Torwart fängt den Ball in der Luft außerhalb des Strafraums

  • Hallo zusammen,

    Keeper steht mit beiden Beinen im eigenem Strafraum und fängt den Ball, welcher sich im Anflug auf ihn befinden mit beiden Händen.
    Der Ball befand sich beim Abfangen in der Luft ca. 50cm außerhalb der Strafraums.
    Das Leder wurde zuletzt von einem Gegenspieler berührt.


    Erlaubt?

  • Dachte ich mir...Am WE ließ ein Kollege (ca. 10 Jahre SR), weiterlaufen,also Abschlag,keiner beschwerte sich auch... Er hat es so überzeugend angezeigt...dass hat mich selber irritiert und überzeugt in dem Moment :trink:

  • Vielleicht war der Ball ja doch nicht mit dem ganzen Durchmesser über der Strafraumlinie... :)
    Im Zweifel bei sowas (gerade wenn es nicht um versuchte Torverhinderung geht) WEITERSPIELEN!

  • Ich gehe sogar noch weiter: Ist es wirklich wichtig, wo der Ball war? Oder kommt es nicht mehr darauf an, wie der Kollege es wahrgenommen hat?


    50 Zentimeter klingen zunächst viel, aber gerade im Luftraum ist das ganz schwer zu entscheiden - und im Zweifelsfall geht es, da stimme ich KidRonnie zu, weiter.


    Ich hatte am Wochenende gleich mehrere Eckstöße, bei denen es knapp war; da die Jungs aber die Eigenschaft hatten, die oft so knapp zu spielen, stand ich dann immer hinter der Torlinie (tja, wenn man halt alleine pfeifen muss) - und wenn mir da was über den Kopf fliegt weiß ich, dass der Ball aus war, egal, wo der dann gelandet ist. Den Trainer (nahe der Mittellinie) und einige Spieler (so etwa Höhe Strafstoßpunkt) hat das zwar nicht beeindruckt und die meinten reklamieren zu müssen, was für mich aber - und jetzt komme ich zurück zum Thema - eindeutig deren Wahrnehmungsproblem war. Ist es daher wirklich sicher, dass der Ball wirklich 50 cm außerhalb des Strafraumes gefangen wurde?


    Wenn es zudem mit Abstoß weiterging, war der Ball vielleicht im Toraus? Dann wäre es ja völlig egal gewesen, wo der Torwart den Ball fängt, wenn dieser das Spielfeld bereits verlassen hatte.

  • Gut, dann eben noch im Spiel - was aber nichts an den grundsätzlichen Aussagen über die Wahrnehmung ändert.

  • Regeltechnisch entscheidend ist, wo die Ballberührung stattfindet. Dafür muss der Ball nicht mit ganzem Durchmesser über die Strafraumlinie sein. Es genügt, wenn der Ball einen Zentimeter über die Linie ist, wenn der Torwart ihn dort mit der Hand berührt.

  • Doch er muss völlig, also mit kompletten Durchmesser über der Strafraumlinie sein, damit es ein verbotenes Handspiel sein kann. Die Linie gehört sichließlich zum Strafraum und in dem darf der Torwart den Ball mit der Hand spielen.

  • Nein, gigi, entscheidend ist doch, ob der Teil des Balles, den der Torwart absichtlich mit der Hand berührt, sich außerhalb des Strafraums, also jenseits der Strafraumlinie befindet. Es ist ja nicht zwingend so, dass der Torwart den Ball an der dem Strafraum zugewandten Seite anfasst, sondern er kann ja z.B. auch die Unterarme unter einem heranfliegenden Ball durchstrecken, um ihn "von hinten" mit den Händen an die Brust zu drücken.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Es heißt doch:


    Die Linien gehören zu dem Raum, den sie begrenzen.


    Ergo befindet sich ein Ball, der noch mit irgendeinem Teil auf der Linie ist, im Strafraum.
    Und ein Ball, der sich im Strafraum befindet, darf vom Torhüter aufgenommen werden.

  • Beispiel: Der Ball befindet sich mit einer Hälfte auf der Strafraumlinie und somit innerhalb des Strafraums und mit seiner anderen Hälfte jenseits der Strafraumlinie außerhalb des Strafraums.


    M.E. darf der Torwart den Ball dann nur an der Hälfte, die sich auf der Strafraumlinie befindet, absichtlich mit der Hand berühren.

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    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


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    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Deine Antwort war eine Antwort für die Praxis.
    Wie ist Deine Antwort als Lehrwart zu meinem Beispiel als Regelfrage in einem Regeltest (wo sie wohl nicht auftauchen wird)?

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  • Zitat von almiko;161290

    Beispiel: Der Ball befindet sich mit einer Hälfte auf der Strafraumlinie und somit innerhalb des Strafraums und mit seiner anderen Hälfte jenseits der Strafraumlinie außerhalb des Strafraums.


    M.E. darf der Torwart den Ball dann nur an der Hälfte, die sich auf der Strafraumlinie befindet, absichtlich mit der Hand berühren.



    In diesem Fall gibt es m.E. nach ausnahmsweise mal keine "Grauzone". Entweder der Ball ist innerhalb oder ausserhalb, somit darf der Torwart den Ball mit der Hand spielen, oder eben nicht. Sonst dürfte ein Ball, der die Torauslinie gerade noch eben berührt nicht an der Aussenseite gespielt werden, sondern nur auf der Seite, die noch innerhalb ist (und damit wäre es faktisch unmöglich, ihn im Spiel zu halten).


