Blatter fordert Diskussion um Hilfsmittel

  • Was ist denn "Unfähigkeit" oder "Zufallsschuss" für ne Aussage? Da erzielen Top-Spieler gegen tolle Abwehrleute und Torhüter legale Tore und du nennst sie unfähig, weil sie es eben nicht deutlicher geschafft haben? Hätte zum Beispiel deiner Meinung nach Frank Lampard weniger hoch schießen sollen - auch wenn ihn dann Neuer gehabt hätte?
    Sorry, Unsinn.


    Die Tortechnologie alleine ist nicht weitgehend genug, stimme ich dir zu. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und ein falsches Tor ist (evtl. neben einem falschen frühen Platzverweis) die schwerstmögliche Fehlentscheidung im Fußball. Hier anzusetzen ist richtig. Eine Fehlentscheidung beim Abseits, beim Handelfmeter etc. muss auch erstmal zu einem Tor führen, hier ist direkt ein Tor aberkannt/falsch gegeben.


    Dazu kommt: Handelfmeter und Abseitssituationen werden von Top-SR und Top-SRA zum allergrößtem Teil richtig bewertet. Die knappen Torliniensituationen sind aber menschlich einfach nicht lösbar, Experiment Torrichter hat es gezeigt.


    Und die Kosten im Top-Bereich sind dafür nur Peanuts. Da kostet jeder Spieler das Tausendfache. Wenn das der Preis ist um eine seltene Entscheidung richtig zu haben dann ist es so, wenn es Probleme mit dem Geld dafür gibt würden sich die entsprechenden Clubs melden. Vom Amateurfußball ist das eh noch so unglaublich weit entfernt, ich pfeife nichtmal mit SRA...

  • "Vom Amateurfußball ist das eh noch so unglaublich weit entfernt"
    Und ich dachte immer, die Regeln sind für alle Mannschaften, egal in welcher Liga, gleich! Wie soll ein kleiner Verein in der Betonliga das finanziell stemmen?
    Man hatte doch mit dem Chip schon mal einen Test gemacht, als dann plötzlich der Chip sagte, klares Tor, der Ball mit Chip sich aber im Mittelfeld befand....!!?
    Was ist, wenn der Chip während des Spieles seinen Dienst quittiert und genau dann kommt so eine Situation? Wird das Spiel dann wiederholt?

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Der Chip, der bei der Mittellinie "Tor" schreit ist genauso wahrscheinlich wie der SRA, der besoffen in der selben Situation ins Headset "Tor" schreit. Beides ist mit einem gewissen Maße an Qualitätssicherung leicht vermeidbar.


    Außerdem, was macht der Schiedsrichter dessen Chip im Ball offensichtlich falsch Tor anzeigt? Er lässt weiterspielen...

  • Entweder die Technik funktioniert 100% einwandfrei, dann haben wir tatsächlich etwas gewonnen. Gibt es aber auch da immer noch Fehler (z.B. Chip sagt Tor obwohl Ball vielleicht erst 7/8 über der Linie), dann ist diese neue Technik einfach pure Geldverschwendung.


    Gut finde ich jedoch, dass die Torrichter weiterhin eingesetzt werden sollen.

  • Ich wiederhole noch einmal meinen Standpunkt:


    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch bei dieser Technik der erste Fehler nachgewiesen wird - allerdings kann es länger dauern.


    Zudem beseitigen wir nur eine Fehlerquelle, die höchst selten Wirkung zeigt. Spannender sind die Szenen, die weitaus öfter vorkommen wie etwa ein Foulspiel, eine Abseitsstellung usw. Hier würde nur der Videobeweis helfen, wobei auch dessen Aufklärungsquote nie 100 % betragen wird. Und meine Meinung zum Videobeweis - nur für Vorfälle, die der SR nicht sehen konnte oder als Hilfsmittel zur Festlegung des Strafmaßes - ist wohl auch hinreichend bekannt.

  • Bei der Torkamera würde wieder eine "Instanz" die Entscheidung treffen, wobei ja auch schon wieder die Fehlerquelle einfach weiter übertragen wird. Die Fehleranzahl würde sich dann zwar erheblich minimieren, aber bei ganz schwierigen Entscheidungen wäre keine 100 prozentige Sicherheit vorhanden. Von daher Chip im Ball ftw ;)

    Stimmt so nicht, da auch bei den fest installierten Kameras die Software die Entscheidung trifft und dem SR elektronisch signalisiert.


    Und auch den Chip im Ball wird es nicht geben, sondern es handelt sich nur um 3 Antennen :whistling:

  • Albern ist auch die Testphase. Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade bei den zwei Turnieren strittige Torsituationen auftreten, ist äußerst gering. Es wird so sein, dass klare Tore dem SR durch Piepsen bestätigt werden, toll.


