins Tor geht.


    Richtige Entscheidung wäre dann also, Vorteil - Tor. VW, wegen absichtlichem unsportlichem Handspiel und Anstoß.


    Ausgenommen ist der Fall, dass sich der Ball bereits zur Gänze im Tor befindet und danach der Ball noch mit der Hand gespielt wird. Da zu diesem Zeitpunkt das Spiel bereits unterbrochen ist, kann das Handspiel selbstredend nicht mehr unsportlich sein.

    Was ist der Unterschied zwischen einem Fussballer und einem Fussgänger? - Der Fussgänger geht bei grün, der Fussballer bei rot!

  • Zitat von ChrisW;161452

    Wenn auch unser Fall hier nicht ausdrücklich geschildert ist, wird die Lage des Balles als entscheidend angesehen.


    Also mein Obmann sieht es schonmal so wie ich. Ich halte das auch für eine gewagte Interpretation der österreichischen Anmerkungen. Die zielen doch ganz offensichtlich darauf ab, dass das Hereingreifen in den Strafraum Strafstoß gibt. Deswegen stellt sie ja auch auf den "Kontakt" ab. Und es gibt in Bezug auf verbotenes Spiel keine Definition der "Lage des Balls" als ganzem.

  • Ich will das Thema hier nochmal aufgreifen, weil mir das keine Ruhe gelassen hat und die Fragen ja wirklich interessant sind (finde ich zumindest) und die Antworten überraschend.


    Also:


    Im SR-Handbuch des DFB (S. 188) wird der "Kontaktort" als maßgeblicher Ort angegeben.


    Da ich aber ganz sicher sein wollte, habe ich mal einfach eine E-Mail an den DFB geschrieben und vom DFB-Schiedsrichter-Referenten Antwort bekommen.


    Meine Fragen:



    Die Antworten vom DFB:


    Zitat


    1) Direkter Freistoß.
    2) Schiedsrichter-Ball.


    M.E. beantwortet die Antwort auf Frage 2 auch die Frage nach dem Handspiel im Torinnenraum, wodurch ein Tor verhindert wird. Auch dies könnte demnach nur mit SR-Ball "geahndet" werden. Offen ist für mich dann aber die Frage nach der persönlichen Strafe sowie die Frage, ob der Torwart das darf (sein Sonderrecht gilt nach dem Wortlaut des Regelbuchs nur im Strafraum und nicht im Toraus oder Torinnenraum).

  • Ich halte nichts davon, die Namen Dritter in öffentlichen Internetforen zu diskutieren, schicke Dir (und jedem, der es sonst wissen will) den Namen aber per Privatnachricht.

  • Leider wurde dem DFB nicht die m.E. alles entscheidende Frage gestellt, nämlich die mit dem Stoppen des Balls mit der Hand knapp hinter der Torlinie. Ich denke mal da wäre dem DFB-Experten aufgefallen, dass man hier mit SR-Ball nicht dem Geist der Regeln entsprechen kann und in Analogie dazu wären dann auch die beiden anderen Antworten anders ausgefallen.
    Warum hast Du ausgerechnet die gravierendste Frage - immerhin geht es um Strafstoß + :rote_karte: - nicht gestellt?:confused:

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Zitat von almiko;162264

    Warum hast Du ausgerechnet die gravierendste Frage - immerhin geht es um Strafstoß + :rote_karte: - nicht gestellt?:confused:



    Ich habe die Frage gestellt, sie ist offenbar nicht verstanden worden, denn die Antwort war, dass es physikalisch unmöglich sei. Ich habe aber nochmal nachgehakt.


    Wie wir schon gesagt haben: SR-Ball gibt es auch, wenn außerhalb ein Bein gestellt wird. Auch das können gute Torchancen sein, wenn der Angreifer den (womöglich letzten) Verteidiger dort umlaufen will. Und auch dann ist das Ergebnis unbefriedigend.


