Eckstoß oder Abseits?

  • Folgende Situation konnte ich am Dienstag in der Bezirksliga beobachten:


    Heim schlägt einen Freistoß von der rechten Seite scharf aufs Tor. Der Ball wird von einem Verteidiger unbewusst abgelenkt (er wurde mehr oder weniger angeschossen / keine neue Spielsituation), macht eine Bogenlampe, und tickt 8 Meter seitlich versetzt vom Tor auf. Der Ball flog langsam in Richtung Toraus und die logische Spielfortsetzung wäre ein Eckstoß gewesen.


    Doch unmittelbar nach dem Aufticken trabte ein vorher schon im Abseits stehender Spieler gemütlich hinter dem Ball her, um diesen hinter der Torlinie für den folgenden Eckstoß aufzunehmen.
    Er machte keinerlei Anstalten den Ball spielen zu wollen, im Gegenteil: Der Spieler hatte seinen Arm erhoben und rief schon laut "Ecke!".


    Doch der Assistent hob die Fahne, der SR pfiff, und das Spiel wurde mit IdF für Gast wegen Abseits fortgesetzt.


    Wenn klar erkennbar ist das der im Abseits stehende Spieler den Ball in dieser Situation nicht spielen will, hättet ihr trotzdem die Fahne gehoben?

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Wenn der Spieler erst zum Ball geht, wenn dieser aus dem Spiel ist, dann würde ich die Fahne unten lassen. Wenn er aber schon zum Ball geht, wenn dieser noch im Feld gen Aus rollt, dann kommt die Fahne. Auch wenn er "Ecke" ruft. Er könnte ja einen Verteidiger behindern, der den Eckstoß noch verhindern möchte!

  • Nein, da er ja nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreift!

  • Beides ist vertretbar: Einerseits hat er nicht in das Spielgeschehen eingegriffen, andererseits war er aber offenbar der einzige Spieler, der den Ball hätte annehmen können, was ja auch ausreichend wäre. Taktisch geschickter und im Sinne der Regel wäre es sicher gewesen, hier auf Eckstoß zu entscheiden, nach dem Buchstaben der Regel ist aber auch Abseits nicht falsch.

  • Wenn klar erkennbar ist das der im Abseits stehende Spieler den Ball in dieser Situation nicht spielen will, hättet ihr trotzdem die Fahne gehoben?


    Ein klares Nein.
    1. War der Ball schon hinter der Linie, dann hat sich die Szene eh erledigt, da diese Spielsituation abgeschlossen war, weil Ball im Aus = Spielunterbrechung.


    2. In der Frage steckt doch die Antwort: Wenn der Spieler klar zu erkennen gibt, daß er den Ball nicht spielen will... dann bleibt die Fahne unten.


    3. Hier muß man nach dem Grundsatz "Wait and see" handeln. Wenn der Spieler doch noch vor Überschreiten der Torlinie an den Ball kommen sollte oder diesen spielen sollte, kann der Assistent die Fahne immer noch heben. In diesem Fall tat er dies nicht, also hätte die Fahne unten bleiben müssen.


    Fazit: Die Entscheidung des Assistenten war falsch und somit auch die Entscheidung des SR. Hier hätte es Eckstoß geben müssen.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Ich kann mich dem Pfeifer inhaltlich nur anschließen! Bravo!


    Der Spieler gibt klar zu erkennen, dass er den Ball nicht spielen will. Ein Assistent darf nur ein strafbares Abseits anzeigen.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • Hhm,
    begeht der im Abseits stehender Spieler durch sein Rufen nicht einen Verstoß gegen Regel 11


    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Zitat von Manfred;155878

    Beides ist vertretbar



    Nein, sorry Manfred, aber hier muss ich dir ganz energisch widersprechen! Der Spieler gibt ganz klar zu verstehen, dass er den Ball nicht spielen, also auch nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreifen will!


    Hier kann es nur eine Entscheidung geben: Eckball!

  • Christoph, ich bin inhaltlich durchaus bei Dir, da dies dem Sinn der Regel entspricht und ich denke, wir hätten beide auch so entschieden. Der reine Wortlaut erlaubt allerdings auch die getroffene Entscheidung, auch wenn ich sie für falsch halte - und nichts anderes hatte ich geschrieben.

  • Dass du es für falsch hältst, hattest du bisher nicht geschrieben. Nur, dass du es für nicht falsch hältst, auch auf Abseits zu entscheiden.


    Aber es geht ja hier auch nicht um den Regeltext, sondern um die Regelauslegung.


    Und hier kann es nur Eckstoß geben. Es beruhigt mich aber, dass wir inhaltlich das gleich beurteilen. :)

  • Also ich glaub, es auf die Situation ankommt. Wenn noch ein Verteidiger den Ball hätte spielen können, dann waäre Abseits richtig gewesen. Aber in diesem Beispiel Eckstß.
    Sowas ähnliches ist mir in meinem letzten C-Jgd Verbandsligaspiel mir auch passiert. Ein Stürmer steht klar im Abseits, aber er greift zuerst nicht ein. Der TW lenkt den Ball ab. Der Ball geht in Richtung Torauslinie. Dann läuft der Stürmer im Abseits los und ich wartete, bis er am Ball war. Und er kam noch dran, ergo Abseits. Man hat sich der Trainer aufgeregt.

  • Tja, zieht der Spieler nicht einen Vorteil aus seiner Stellung, indem er schneller beim Eckball ist? :D

  • Jaja der Pädagoge will immer schlichten.
    Ich denk das man in der Situation Eckball geben muss, es sei den ein Verteidiger ist durch den Zuruf Ecke irretiert. Wie immer muss man die Situation am besten selber sehen.
    Nach der Schilderung gebe ich Eckball!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)