Mein heutiges Spiel

  • Ich durfte heute das absolute Abstiegsduell in unserer Verbandsliga pfeifen. In der 1. HZ war davon allerdings nichts zu spüren, das Spiel plätscherte bei leichten Feld- und Chancenvorteilen für den Gast so vor sich hin. Die 2.HZ verlief in weiten Teilen ähnlich. In der 70. Minute dann eine regeltechnisch interessante Szene: ein Stürmer der Heimmannschaft drang in den Strafraum des Gegners ein und wurde dort vom Torwart in einen Zweikampf verwickelt (mit beiden Beinen voran zum Ball), der Stürmer schreit, fällt und bleibt liegen. Aus meiner Sicht spielte der TW klar den Ball, ließ also weiterspielen. Beim Blick zur Seitenlinie sah ich, dass mein SRA mit erhobener Fahne am Spielfeldrand stehen geblieben war. Ich also Spiel unterbrochen, zum SRA gelaufen, Rücksprache geführt und dann Strafstoß und gelbe Karte für den TW gegeben. Der SRA hatte aus der besseren Position erkannt, dass der TW zuerst die Beine des Stürmers und dann den Ball getroffen hatte. Ich habe mich dann der Ansicht meines Assistenten angeschlossen. Ich muss dazu sagen, dass ich meinen SRA's vor dem Spiel immer weitgehende Kompetenzen einräume, er also dementsprechend auch gehandelt hat. Ich bin der Meinung die SRA müssen ins Spiel weitgehend eingebunden und gefordert werden, an der Linie stehen und schön aussehen bringt mir gar nichts. Wenn ich an der Linie stehe, will ich mich schließlich auch im Rahmen meiner Pflichten und Rechte ins Spiel einbringen. Mit dem ruhigen Nachmittag war es allerdings dann vorbei. Am Ende des Spiels standen dann für die Heimmannschaft 4 gelbe und eine gelb-rote Karte und beim Gast vier gelbe Karten zu Buche. Hat aber trotzdem Spaß gemacht, das Wetter war ja ebenfalls herrlich. Ach so, das Spiel endete dann doch noch 1:1.
    Mich würde interessieren, ob ihr solche Situationen auch schon erlebt habt und wie ihr an meiner Stelle gehandelt hättet bzw. wie ihr eure SRA ins Spiel einbezieht.

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • Auch ich hatte eine Situation als SRA miterlebt. Es war die Partie Grüneberg gegen Storkow (1. Kreisklasse). In der 85. Minute verhängt mein Gespannsführer einen Freistoß gegen Storkow. Der foulende Spieler schießt vor Wut den Ball weg. Das dumme für ihn: Ich stand 2 Meter daneben, hatte also die Situation sehr gut im Blick. Der SR hatte die Situation nicht mitbekommen und ist dann zu mir rausgekommen. Ich habe dem SR den Sachverhalt erklärt und er verwarnte dann den Spieler, auf Grund meiner Sachfeststellung. Dieser Spieler war aber schon verwarnt und bekomm deshalb Gelb/Rot.

  • Ich pfeife nicht mit Gespann, stehe nur mal ab und zu an der Linie. Ich finde es aber gut, den Assistenen einzubeziehen. Er kann tlw. sicher besser sehen, als der Schiri. Und wenn er sich 100% sicher ist, sollte er es auch anzeigen.


    Ich finde, dass Du alles richtig gemacht hast, und es sicher auch Spaß macht, Dir zu assistieren.

  • Ich bemühe mich immer, die Assistenten weitgehend ins Spiel mit einzubeziehen. Das funktioniert über ständigen Blickkontakt, Daumen hoch bei kniffligen Entscheidungen, entsprechende Mimik und vorher abgesprochene Handzeichen oder ein Lächeln o.ä. So wird auch nach außen hin die Einigkeit und "Harmonie" des Teams gut sichtbar dargestellt. Und die "Nachbereitung" kommt natürlich auch nicht zu kurz. Meistens Pech für den Fahrer.;)

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • Wenn man seine Assistenten gut kennt, man schon öfters zusammen war und sich dementsprechend auch weitgehend vertrauen kann, kann man das sicherlich machen.


    In Berlin, wo es immer andere SRA gibt, ist es wohl ein bisschen problematischer. Da habe ich von Landesliga-SR schon einige Anekdoten gehört. Dass der SR in solch ähnlichen Situationen besser stand als der Assistent und plötzlich hebt der SRA die Fahne. Dann hat man den Salat...

  • Damit muss man halt leben. Ich habe auch häufig wechselnde Assistenten bzw. SR. Fehler macht jeder. Trotzdem muss man da eben dann auch gemeinsam durch. Ich sage mir immer, wir gehen zusammen aufs Spielfeld, machen gemeinsam Fehler und verlassen gemeinsam das Spielfeld wieder. Wichtig ist für mich, nach außen die Geschlossenheit des Teams zu demonstrieren, auch, wenn es mal nicht optimal läuft.
    Aber ich glaube, dass gehört schon langsam in einen anderen Thread.