    Oder nimm' folgende Situation: Ein Angreifer und der Torwart liegen (warum auch immer, passiert ja manchmal) im Torinnenraum, der Ball 1m vor der Torlinie. Der Stürmer rappelt sich zuerst wieder auf und will den Torinnenraum Richtung Ball verlassen. Der Torwart hält ihn mit den Händen am Fuß fest. Auch das gibt keinen Strafstoß, sondern nur SR-Ball.

  • Ich hätte bisher auch die Ausführungen von Andreas und den österreichischen Kollegen als korrekt angesehen. Die Antwort von Klaus Löw (?) überrascht mich dann schon.


    Der richtige Weg in solchen Regelfragen ist es aber, sie über den Verband an den DFB tragen zu lassen. Die Verbandslehrwarte werden dann auch bindende Antworten vom DFB erhalten.



    Zitat von KidRonnie;162260

    Haben morgen Verbandsleistungsprüfung und würde den Fall auch gerne mit Bernd Domurat diskutieren...



    Mach am besten eine Zeichnung dazu, so daß die Antwort "physikalisch unmöglich" ausgeschlossen werden kann. ;)

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Zitat von Stefan;162340

    Ich hätte bisher auch die Ausführungen von Andreas und den österreichischen Kollegen als korrekt angesehen.


    Ich finde leider den Link nicht wieder, aber bei meiner Google-Recherche habe ich in der Rubrik "ask a referee" beim US-Soccerverband die Antwort gefunden, dass der Torwart den Ball außerhalb des Strafraums mit der Hand berühren darf, solange der Ball die Strafraumlinie berührt.


    Der österreichischen Regelfrage mag ich das nicht zu entnehmen. Sie beantwortet m.E. nur die Frage, dass der Torwart außerhalb des Strafraums stehen und den Ball im Strafraum mit der Hand spielen darf - das hat in diesem Thread aber wohl niemand in Zweifel gezogen.


    Im Grunde ist es erstaunlich, dass es über unsere Frage hier so viel zu diskutieren gibt. Es ist m.E. eine nicht sonderlich absurde, sondern eher naheliegende Regelfrage, die komischerweise nicht eindeutig durch das Regelwerk und die verfügbaren schriftlichen Auslegungen (SR-Zeitung etc.) zu beantworten ist.

  • Zitat von ChrisW;161452


    4.2 Bei Vergehen in Bezug auf den Ball ist die Lage des Balles entscheidend:
    a) Ein verteidigender Feldspieler, der sich außerhalb des Strafraumes befindet, berührt absichtlich den im Strafraum befindlichen Ball mit der Hand, Kontakt war im Strafraum, daher Strafstoß.
    b) Der Tormann liegt im Strafraum und holt sich den außerhalb des Strafraumes liegenden Ball mit der Hand herein. Kontakt war außerhalb des Strafraumes, daher direkter Freistoß, wo der Kontakt mit der Hand erfolgte.



    Ich finde die Aussage der ÖFB-Erläuterungen eigentlich geradezu ausdrücklich.


    Zitat

    Bei Vergehen in Bezug auf den Ball ist die Lage des Balles entscheidend.


    Dass der Torwart den Ball jedenfalls spielen darf, sobald der Ball die Strafraumlinie auch nur anreißt und sich damit der Ball innerhalb des Strafraumes befindet, ist doch klar zu subsumieren.


    Ich weiß nicht, wie man es noch klarer ausdrücken und die Anweisung dennoch als eine Generalnorm formulieren kann.


    Da bereiten mir die Auslegungen und zum Teil haarsträubenden Lehrmeinungen über Normen des ABGB und dergleichen Dinge ehrlich gesagt mehr Kopfzerbrechen :D

    Was ist der Unterschied zwischen einem Fussballer und einem Fussgänger? - Der Fussgänger geht bei grün, der Fussballer bei rot!