    Dass die Technik funktioniert, steht m. E. fest. Um sie zu testen, bedarf es keiner zweier Turnierchen. Man könnte sie schon längst einsetzen, wo die jeweiligen Verbände das notwendige Kleingeld dafür haben. Zudem wäre sie auch keine grundsätzliche Regeländerung.


    Ich bleib dabei: Die "Testphase" ist reine Zeitschinderei um das Fußballvolk bzw. einen Teil davon erst einmal ruhig zu stellen.

  • Mark: Also ich weiß ja nicht ob du schon mal wissentschaftlich gearbeit hast, aber so eine Testphase ist sehr wichtig. In erster Linie gehts bei so einer Testphase nicht darum, um ein "Knappes Tor" zu entscheiden, sondern ob das System während eines Spiels und all seinen Einflüssen einwandfrei funktioniert. Man diese Daten auch dann verwenden, wenn "normale" Tore fallen.Bei der Auswertung der Testphase werden dann ja auch sicherlich Fernsehbilder berücksichtigt. So kann genau ermittlet werden in welchen Bruchteil einer Sekunde das System auf Tor entscheidet. Somit ist das für das Sytem grundsätzlich egal ob die Entscheidung knapp war oder halt nicht. Jedes technische Sytem wird einer ausgedehnten Testreihe unterzogen. Das Hauptproblem wird meiner Ansicht nach sein, die Antennen im Ball relativ stabil anzuortnen und das für eine Vielzahl von Bällen auch noch gleich. Das heisst jeder Ball müsste im Vorfeld kalibriert werden. Es müsste ein Sensorsystem entwickelt werden, das permanent die Position dieser Antennen im Ball ermittelt, weil sich ein Ball ja auch verformt beim Schuss und seine Rundheit nicht sichergestellt werden kann.Aber das kann man in jedem Fall lösen. und ich merke gerade ich geh zu sehr ins Detail und verfange mich gerade in technischen Details...also lass ich :)


    Kurzform: Testphase ist extrem wichtig!!! Und die Unterstellung dies als Zeitschinderei zu betrachten ist mehr als unqualifiziert. Aber dies ist meine(wissentschaftliche) Meinung...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • derMoeller: Ich gehe davon aus, dass das System schon längst in Freundschafts- oder Trainingsspielen auf Herz und Nieren getestet wurde, ohne dass wir es mitbekommen haben. Ich kann mich auch täuschen, dann wäre deine wissenschaftliche Betrachtung sicherlich richtig. Ansonsten bleibe ich bei meiner unqualifizierten Unterstellung (Privat und ironisch: Und was ist denn die Voraussetzung, um sich für "Unterstellungen" zu qualifizieren?:) )

  • Wenn schon, dann halte ich den Chip im Ball für besser als die Torkamera, denn wenn der Torwart den Ball unter sich begräbt, nützt die beste Torkamera gar nichts.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Und was ist denn die Voraussetzung, um sich für "Unterstellungen" zu qualifizieren?:) )


    Ganz einfach: Mit Fakten belegen und nicht einfach etwas behaupten... :)

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Leute, wir können jetzt hier mit Mutmaßungen über die technische Zuverlässigkeit um uns werfen, die Motive der FIFA vermuten und darüber streiten, ob eine weitere Testphase sinnvoll ist, aber: Was die Technologie angeht, wurde ein großer Schritt getan, da zum ersten Mal von Seiten der FIFA klar Stellung pro Technologie bezogen wurde.
    Testläufe sind meiner Meinung nach so lange sinnvoll, wie es Zweifel an der Funktionalität unter allen möglichen Umständen gibt. Es wäre schließlich fatal, wenn man die Technik in einer Hauruck-Aktion flächendeckend einführt, sich dann aber doch gravierende Mängel in der Praxis zeigen. Es ist daher wohl eher sinnvoll, bei einigen Turnieren mit diesem Standard zu operieren und dann weiter zu sehen.