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    Christian Morgenstern

  • Hallo.
    Aus eigener gemachter Erfahrung in einem Spiel in der Regionalliga Südwest der A-Jugend:
    Bei einem eingespielten Team ist ein solches Vorgehen in Ordung, andernfalls solllte der SR das Recht der letzten Entscheidung für sich behaupten. Ich habe nämlich in o. a. Spiel ein Foulspiel angezeigt, welches aus Sicht des SR allerdings keines war und was sich im Strafraum abspielte. Die Reklamationen waren da und es wäre fast eine spielentscheidende Szene gewesen.
    Man sollte also abschätzen, ob man dem Mann an der Linie blind vertraut oder ob er eher unsicher ist. In einem solchen Fall sollte man ihm auch die klare Anweisung geben, von Entscheidungen im Strafraum, außer es handelt sich um die Verhinderung eines Regelverstoßes, Abstand zu nehmen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Mir ist mal eine ähnliche Szene bei den C-Jgd. Landesmeisterschaften passiert.
    Dort treffen die jeweiligen Kreisauswahlteams des Landes SH aufeinander, die besten kommen dann in die Landesauswahl und das Turnier dauert eine Woche. Die besten Acht der insgesamt sechzehn SR dürfen dann am Finaltag pfeifen und jedes Spiel steht unter Beobachtung!!!
    Im Strafraum kommt also ein Stürmer von Team A zu Fall, als ich gerade weiterspielen Anzeige und dies zusätzlich nochmal rufe, reißt mein Assistent die Fahne hoch, mir blieb in der Situation trotzdem nichts anderes übrig als ihn zu überstimmen und weiterspielen zu lassen, denn es lag aus meiner Sicht eindeutig kein Foulspiel vor. Es hagelte natürlich Proteste aus allen Richtungen, denn schließlich hatte er ja die Fahne hochgerissen und das Spiel nahm an Härte zu, sodass es dann einige gelbe Karten gab und Schlussendlich auch noch ein Platzverweis.
    Nachdem Spiel wurde diese Situation natürlich durch den Beobachter in alle Einzelteile zerlegt und mein Assistent mußte sich einiges Anhören, denn auch aus Sicht des Beobachters lag dort kein Foulspiel vor.
    Tja das Ende vom Lied war dann das ich noch ein Finalspiel pfeifen durfte, mein Assistent war allerdings für kein Spiel mehr als SR eingeteilt und durfte nur noch einmal an die Fahne.
    Ist wirklich sehr unglücklich gelaufen, aber ließ sich leider nicht mehr ändern!!!

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Das ist eben, wie immer, alles situationsabhängig. Da der Assistent ein erfahrener SR-Kamerad ist und eine viel bessere Sicht auf den Zweikampf hatte (seitlich zum Tackling) habe ich mich der Entscheidung des SRA angeschlossen. Nach Spielschluss und mentaler Beruhigung haben sowohl die Bank als auch Zuschauer der "betroffenen" Mannschaft die Richtigkeit der Entscheidung bestätigt. So solle es auch sein.

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • Tja und bei uns waren die Gespanne halt jedesmal anders, denn erstens kam pro Kreis ein SR d. h. die wenigsten kannten sich überhaupt und und von den Erfahrungswerten des einzelnen war das halt auch sehr unterschiedlich, natürlich nicht unbedingt optimale Vorraussetzungen aber größtenteils hat das alles gut geklappt!!!

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Das ist bei uns im Verband auch nicht anders. Wir sind so 5-6 Kameraden, die häufiger als Team, mit wechselnden Rollen, in der VL angesetzt werden. In der Landesliga habe ich häufig wechselnde Assistenten, die ich oft zum ersten und zum letzten Mal sehe. Trotzdem habe ich bis jetzt noch mit keinem Probleme gehabt. Man merkt ja schon während des Spieles wie sich die SRA's verhalten und kann sich dann darauf einstellen. Aber die Schlechtesten (?) oder Unerfahrensten werden ja auch nicht angesetzt. Und Fehler macht jeder, ob SR oder SRA.

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    Christian Morgenstern

  • Zitat von Hallenser;9453

    Aber die Schlechtesten (?) oder Unerfahrensten werden ja auch nicht angesetzt. Und Fehler macht jeder, ob SR oder SRA.


    In der Verbandsliga wohl eher nicht, aber auf diesem Turnier konnte der jeweilige Kreis halt einen hoffnungsvollen Nachwuchs-Sr melden, allerdings war der Leistungs- u. Erfahrungsstand völlig unterschiedlich, daher war es schwer sich immer und immer wieder neu auf seine Kollegen einzustellen.
    Das jeder Fehler macht ist normal und soll auch nicht das Problem sein ,aber deshalb mußte ich ihn halt trotzdem überstimmen (auch wenn dies mit Sicherheit nicht gut aussah) und es traten dann auch noch die bereits geschilderten Folgen für ihn auf.
    Tat mir auf jeden Fall auch leid für ihn, aber es ließ sich in der Situation halt nicht mehr anders hinbiegen.

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Mein Kumpel Arbeiter hat es schon gesagt: In meinen Bremer und niedersächsischen Zeiten habe ich die SRA, die bei mir fest mitfuhren auch immer stark einbezogen. Davon pprofiiteren beide und nicht zuletzt das Spiel.
    Da waren wir ein echtes Sr-Team!


    Seit ich in Berlin bin, möchte ich die SRA nur eingeschränkt einbeziehen. Dieses wqechseln ständig. Es gbit keine festen SRAs. Denn es wurden mir schon Entscheidungen aufgezwungen, die ich selber besser geshen habe. Nur um die Außendarstellung zu wahren, habe ich sie übernommen.


    Das ewürde ich heute wohl auch nicht immer mehr machen.

  • Das ging mir auch schon so. Damit muss man dann eben leben und immer an das Gute im Menschen glauben. Wie gesagt, niemand ist fehlerfrei.:)
    Trotzdem sind die SRA's für mich starke Partner, die ich im Spiel entsprechend fordere. So wie ich ihnen vertraue, können auch sie davon ausgehen, dass ich sie entsprechend unterstütze.

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    Christian Morgenstern