  • Wie gesagt: Ich bin mir nicht sicher, ob mit "Lage des Balls" wirklich gemeint ist, ob der Ball noch/schon eine bestimmte Zone des Feldes berührt. Ich denke eher, es soll nur die Abgrenzung zur "Lage des Spielers" erfolgen.


    "Freistoß, wo der Kontakt mit der Hand erfolgte" spricht nämlich vielleicht ebensogut für die Gegenauffassung. Gerade, weil im Satz vorher "Kontakt am Gegner" steht (womit klargestellt wird, dass es nur Freistoß gibt, wenn der Verteidiger dem Angreifer gegen das außerhalb des Strafraums stehende Bein tritt, während das andere auf der Linie ist).


    Und beide Beispiele betreffen nicht unsere Fragestellung hier, sondern sind unstreitig.


    Deswegen glaube ich, dass es bei der Anweisung überhaupt nicht um unsere Frage geht, sondern darum, dass z.B. der Torwart den Ball nicht mit der Hand spielen darf, nur weil er selbst sich im Strafraum befindet, der Ball aber außerhalb.


    Vielleicht können die österreichischen Kameraden aber mal einfach beim ÖFB nachfragen?

  • Also: Auch die Nachfrage bei Bernd Domurat hat ergeben, dass die Lage des Balles in unseren diskutierten Fällen maßgeblich ist. Devise: Immer zum größtmöglichen Nachteil des Regelübertreters. (beim Torhüter, der den Ball im Strafraum "von außen" berührt, gibt es kein Vergehen.)


    Die Antworten des "DFB" sind falsch. Der betreffende Herr ist zwar für die SR insgesamt beim DFB zuständig und verantwortlich, aber nicht als Experte für Regelfragen.

  • Manfred
    ...stand ich dann immer hinter der Torlinie (tja, wenn man halt alleine pfeifen muss) - und wenn mir da was über den Kopf fliegt weiß ich, dass der Ball aus war, egal, wo der dann gelandet ist...


    Im Falle eines Eckballes von rechts ist es besser NICHT zwischen Eckballausführenden Spieler und Tor zu stehen, sondern an der anderen Seite des Tores. Dadurch kann man den Strafraum gut überblicken und auch sehen ob der Eckball die Torauslinie überschreitet.


    Dann sofort zurück ins Spielfeld sprinten.


    Ohne Assistenten ist es schwer zu erkennen, wo der Ball abgefangen wird. Auf alle Fälle gibt es eine DF. Falls kein Verteidiger in der Nähe des Stürmers ist, bekommt der TW die rote Karte.

  • Interessant ist in diesem Zusammenhang auch diese Ausarbeitung von Ubbo Voss. Auch dort wird die Lage des Balles als maßgeblich angegeben.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Dort heißt es "Einer Schiedsrichtergruppe aus Hannover gebührt das Verdienst, eine neue Regelfrage kreiert zu haben" - einen Teil dieser Blumen gebe ich gern ans Forum weiter, denn auch von hier kamen ja sachdienliche Gedanken dazu.


    Immerhin haben wir jetzt eine Antwort auf die wichtigste Frage.


    Wenn der Ball das Spielfeld "verlängert", muss er wohl auch den Strafraum verlängern, was bedeutet: Solange der Ball die Strafraumlinie berührt (aber aus dem Strafraum herausragt), darf der Torwart ihn auch außerhalb des Strafraums mit der Hand berühren, und wenn ein Verteidiger-Feldspieler dies tut, gibt es Strafstoß. Das gilt dann nicht nur für die "Verlängerung" in den Netzraum hinein, sondern auch aufs Spielfeld.


    Der Ball hat einen Durchmesser von immerhin rund 25cm. Das bedeutet, dass ein Handspiel 20cm außerhalb des Strafraums noch Strafstoß geben kann, bzw. ein Handspiel des Torwarts dort noch erlaubt sein kann. Das macht es für den SRA nicht einfacher, den Ort des Vergehens richtig zu sehen.


    Wenigstens wissen wir jetzt, was Sache ist und ich kann wieder ruhig schlafen ;)