    Was ich allerdings viel interessanter finde, ist die Aussage, dass es sich sowohl bei HawkEye als auch bei GoalRef nur um Assistenzsysteme handeln soll. Die finale Entscheidung, so stand es in einem Artikel, würde weiterhin beim Schiedsrichter(team) liegen. Heißt also: Selbst wenn das System ein Tor anzeigt, muss der Schiedsrichter noch lange nicht so entscheiden - überspitzt könnte man sagen: Er darf das System nach eigenem Gutdünken überstimmen. Ist das jetzt noch der richtige Weg? Zugeständnis an die Puristen, die sagen, dass man das Spiel niemals der (störanfälligen) Technik überlassen darf? Oder sollte man doch gleich Nägel mit Köpfen machen und diese Entscheidung allein Computer-gesteuert vornehmen lassen? :flieh:

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Das vollständige automatisieren halte ich nicht für sinnvoll. Bspw. kann ein stark von der Seite in das Tornetz geschlagener Ball sich physikalisch im Raum des Tores befinden, aber halt noch außerhalb des Netzes. Hier wäre eine automatische Torentscheidung fatal. Im Endeffekt kommt es doch darauf an, welchen genauen Entscheidungsspielraum dann die endgültigen Anweisungen enthalten.

  • Bei allen technischen Entscheidungen hat der SR das letzte Wort. Beim Chip im Ball bekommt der SR einen Hinweis (z.B. auf seine Uhr). Wenn der Ball eindeutig nicht im Tor war, gibt der SR das Tor eben auch nicht.


    Die Tor-Entscheidung wird ja nicht direkt vom Computer auf die Stadionleinwand projiziert, sondern entweder dem SR oder einem anderen neutralen Offiziellen mitgeteilt, der das Spiel verfolgt. Insofern kann es zu keinen Phantom-Toren durch das System kommen. Was aber natürlich passieren kann, ist, dass das System bei knappen Situationen versagt und der SR somit eine falsche Entscheidung trifft, die durch die Fernsehbilder später widerlegt werden. Und dann geht die ganze Diskussion von vorne los, nur mit viel mehr Zunder á la "und wir haben doch von Anfang an gesagt ... "

  • Sorry, aber wenn der SR doch eh das letzte Wort bei der Entscheidung hat, warum macht man dann so einen Hype um die Technik ??
    Irgendwie erschließt mir so einiges nicht !


    Wenn die Technik sagt TOR und der SR lässt weiterlaufen, weil er es "besser" gesehen hat,
    dann ist mal richtig Kirmes angesagt !
    Also was lernen wir daraus:
    Der SR wird sich immer auf die Technik verlassen, primär zum Eigenschutz ! Der s.g. Weg des niedrigsten Widerstands !


    Ist das im Sinne des Erfinders, sich zu 1000% von der Technik abhängig zu machen ??

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Bei einer knappen Entscheidung wird der SR natürlich immer der Technik folgen. Wenn die Technik aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit richtig liegt (bspw. 999 von 1000 bewerteten Situationen richtig, oder so), und nur dann wird sie ja auch eingeführt werden, ist das ja auch richtig.


    Wenn aber die Uhr piept und Tor anzeigt, obwohl der Bal von der Seite gegen das Netz geschossen wurde (gutes und mMn realistisches Beispiel von Airbag), gibt der SR das Tor natürlich nicht. Ist ja rein prinzipiell schon was anderes als wenn der Ball auf der Linie liegt, die Uhr piept und der SR trotzdem kein Tor gibt.

  • Zunächst fand ich die Einführung der Torerkennungstechnik doof, weil es den Fußball weiter synthetisiert und die Anzahl der spielentscheidenen Fehlentscheidungen (auch nicht jede korrekte Tor/kein Tor-Entscheidung ist spielentscheidend, siehe 2. Liga Duisburg 4-0) nur unwesentlich verringert wird.


    Aber was kommt jetzt nicht alles tolles auf uns zu: Ganze Turniere, wo es nicht eine strittige Situation geben wird. Dann wiederum Situationen, wo die TorTechnik dem SR ein Tor, signalisiert, und der SR dann das Tor wie Ansgar schon geschrieben hat auf jeden Fall anerkennt aber die restlichen 70 Min völlig verunsichert ist, weil das Vertrauen in die Technik noch nicht da ist.


    Und es wird spektakuläre Fehlentscheidungen der Technik geben. Auf die Diskussionen und das Einprügeln auf alle beteiligten freue ich mich heute schon. Brot und Spiele für mich.


    Da kommt dann ein TW mit Helm, dessen Kevlar-HighTech-Raumfahrt-metallbedampft-osmotisches Stabilisierungsgewebe permanent das elektrische Feld des GoalRef stört.
    Oder 4 Spieler verdecken den Ball, dass keine der 38 Kameras im Stadion und auch das HawkEye das Tor nicht sieht.
    Nur Oma Käthe, die sich auf dem Heimflug vom Klassentreffen auf Malle im Linienflug über dem Stadion befand, hat zufällig ein Bild aus dem Flieger geschossen. Und was sieht man auf dem Bild ihres iPhones S2000 mit 90fachem Zoom und 256MegaPixeln Auflösung?


    Leute- das wird ein Spaß.