    Siehe Beispiel ganz rechts:


    [Blockierte Grafik: http://www.bfv.de/cms/img/Ball_in_oder_aus_rdax_210x147.jpg]

  • Um es noch einmal zu verdeutlichen:


    Ich stand seitlich am Staket ungefähr auf der Höhe des Strafraums. Der Ball war aus meiner Sicht definitiv so um die 50 cm vor der Strafraumlinie im Anflug.
    Also der Spieler schoss den Ball verzweifelt kurz nach der Mittelfeldlinie auf das besagte Tor…
    Kollege stand ihm Frontal zugerichtet und auch nicht unweit vom Mittelfeld mit Sicht auf den Torwart.

  • Zitat von A_Kappi;161301

    Sonst dürfte ein Ball, der die Torauslinie gerade noch eben berührt nicht an der Aussenseite gespielt werden, sondern nur auf der Seite, die noch innerhalb ist (und damit wäre es faktisch unmöglich, ihn im Spiel zu halten).


    Das Beispiel finde ich nicht gelungen, denn es ist nicht strafbar, den Ball ins oder im Aus zu spielen. Der Ball ist dann "nur" aus dem Spiel, was ein neutraler Vorgang ist, und dabei kommt es eben allein auf den Ball an und nicht auf den Spieler.


    Gegenfrage: Berührt ein Feldspieler den Ball, der sich nur teilweise außerhalb des Strafraums befindet, dort (also an dem Teil des Balls, der außerhalb ist) mit der Hand, würdest Du dann Strafstoß geben? Vermutlich nein, denn Ort des Vergehens ist außerhalb.


    Das gleiche gilt für den Torwart. Findet die Berührung außerhalb statt, gibt es Freistoß. Findet die Berührung innerhalb statt, ist das eigentlich durch Strafstoß zu ahndende Vergehen durch das Torwartrecht aufgehoben.


    Entscheidend beim Handspiel ist doch der Ort des Vergehens, und der ist dort, wo der Ball mit der Hand berührt wird, und nicht dort, wo der Ball sich befindet.


    Ich treibe aber durch Kombination beider Beispiele es mal auf die Spitze: Ein Spieler spielt einen Ball, der die Außenlinie nur halb überschritten hat, dort (also im Aus) mit der Hand. Was gibt's denn dann? dF scheidet m.E. aus, weil der Ort des Vergehens außerhalb ist. Weiterspielen? SR-Ball ("externes Hindernis")? idF wo Ball (wegen Unsportlichkeit, aber dann wäre die Verwarnung zwingend)?


    Edit: Man kann das übrigens noch einen Schritt weiter treiben: Was ist mit dem Torwart, der den Ball, der aus seinem Strafraum halb Richtung Toraus raus ist, im Toraus mit der Hand spielt? Dort hat er ja nach dem Wortlaut der Regel kein Sonderrecht. Wobei sich das hier noch mit gesundem Menschenverstand zugunsten des Torwarts lösen lässt, aber bei dem Beispiel vorher bin ich ratlos.

  • Was hatte ich noch einmal zur Wahrnehmung gesagt? Wenn der Schiri das so wahr genommen hat, hat er vollkommen richtig entschieden. Gerade wenn man ohne Assistenten pfeifen muss, steht draußen auch (fast) immer einer besser ...

  • Manfred, dass das ganze seeehr theoretisch wird und in der Praxis faktisch nie vorkommt ist jedem klar, denke ich. Dennoch finde ich die Diskussion interessant :)


    Das meinte ich mit


    Zitat von A_Kappi;161301

    In diesem Fall gibt es m.E. nach ausnahmsweise mal keine "Grauzone".



    Zitat von dennosius;161318


    Entscheidend beim Handspiel ist doch der Ort des Vergehens, und der ist dort, wo der Ball mit der Hand berührt wird, und nicht dort, wo der Ball sich befindet.


    Und genau da liegt m.E. nach der Knackpunkt: Die Regel kennt hier nur zwei unterschiedliche Fakten: Ball im Spiel oder Ball aus dem Spiel. Es ist also meiner Meinung nach unerheblich, an welcher Seite der Ball berührt wird, sondern ausschließlich, wo er sich befindet.


    Zitat von dennosius;161318


    Ich treibe aber durch Kombination beider Beispiele es mal auf die Spitze: Ein Spieler spielt einen Ball, der die Außenlinie nur halb überschritten hat, dort (also im Aus) mit der Hand.


    Siehe meine vorherige Antwort. Bei absichtlichem Handspiel kann es deshalb nur den dF geben. Eine Verwarnung ist situationsabhängig.


    Meines Erachtens nach kann es hier nur die Frage geben, wo sich der Ball befand, nicht von welcher Seite er letztendlich gespielt wird.

  • Ich stimme A_Kappi voll zu, denn die Regeln lassen nur diese Argumentation zu, auch wenn sie vielleicht anatürlich wirkt.


    Der Ball ist im Strafraum, wenn er mit einem Teil die begrenzende Linie berührt. D.h. ein größerer Teil des Balls kann durchaus außerhalb des Strafraums liegen, das ist irrelevant - der Ball ist in diesem Moment im Strafraum.


    Ein Ball im Strafraum darf vom Torwart mit der Hand gespielt werden.


    Das lässt gemäß der Regeln nur folgenden Schluss zu: Wenn der TW den Ball von "außen" berührt und diese Stelle nicht im Strafraum liegt, der Ball aber zu diesem Moment mit der anderen Seite die Strafraumlinie berührt, so liegt kein strafbares Vergehen vor, obwohl die Ballberührung mit der Hand außerhalb des Strafraums erfolgt.


    Die entgegenlautende Argumentation ist zwar die, die eher anzunehmen ist (und vielleicht auch eher im Sinne der Regel liegt), aber sie ist durch die Regeln einfach nicht gedeckt.